Messerattacke vor Deutschem Theater Stalker: "Ich war besessen von ihr"
Ihr Stalker stach die Schauspielerin Anne Kulbatzki vor dem Deutschen Theater in Berlin nieder. Der 29-jährige Norweger gestand am Dienstag vor Gericht einen mörderischen Plan. VON KERSTIN GEHRKE
Jahrelang wurde Schauspielerin Anne Kulbatzki von einem Stalker verfolgt. Sie wies die Annäherungsversuche von Andreas L. immer wieder ab. Dann lauerte der Mann aus Norwegen der jungen Frau vor dem Deutschen Theater in Mitte auf. Er zog ein Messer, stach mehrfach zu – laut Anklage in Tötungsabsicht und heimtückisch. Im Prozess wegen versuchten Mordes gab der 29-Jährige zu: „Ich war besessen von ihr.“
Andreas L. ist ein dünner Mann. Glatte Haare, Mittelscheitel und stechender Blick. „Ich war heimatlos“, begann er vor dem Landgericht. Wirr schienen viele Antworten. In Oslo habe er keine Arbeit gefunden. In Berlin habe er sich ab August 2016 ein neues Leben aufbauen wollen. „Weil hier ein Mensch lebte, den ich mochte.“ Er habe gehofft, dass es ihm mit der Hilfe von Anne Kulbatzki gelingen würde. „Ein bisschen Energie. Aber blockte mich ab.“ Da sei er wütend geworden.
Die 28-jährige Schauspielerin und der Angeklagte waren 2007 beide an derselben Kunsthochschule in Norwegen. Sie besuchte die Theaterklasse, er war bei den Musikstudenten. Danach soll es jahrelang keinen Kontakt gegeben haben. Anne Kulbatzki studierte dann in Wien mit Abschluss 2014 und machte ihren Weg. Andreas L. schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch. Vor Gericht stöhnte er: „Sie hatte eine Chance im Leben, ich aber nicht.“
Ein Stalker, der sich jahrelang nicht abschütteln ließ. Einer, der sich wohl eine Beziehung einbildete. „Als ich sie 2013 in Wien besuchte, hat sie mich auch ignoriert.“ Immer wieder habe er E-Mails geschrieben, ohne Antwort zu bekommen. Im August 2016 tauchte er in Berlin auf. „Ich habe sie übers Internet ausspioniert“, sagte er nun.
Sie wollte reden, er stach zu
Er stellte ihr nach. Einmal sei die Schauspielerin in Kreuzberg vor ihm in ein Taxi geflüchtet, schilderte der Angeklagte. Drei Tage vor der Tat habe er im Publikum gesessen, als sie auf der Bühne stand. „Ich wollte, dass sie mich anschaut“. Als sie ihn erneut abwies, sei der Plan gereift: „Ich wollte sie nach der Vorstellung in der Theaterbar treffen, ohne ein Hallo ihr Leben beenden, dann ins Gefängnis gehen.“
Es war 21.50 Uhr, als die junge Frau am 25. Oktober 2016 auf der Theatertreppe stand. Der Stalker war kurz zuvor in der Bar aufgetaucht. Sie war mit ihm ins Freie gegangen - um „ein letztes, klärendes Gespräch zu führen“, so die Anklage. L. aber habe ihre Arg- und Wehrlosigkeit ausgenutzt. Vier wuchtige Stiche in Richtung Bauch, Gesicht und Hals. Anne Kulbatzki schrie, wehrte sich. Nur durch das Eingreifen eines Zeugen sei Schlimmeres verhindert worden. Die 28-Jährige erlitt Schnittwunden, die ambulant behandelt wurden. L. befindet sich derzeit in einem psychiatrischen Krankenhaus. Der Prozess geht Donnerstag weiter.
Stalker-Angriff: "Ich war besessen von ihr" Weil sie Annäherungsversuche abgeblockt hat, wurde Anne Kulbatzki mit einem Messer attackiert. Nun gestand der Täter vor Gericht. 16.05.2017, 13:44
Die junge Schauspielerin stand auf der Treppe vor dem Deutschen Theater in Berlin, als ein Mann sein Messer zog und zustach. Knapp sieben Monate nach dem Angriff auf Anne Kulbatzki hat ein 29-Jähriger vor dem Landgericht der Hauptstadt weitestgehend gestanden. "Ich bin zum Theater gegangen und habe versucht, sie zu töten", sagte der Angeklagte am Dienstag zu Prozessbeginn. "Ich war besessen von dieser Person." Die 28-Jährige aber habe ihn "geblockt und abgewiesen". Dem Mann wird versuchter Mord zur Last gelegt.
Der Angeklagte soll der Künstlerin, die er 2007 beim Studium in seiner norwegischen Heimat kennengelernt hatte, bereits längere Zeit vor der Tat nachgestellt haben. "Als ich sie 2013 in Wien besuchte, hat sie mich auch ignoriert", erklärte der mutmaßliche Stalker. Im August 2016 sei er nach Berlin gereist, weil er in Oslo keine Arbeit gefunden habe und "weil hier ein Mensch lebte, den ich mochte".
Kaum war die Theatervorstellung am 25. Oktober 2016 beendet, hatte sich der Angeklagte Ermittlungen zufolge erneut seiner Bekannten aus der Studienzeit genähert – gegen ihren Willen. Nach seinem plötzlichen Auftauchen habe Kulbatzki, die wiederholt seine Freundschafts- und Beziehungsofferten abgelehnt habe, ein "letztes, klärendes Gespräch" führen wollen, so die Anklage. Der 29-Jährige habe "in Tötungsabsicht und unter Ausnutzung ihrer Arg- und Wehrlosigkeit" zugestochen.
Vier wuchtige Messerstiche in Richtung Bauch, Gesicht und Hals waren es den Angaben zufolge. Die Schauspielerin habe um Hilfe gerufen und sich gewehrt. Nur durch das beherzte Eingreifen eines Augenzeugen, der den 29-Jährigen weggezogen habe, konnten laut Anklage tödliche Verletzungen der Frau verhindert werden. Sie erlitt Schnittwunden, die in einem Krankenhaus ambulant behandelt worden seien.
"Ich wollte ohne Hallo zu sagen ihr Leben beenden"
Der 29-Jährige schilderte vor Gericht, er habe den Tatplan zwei Tage zuvor gefasst. "Ich wollte sie nach der Vorstellung in der Bar treffen, ohne Hallo zu sagen ihr Leben beenden und dann ins Gefängnis gehen." In den Tagen zuvor habe er im Publikum gesessen - "da war sie irritiert". Einmal sei sie vor ihm in ein Taxi geflüchtet. Zudem habe er ihr viele E-Mails geschickt. "Ich hatte schon den Eindruck, dass sie den Kontakt nicht wollte", gab er zu. Vor der Attacke habe er Hilfe von ihr erhofft, dann aber "keine Hoffnung mehr gesehen".
Der Angeklagte, der in Berlin als Grünflächenmitarbeiter tätig war, befindet sich derzeit in einem psychiatrischen Krankenhaus. Im Prozess geht es auch um die Frage seiner Schuldfähigkeit. Die Verhandlung wird am Donnerstag (18. Mai) fortgesetzt.
Schauspielerin Anne Kulbatzki Stalker kommt nach Messerangriff in die Psychiatrie 26.06.17, 19:34 Uhr
Acht Monate nach einer Messerattacke auf die Schauspielerin Anne Kulbatzki vor dem Deutschen Theater in Berlin hat das Landgericht die Unterbringung des Täters in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet.
Der 29-Jährige sei wegen einer erheblichen Erkrankung nicht schuldfähig gewesen, begründeten die Richter am Montag. Der Beschuldigte hatte im Prozess wegen versuchten Mordes erklärt, er habe versucht, die Künstlerin zu töten. Er sei von der Frau „besessen“ gewesen. Die 29-Jährige erlitt mehrere Schnittwunden.
Täter und Opfer lernten sich in Norwegen kennen
Der Beschuldigte hatte der Schauspielerin nach den Ermittlungen bereits längere Zeit vor dem Messerangriff nachgestellt. Er hatte Kulbatzki 2007 beim Studium in seiner norwegischen Heimat kennengelernt. Er folgte ihr später nach Berlin.
Im Oktober 2016 habe er die junge Frau in Tötungsabsicht und heimtückisch angegriffen, hieß es im Urteil. Die Schauspielerin habe um Hilfe gerufen und sich gewehrt. Ein Zeuge habe den Angreifer schließlich wegziehen können. Die Wunden der Frau seien im Krankenhaus behandelt worden.
Ohne eine Behandlung gehe von dem Täter die Gefahr erneuter schwerer Straftaten aus, begründeten die Richter die Unterbringung im sogenannten Maßregelvollzug. Der 29-Jährige leide bereits seit Jahren an einer psychiatrischen Erkrankung. Das Urteil entsprach dem Antrag der Staatsanwaltschaft. (dpa)
Kulbatzkis Stalker kommt in die Psychiatrie , Der Mann, der im vergangenen Oktober vor dem Deutschen Theater in Berlin auf die Schauspielerin Anne Kulbatzki eingestochen hat, muss nach einem Urteil des Landgerichts dauerhaft in die Psychiatrie. Nach Ansicht der Richter ist der 29-Jährige nicht schuldfähig.
In der Verhandlung hatte er zugegeben, dass er der Schauspielerin schon seit 2007 nachstellt. Er sei von der Frau "besessen" gewesen. Am Tattag habe er versucht, die junge Frau zu töten. Die Tat sei geplant gewesen. Kulbatzki erlitt bei dem Angriff mehrere Schnittwunden. Die Schauspielerin rief um Hilfe und wehrte sich so lange, bis schließlich ein Zeuge einschritt und den Angreifer wegzog. Ohne eine Behandlung gehe von dem Täter die Gefahr erneuter schwerer Straftaten aus, begründeten die Richter ihre Entscheidung. Sie folgten damit den Forderungen der Staatsanwaltschaft.