Mord an Hatun († 23) Nach ARD-Film „Nur eine Frau“ – So lebt Familie Sürücü heute
Zwangsheirat: Aynur (Bagriacik) muss mit 15 in Istanbul ihren Cousin Ismail zum Mann nehmen Foto: NFP/ Matthias Bothor B.Z. 30. Januar 2020 08:47 Aktualisiert 09:12 Bereich:
Der Film, produziert von Sandra Maischberger (53), machte ihr Schicksal greifbar. Die Moderatorin zu BILD: „Das ist direkt in meiner Nachbarschaft passiert. Es sollte uns keine Ruhe lassen.“
► Wie lebt die Familie heute?
Nachdem Täter Ayhan Sürücü seine Jugendstrafe (neun Jahre, drei Monate) abgesessen hatte, wurde er 2014 in die Türkei abgeschoben. Seine zwei mitangeklagten, aber aus Mangel an Beweisen freigesprochenen Brüder, sollen heute auch dort leben.
Hatuns Sohn Can (19) lebt in einer Pflegefamilie außerhalb Berlins. Sein Wohnort wird vor der Familie geheim gehalten. Von der hält sich auch der „4 Blocks“-Star Rauand Taleb (27), der den Mörder im Film spielte, fern.
Taleb zu BILD: „Ich könnte ihm jederzeit begegnen. Was dann passiert, ist unkalkulierbar. Was seine Familie mit ihm gemacht hat, war Gehirnmanipulation.“
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Der Fall Sürücü
Hatun Aynur Sürücü, 1982 in Berlin geboren, wuchs in Kreuzberg auf. Als 16-Jährige wird sie in Istanbul mit einem Cousin zwangsverheiratet und schwanger. Sie flieht heim nach Berlin, bekommt hier ihren Sohn Can und lebt zunächst wieder bei den Eltern und acht Geschwistern.
Wegen ihrer freien Lebensweise gibt es oft Streit und Drohungen. Hatun hatte das Kopftuch abgelegt, den Hauptschulabschluss nachgeholt, eine Lehre zur Elektroinstallateurin begonnen.
► Am 7. Februar 2005, drei Wochen nach ihrem 23. Geburtstag, wird Hatun Sürücü an der Bushaltestelle Oberlandgarten in Tempelhof erschossen. Drei ihrer Brüder werden angeklagt, der jüngste, Ayhan, nimmt die Schuld auf sich und wird zu Jugendstrafe verurteilt.
************************************************************************* *Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht* Mark Aurel *What goes arount - comes arount * Critical questioning never harms* *********************************************************************************** *Hervorhebung in Kommentaren durch den Verfasser *Äusserungen zu Fällen sind rein spekulativ*
2005 wurde Hatun Sürücü ermordet. Am Tatort erinnert heute eine Plakette an sie (Foto: Olaf Selchow (B.Z.-Montage))
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Mord an Hatun Sürücü vor 19 Jahren: Gedenken in Berlin 6. Februar 2024, 16:15 UhrQuelle: dpa Berlin/Brandenburg Hinweis ZEIT ONLINE hat diese Meldung redaktionell nicht bearbeitet. Sie wurde automatisch von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) übernommen.
Gesellschaft : Die Grabstelle von Hatun Sürücü auf dem islamischen Friedhof in Gatow. Gemeinsam mit anderen Vertretern aus der Politik will Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) am Mittwoch an die Ermordung von Hatun Sürücü erinnern. Die damals 23-Jährige sei von ihrem Bruder getötet worden, «weil sie sich dem Zwang und der Unterdrückung ihrer Familie nicht unterwarf, sondern ein eigenständiges Leben führen wollte», erklärte Wegner am Dienstag. Noch immer gebe es Familien, «die Mädchen und jungen Frauen den Zugang zu Bildung und Beruf erschweren».
Hatun Sürücü wurde am 7. Februar 2005 an einer Bushaltestelle in Tempelhof von ihrem Bruder erschossen. Gegen den Willen ihrer Familie hatte Sürücü ihr Kopftuch abgelegt und einen Beruf gelernt. Ihr westlicher Lebensstil verletzte vermeintlich die Ehre der Familie. Die Ermordung der Deutsch-Türkin löste Entsetzen aus. Nach mehr als neun Jahren Jugendhaft wurde der Täter in die Türkei abgeschoben. Ein Gericht in Istanbul sprach zwei Brüder vom Vorwurf der Mittäterschaft frei.
Wegner betonte: «Wir leben in Berlin in einer offenen und toleranten Gesellschaft, wir werden nicht tolerieren, dass Mädchen und Frauen in Angst vor Gewalt leben müssen.» Tötungsdelikte gegen Frauen, wie etwa der Mord an Hatun Sürücü, werden heute auch als Femizid bezeichnet. Femizid bedeutet, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden - also weil sie Frauen sind. Als häufigste Form gilt die Tötung durch Partner oder Ex-Partner. Von einem Femizid spricht man auch, wenn Frauen vermeintlich im Namen der Ehre getötet werden.
Gemeinsam mit den Bezirksbürgermeistern von Neukölln und Tempelhof, Martin Hikel (SPD) und Jörn Oltmann (Grüne), will Wegner Kränze am Gedenkstein in der Oberlandstraße niederlegen. Auch die Integrationssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) wird als Rednerin erwartet. Neben der Kranzniederlegung finden am Mittwoch in Berlin weitere Veranstaltungen in Erinnerung an Hatun Sürücü statt.