Fall bei Lüneburg Polizei ohne heiße Spur zu weiteren Taten von Göhrde-Mörder Von dpa | 26.11.2024, 14:36 Uhr
Immer wieder gibt es Mutmaßungen, ob der Göhrde-Mörder für weitere Verbrechen in Norddeutschland verantwortlich ist. Die Lüneburger Polizei hat dafür keine konkreten Hinweise.
Ein ehemaliger Friedhofsgärtner aus Lüneburg soll Ende der 1980er Jahre mindestens fünf Menschen ermordet haben und immer wieder gibt es den Verdacht auf mögliche weitere Verbrechen in Norddeutschland. „Wir haben keine heiße Spur in Zusammenhang mit den Göhrde-Morden“, sagte jedoch Polizeisprecherin Julia Graefe nun. „Wir gehen jedem Hinweis nach.“
Untersucht werden mögliche Verbindungen zu weiteren Taten, in Lüneburg laufen in der Clearing-Stelle die Ermittlungen zusammen. 181 alte Fälle im norddeutschen Raum - sogenannte Cold Cases - würden von sechs Beamten in der Polizeidirektion Lüneburg bearbeitet, führte Graefe aus. Zuletzt hatte der NDR berichtet, dass es einen Hinweis zu zwei 1991 getöteten Frauen in Schwerin gegeben habe. Auch wird immer wieder spekuliert, ob es eine Verbindung zu Morden im Raum Cuxhaven gibt. In den 1970er und 1980er Jahren verschwanden dort mehrere junge Disco-Besucherinnen.
Der frühere Friedhofsgärtner gilt nicht nur als Verantwortlicher für zwei Doppelmorde 1989 in der Göhrde im Landkreis Lüchow-Dannenberg. Unter einer Garage wurde auf dem ehemaligen Grundstück des Mannes im Herbst 2017 am Stadtrand von Lüneburg zudem die Leiche einer 1989 verschwundenen Frau gefunden.
Der Gärtner brachte sich 1993 in Untersuchungshaft um, wo er wegen anderer Vorwürfe einsaß. Die Suche nach einem möglichen Komplizen blieb erfolglos. Im Mai 2019 stellte die Polizei zahlreiche Asservate aus dem früheren Haus des Mannes ins Internet, darunter ausgegrabene Handtaschen und Schuhe.
Claudia Lade und Antje Mundstock 1991 ermordet: Schlug der Göhrde-Mörder auch in Schwerin zu?
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Walter
03.12.2024 - 09:59 Uhr Schwerin – Seit 33 Jahren quält zwei Familien aus Schwerin eine grausame Ungewissheit. Ihre Töchter Claudia Lade und Antje Mundstock wurden 1991 ermordet. Doch ihr Mörder ist unbekannt. Jetzt könnte es eine neue Spur geben. Steckt der berüchtigte Göhrde-Mörder dahinter?
Kurt-Werner W. (†44) hat mindestens fünf Menschen getötet, darunter die Schwester des ehemaligen Hamburger LKA-Chefs Wolfgang Sielaff. Als Mitglied einer privaten Ermittler-Gruppe hat Reinhard Chedor dazu beigetragen, dass der Friedhofsgärtner als Göhrde-Mörder enttarnt wurde. Doch Chedor ist davon überzeugt, dass er noch viel mehr Menschen auf dem Gewissen hat – und ermittelt weiter.
«Cold Cases»: Hunderte Fälle mit quälender Ungewissheit 26. Dezember 2024 5:00
Hannover (dpa/lni) –
Die Göhrde-Morde in Niedersachsen gelten als eines der berühmtesten Beispiele für «Cold-Cases»: Es ist der Fall um den gewaltsamen Tod von zwei Paaren in der Gemeinde Göhrde im niedersächsischen Landkreis Lüchow-Dannenberg im Sommer 1989. Nach jüngsten Daten aus dem Innenministerium gab es zuletzt 379 (Stichtag 10.5.2024) solcher Fälle im Land, die noch auf Aufklärung warten.
Die aktuelle Entwicklung von Kriminaltechnik bringt Ermittlern und Angehörigen immer wieder Hoffnung, auch solche sehr alten und komplizierten Mordfälle doch noch aufzuklären. Vor allem DNA-Analysen und jüngst auch Künstliche Intelligenz dürften in Zukunft die Bearbeitung unterstützen, wie das Ministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.
333 Tötungsdelikte und 45 Vermisstenfälle ungeklärt Cold Cases sind oft ungeklärte Tötungsdelikte oder Vermisstenfälle mit Verbrechenshintergrund. Nach den jüngsten Daten zu den 379 Fällen handelt es sich um 333 ungeklärte Tötungsdelikte und 45 Vermisstenfälle. In einem Fall sei die Sachlage bisher nicht eindeutig zuzuordnen, sagte Ministeriumssprecher.
Nach den Göhrde-Morden beging der Hauptverdächtige, ein Friedhofsgärtner, im Jahr 1993 in Untersuchungshaft Suizid. Das Sachgebiet «Cold Case» der Lüneburger Polizei ermittelt aber seit 2017 wieder in dem Fall und prüft Hinweise auf einen mutmaßlichen Mittäter. Denn immer wieder gab es in Norddeutschland weitere Verbrechen, bei denen die Ermittler einen Zusammenhang prüfen.
Künstliche Intelligenz soll helfen Mit Blick auf die ungelösten Fälle erhoffen sich Ermittler neue Ansätze beispielsweise durch die Rekonstruktion von Gesichtsweichteilen und Verarbeitung von Massendaten durch KI, wie der Ministeriumssprecher erläuterte. Auch Lösungen für Spracherkennung, automatische Transkription von Audiodateien oder die Analyse mobiler Kommunikation erweitern ihm zufolge das polizeiliche Portfolio.
Immer wieder gebe es Kooperationen mit externen Partnern wie dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege, dem Technischen Hilfswerk oder dem European Center for Missing Children. Ganz aktuell gibt es auch Beispiele dafür, wie in Kooperationen versucht wird, Cold Cases zu lösen.
Pensionierte Experten reaktiviert Eine Sonderkommission der Polizei Göttingen will nach Ministeriumsangaben mit der Hochschule Mittweida (Sachsen) im Fall einer Kindstötung von Anfang der 2000er Jahre vorhandene Sachbeweise erneut auf DNA und Vegetation untersuchen lassen. Bei der Polizei Osnabrück seien im Oktober vier erfahrene pensionierte Ermittler – sogenannte Senior Experts – auf tariflicher Basis eingestellt worden, die sich mit «Cold Cases» befassen sollen.