Jäger von Jägerin getötet? Gericht baut Todeskeller nach
Der Todeskeller: Das Modell steht im Saal des Landgerichts. Häftlinge haben ihn gefertigt
13.09.2013 - 00:41 Uhr
Von JÖRG VÖLKERLING
Amberg – Das Blut ist bis an die Wände gespritzt, die Tür ist blutverschmiert, der Waffenschrank steht offen. Gruseliger Nachbau eines Tatorts – mit echtem Blut!
Im Saal 2.36 des Amberger Landgerichts wurde der Todeskeller, in dem Spediteurs Gerald R. († 39) starb, aufgebaut: Mit Originalmöbeln und einer Fototapete. Was soll das?
Oberstaatsanwalt Joachim Diesch (53): „Wir haben den Nachbau angeregt, damit wir nicht immer zum Tatort fahren müssen und die Gutachter besser erklären können. Wenn man das nur hört, ist es schwer zu verstehen.“
Rückblick: Im April 2012 starb Gerald R. durch einen Schuss aus seiner doppelläufigen Bockbüchsflinte. Wegen Mordes steht Susanne R. (35) vor Gericht. Sie bestreitet die Tat, behauptet, ihr Mann hätte Selbstmord begangen. Doch der Staatsanwalt ist sich sicher: Sie tötete ihren Mann mit einem Kopfschuss – weil er sich trennen wollte!
Skurril: Der Todeskeller wurde von Häftlingen der JVA Amberg nachgebaut. Gutachter schossen sogar auf Schafsköpfe, um zu beweisen, dass ein Selbstmord ausgeschlossen werden kann.
Oberstaatsanwalt Diesch: „Anhand der Spuren kann man herauslesen, wo die Person bei der Schussabgabe stand. Das Gutachten des Waffensachverständigen sagt, dass der Getötete nicht an den Abzug der Waffe gekommen sein kann.“
Die Blutspritzer verraten: Der tödliche Schuss aus der Flinte wurde aus 40 Zentimetern Entfernung abgegeben!
Die Angeklagte schwieg im Gericht. Der Prozess wird fortgesetzt.
Ehemann im Keller erlegtWaschmaschine überführt Jägerin Vergrößern Killerin Susanne R. (35) verlässt den Gerichtssaal. Bei der Urteilsverkündung weinte sie
Killerin Susanne R. (35) verlässt den Gerichtssaal. Bei der Urteilsverkündung weinte sie Foto: Jörg Völkerling
04.10.2013 - 00:16 Uhr
Von Joerg VÖLKERLING
Amberg – Bis zum Schluss leugnete sie alles. Doch eine Waschmaschine überführte Susanne R. (35) als Mörderin.
LEBENSLÄNGLICH FÜR DIE JÄGERIN, DIE IHREN MANN IM KELLER ERSCHOSSEN HAT! Eine Miele-Waschmaschine mit Zeitschaltuhr überführte die Täterin
In der Tatnacht ruft Susanne R. die Polizei: Ihr Mann Gerald (†?39) liege leblos im Keller. Zunächst glauben alle an Selbstmord, doch die Indizien gegen Susanne R. sind erdrückend.
? Die Waschmaschine
Um 23.33 Uhr am 16. April 2012 wird Gerald R. erschossen. Um 0.50 Uhr untersuchen Sanitäter die Leiche – und hören die Waschmaschine im Nebenraum.
Anhand des Programms (60 Grad) lässt sich zurückverfolgen: Die Maschine wurde NACH dem Schuss eingeschaltet.
? Die Jagdhose
In der Maschine liegt die Jagdhose von Susanne R., dunkelgrün, Herrengröße 27. Die Angeklagte bestreitet, dass sie ihr gehört.
Doch die Haushälterin des Paares sagt aus: „Diese Hose habe ich extra für Frau R. gekürzt.“ Im Prozess musste die Jägerin sie sogar anprobieren.
Die Ermittler sind sicher: Die Mörderin wollte das Blut aus der Kleidung waschen.
? Die Tatwaffe
Der Schuss ins Gesicht wird aus 40 Zentimetern Entfernung abgefeuert. Ein Selbstmord ist damit ausgeschlossen. Gerald R. hätte den Abzug gar nicht selbst erreichen können.
? Die Blutspuren
Im Keller finden die Ermittler eine Wand voller Blutspritzer – nur nicht dort, wo die Täterin stand. Für die Rekonstruktion der Tat ließ das Gericht den Waffenkeller sogar im Saal nachbauen.
? Das Motiv
Geld! Gerald R. wollte die Scheidung, laut Ehevertrag hatte Susanne jedoch keinen Anspruch auf das Vermögen (340 000 Euro).
Die Indizienkette überzeugt das Gericht – lebenslänglich! Die Verteidiger wollen in Revision gehen.