Mutter verdächtigt bis heute den Chef des Opfers Ihr Leben endete mit 16 Jahren: Birgit Schade wurde 1976 kaltblütig erschlagen 26.08.17 14:49
Großalmerode. Zwei Wochen nach ihrem Verschwinden wurde die 16-jährige Birgit Schade aus Großalmerode 1976 erschlagen in Wendershausen (Werra-Meißner-Kreis) gefunden.
Wir haben mit ihrer Mutter über den Mord gesprochen, der bis heute nicht aufgeklärt ist:
„Für mich ist klar, dass es ihr Chef war – wer soll es sonst gewesen sein?“ Bei der Erinnerung an den Mord an ihrer Tochter Birgit vor 41 Jahren muss Hertha Schade noch heute mit den Tränen kämpfen. „Bis sie gefunden wurde, habe ich jede Nacht ihre Stiefel auf der Treppe klappern hören und dachte, sie kommt heim.“
Ihrem neuen Chef gefalle die Musik, hatte Birgit ihren Eltern erzählt, als diese sie an ihrem Geburtstag am 27. Januar in ihrem neuen Zimmer im Schwesternwohnheim in Witzenhausen besucht und ihr Missfallen über Birgits neue Kassette geäußert hatten. „Da dachte ich: Ah, der Chef war auch schon da", berichtet Hertha Schade, die später erfuhr, dass der HNO-Arzt bekannt dafür war, dass er seinen Lehrlingen nachstellte. „Ich nehme an, dass sie etwas miteinander gehabt haben.“
Auch das Zimmer, das eigentlich Schwesternschülerinnen vorbehalten war, hatte ihr der Arzt organisiert, da die Busverbindung nach Großalmerode damals schlecht war. Aufgrund der schlechten Infrastruktur war es nicht unüblich, dass Birgit erst am Samstag zu ihren Eltern fuhr. Als sie auch am Sonntag nicht auftauchte, erstatteten die Eltern Anzeige. „Es ist Karneval, was glauben Sie, wie viele Mädchen in dem Alter einfach nur etwas erleben wollen“, wiegelte ein Polizist ab und riet dem Ehepaar, sich in den Gaststätten in Witzenhausen zu erkundigen, ob jemand Birgit gesehen habe.
„Wir wussten nicht, dass sie sich freigenommen hatte, um nach Kassel zu fahren – wäre es etwas Privates gewesen, hätte sie es uns gesagt“, sagt Schade. Die 79-Jährige vermutet, dass ihre Tochter etwas gegen den Arzt in der Hand hatte und zur Ärztekammer wollte.
„Seine Ehefrau hat damals ausgesagt, sie hätte seine blutverschmierte Kleidung waschen müssen“, erinnert sich Hertha Schade. Da die Frau wohl drogenabhängig gewesen sei, hätte man ihr nicht geglaubt. Ein Mädchen aus dem Wohnheim sagte aus, dass sie an jenem Donnerstagabend einen Streit in Birgits Zimmer gehört und die Stimme des Arztes erkannt hatte. Als die Kripo dessen Auto untersuchen wollte, war es bereits gereinigt. Mit 99-prozentiger Sicherheit kenne er den Täter, aber ohne Beweise könne er keinen bestrafen, hatte ein Polizist damals zugegeben.
„Vor einem Arzt hat man Respekt, wäre es ein einfacher Arbeiter gewesen, wären die Ermittlungen ganz anders verlaufen“, sagt Schade. Die 79-Jährige fragt sich oft, wie ihre Tochter heute aussähe: „Vielleicht hätte sie Kinder und ich Enkel, vielleicht sogar Urenkel – so bin ich jetzt allein.“ Auch, wenn sie davon überzeugt ist, dass der nun verstorbene Arzt Birgits Mörder war, möchte sie endlich Gewissheit.
Die Tat passierte 1976, ob nach so langer Zeit noch was rauszufinden ist, ist fraglich. Der Arzt ist inzwischen verstorben und eventuelle Beweise vermutlich vernichtet.
Birgit Schade - so habe ich es verstanden - lernte Arzthelferin, ihr Chef war HNO-Arzt. Er organisierte ihr ein Zimmer im Schwesternwohnheim, das eigentlich nur Schwesternschülerinnen vorbehalten war.
Falls dieser Facharzt tatsächlich verstorben ist, könnten Personen, die damals etwas wussten und geschwiegen haben, heute die Mauer ihres Schweigens durchbrechen.