Nach 30 Jahren: Neue Spur im Kulmbacher Tankstellenmord Verwandte und Bekannte aus dem Umfeld des Mordopfers Herbert Dippold bekommen Besuch von der Bayreuther Kripo, die Speichelproben einsammelt. Im Fokus der Ermittler stehen nur Männer. Können Kommissar Zufall und moderne technische Methoden dazu beitragen, den Raubmord von 1984 aufzuklären?
von STEPHAN TIROCH
Weil Herbert Dippold am Abend des 10. November 1984 nicht nach Hause kommt und auch nicht ans Telefon geht, fährt seine Frau zur Esso-Tankstelle am Kreuzstein. Dort findet sie im Büro die blutüberströmte Leiche ihres Mannes. Der 42-Jährige ist mit einer Abschleppstange erschlagen und mit 16 Messerstichen umgebracht worden. Der beliebte Tankstellenpächter muss wegen 8000 Mark Tageseinnahmen und 800 Mark Wechselgeld sterben.
Mord verjährt nicht
Da Mord in Deutschland nicht verjährt, hat die Polizei die Akten nie geschlossen. Im Laufe der Jahre werden die Sachbearbeiter ausgetauscht, es gibt immer wieder Ermittlungsansätze und neue Spuren. Offenbar auch jetzt: Auf Anfrage bestätigt die Bayreuther Kripo, dass seit vergangener Woche Verwandte und Bekannte aus dem Umfeld des Mordopfers überprüft werden. Sie sollen einen Speicheltest abgeben, um einen DNA-Abgleich durchzuführen.
So bekommt auch ein naher Verwandter von Herbert Dippold Besuch von der Kriminalpolizei. "Die Polizei hat angerufen und gefragt, ob ich eine DNA-Probe abgebe. Sie sind zu mir nach Hause gekommen. Es hat fünf Minuten gedauert."
Im Fokus der Ermittlungen stehen neben den Verwandten auch Freunde und Bekannte, die sich zum Beispiel in der Tankstelle aufgehalten haben, die ein beliebter Treffpunkt gewesen ist. Unbestätigten Informationen zufolge sollen rund 100 Personen in den nächsten Tagen überprüft werden.
Dazu, um welche Spur es sich handelt und warum nur Männer für den Test in Frage kommen, macht die Kripo keine Angaben. Auch die Probanden erfahren nichts. "Die Polizei hat mir gegenüber erklärt, dass sie aus ermittlungstaktischen Gründen nichts weiter sagen dürfen", so der Verwandte.
Von der Kripo ist bisher nur zu erfahren, dass eine neue DNA-Spur aufgetaucht ist, der nachgegangen wird. Man habe aber keinen konkreten Tatverdacht.
Fast 500 Spuren
Nach der brutalen Bluttat hat es immer wieder Hinweise gegeben, eine heiße Spur aber nicht. So findet zunächst ein Landwirt bei Baumgarten die beiden verbrannten Aktenkoffer und den Schlüsselbund des Mordopfers. In der Asche liegt ein Einwegfeuerzeug der Marke "Lord Extra", auf das man vergebens große Hoffnungen setzt. Wenig später taucht auf dem Parkplatz an der B 85 beim "Gründla" das blutverschmierte Mordwerkzeug auf: die Abschleppstange aus Stahlrohr. Auch ein verdächtiges Auto, ein Ford mit Landshuter Kennzeichen, bringt die Polizei nicht entscheidend weiter. Insgesamt werden fast 500 Spuren untersucht.
Großer Nachteil für die Kripo: 1984 ist die Technologie noch nicht bekannt, aus winzigen Spuren unverwechselbare Muster menschlicher Erbsubstanz zu gewinnen. Der DNA-Test kommt erst in den neunziger Jahren von England nach Deutschland.
Vor 30 Jahren: Mordserie hält Kulmbach in Atem
Vor 30 Jahren hält eine Mordserie Kulmbach und das Umland in Atem. Von den vier Gewaltverbrechen sind zwei bis heute nicht aufgeklärt.
Neben dem Tankstellenmord ist auch der Mörder von Gudrun Schiller nie gefasst worden. Die 17-Jährige aus Freiburg im Breisgau, die in Bayreuth das Markgräfin-Wilhelmine Gymnasium besucht hat, wird am 17. März 1984 bei der Parkbucht zwischen den Autobahnausfahrten Marktschorgast und Bad Berneck tot aufgefunden. Das Mädchen ist dort von seinem Mörder die zwölf Meter hohe Böschung hinuntergestoßen worden. Der Tatort bleibt unbekannt. Das Opfer ist bestialisch zugerichtet worden: mit einem schweren Gegenstand erschlagen, gewürgt und durch einen Messerstich in den Hals verletzt.
Kontakt zu US-Soldaten
In Bayreuth soll die 17-Jährige häufig Kontakt zu US-Soldaten gesucht haben. Die Überprüfung ihres Freundeskreises bleibt aber ebenso erfolglos wie die Ermittlungen der Kripo unter Fernfahrern und Zugreisenden.
Aufgeklärt sind dagegen zwei weitere Bluttaten, denen ebenfalls junge Frauen zum Opfer gefallen sind. Nur 19 Jahre alt geworden ist die Kulmbacherin Petra Nixdorf, die man in der Nähe von Gumpersdorf erstochen findet. Zwölf Messerstiche haben ihrem jungen Leben ein Ende gesetzt. Die Polizei kommt dem Mörder auf die Spur, der sich drei Tage später erhängt. In einem Abschiedsbrief bezichtigt er sich vor seinem Selbstmord der Tat. Offenbar haben ihn Gewissensbisse geplagt.
Juristisch aufgearbeitet ist ebenfalls der Mord an Manuela Braun in Thurnau. Die 22-jährige wird am 20. Februar von der sieben Jahre alten Tochter ihres Lebensgefährten blutüberströmt im Hausflur gefunden.
Verurteilter bestreitet die Tat
Nachdem zunächst vom Täter jede Spur fehlt, gerät nach geraumer Zeit der Lebensgefährte ins Fadenkreuz der Ermittler. Er wird als Manuela Brauns Mörder verurteilt, hat aber vor Gericht die Tat bestritten und bestreitet sie - auch nach Verbüßung seiner Haftstrafe - bis heute.
Auch der Mörder von Gudrun Schiller ist nie gefasst worden. Die 17jährige aus Freiburg im Breisgau, die in Bayreuth das Markgräfin Wilhelmine-Gymnasium besucht hat, wird am 17. März 1984 bei der Parkbucht zwischen den Autobahnausfahrten Marktschorgast und Bad Berneck tot aufgefunden. Das Mädchen ist dort von ihrem Mörder die zwölf Meter hohe Böschung hinuntergestoßen worden. Der Tatort selbst bleibt unbekannt. Das Opfer ist bestialisch zugerichtet worden: mit einem schweren Gegenstand erschlagen, gewürgt und durch einen Messerstich in den Hals verletzt. In Bayreuth soll die 17jährige häufig Kontakt zu US-Soldaten gesucht haben. Die Überprüfung ihres Freundeskreises bleibt aber ebenso erfolglos wie die Ermittlungen der Kripo unter Fernfahrern und Zugreisenden.
BAYREUTH: Tötungsdelikt z. N. von Gudrun Schiller(1984)
Januar 29, 2020
Der ungeklärte Cold Case Schiller aus dem Jahr 1984
Die 17-Jährige Gudrun Schiller aus Freiburg im Breisgau, die in Bayreuth das Markgräfin-Wilhelmine Gymnasium besucht hat, wird am 17. März 1984 bei der Parkbucht zwischen den Autobahnausfahrten Marktschorgast und Bad Berneck tot aufgefunden. Das Mädchen ist dort von seinem Mörder die zwölf Meter hohe Böschung hinuntergestoßen worden. Der Tatort bleibt unbekannt. Das Opfer ist bestialisch zugerichtet worden: mit einem schweren Gegenstand erschlagen, gewürgt und durch einen Messerstich in den Hals verletzt.
In Bayreuth soll die 17-Jährige häufig Kontakt zu US-Soldaten gesucht haben. Die Überprüfung ihres Freundeskreises bleibt aber ebenso erfolglos wie die Ermittlungen der Kripo unter Fernfahrern und Zugreisenden. Es gibt leider nur sehr wenig Informationen über den Fall.
Am Tatort wurde eiine Fussmatte aufgefunden, vermutlich von einem VW- Käfer. Zudem wurden blaue Socken gefunden.
Im Jahr 1984 wurde auch in der Sendung "Aktenzeichen xy" mit einem Filmbeitrag nach Hinweisen zum Täter gefahndet. Der Filmbeitrag ist nicht mehr verfügbar.
Das brachte leider nicht den erhofften Erfolg.
Fragen der Ermitttler:
1.Wer hat Gudrun Schiller gesehen, als sie in ein Fahrzeug stieg? 2.Können Sie Angaben zum Fahrer machen? 3.Können Sie Angaben zu diesem Fahrzeug machen? (Marke, Farbe...etc.) 4.Wer kann Angaben zur Fussmatte machen, die am Fundort der Leiche, gefunden wurde? 5.Können Sie Angaben machen, bei wem im Fahrzeug, (vermutlich VW- Käfer) nach dem 17. März 1984 eine Fussmatte gefehlt hat? 6.Wer hat nach dem 17. März so eine Fussmatte verkauft? 7.Können Sie Angaben, zu den blauen Socken machen, die am Fundort gefunden wurden? 8.Mit wem hatte Gudrun Schiller Kontakt? 9.Können Sie sonstige Angaben zu dem Fall machen?