Freiburg (kaz) Vor elf Jahren ist der Freiburger Chemiker Bernt Merten (62) auf dem Nachhauseweg von einer zur anderen Minute spurlos verschwunden und bis heute nicht wieder aufgetaucht - trotz einer ausgesetzten Belohnung von damals 10 000 Mark. Jetzt hat die Familie beim Amtsgericht beantragt, den Vermissten am 1. November 2002 für tot zu erklären.
"Die Polizei steht vor einem absoluten Rätsel", sagte Polizeisprecher König und fügte hinzu "Es gibt 100 000 Möglichkeiten und Spekulationen über Mertens Verschwinden, aber überhaupt keine konkreten Anhaltspunkte." Es sei durchaus vorstellbar, dass der Chemiker einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist, es könne aber auch sein, dass er sich bewusst und gezielt aus dem Staub gemacht habe. Hinweise gebe es jedoch weder für die ein noch für die andere Version und auch nicht für irgendeine andere.
Die Fahnder haben das gesamte berufliche und persönliche, finanzielle und familiäre Umfeld von Bernt Merten auf den Kopf gestellt, aber überhaupt keine Indizien für Verbrechen, Selbstmord oder Flucht in eine neue Welt entdeckt. Wenn überhaupt dann kann wahrscheinlich nur noch Kommissar Zufall helfen.
Die Spur von Bernt Merten verlor sich am 18. November 1991 zwischen 18.30 und 18.45 Uhr. Er hatte seine Ehefrau damals telefonisch informiert, dass er gleich zum Abendessen kommen werde und sich sofort auf den Weg vom Büro im Institutsviertel der Universität an der Röderstraße zur gemeinsamen Wohnung an der Wintererstraße aufmachen wolle. Seither gilt der 62-jährige Vater von zwei Söhnen als verschwunden, und das spurlos. Keine Anzeichen für ein Kidnapping, auch nicht für instabile Eheverhältnisse und große Geldsorgen oder für eine gewisse Lebensmüdigkeit.
Im Gegenteil: Bernt Merten galt als optimistisch, glücklich und beliebt. "Es wurde nichts Auffälliges gefunden", sagte Polizeisprecher König. Sogar dem Verdacht auf Wirtschaftsspionage wurde nachgegangen, weil der Chemiker, wie es in Mutmaßungen hieß, an "interessanten Stoffen" gearbeitet haben soll. Gefunden wurde nichts, nur Mertens Auto, einer neuer Mercedes 500. Der stand wie immer im Hof des chemischen Instituts, verschlossen und ohne Abschiedszeilen an Frau, Familie oder Kollegen.
So etwas wie der Fall Merten ist der Polizei in Freiburg bisher nicht untergekommen. "Es gab seither nichts Vergleichbares", sagte der Sprecher der Polizeidirektion Freiburg, Ulrich Brecht, "Wir behielten sogar sein Konto im Auge, aber es gab nicht die geringste Bewegung". Die Akte Merten bleibt trotz aller Fahndungsmisserfolge offen, selbst wenn das Amtsgericht ihn nach Ablauf der gesetzlichen Fristen für tot erklären sollte.
Gerade jetzt, so sagen die Ermittler, keime etwas Hoffnung auf Fortschritte in diesem mysteriösen Fall. Die Veröffentlichungen über den Antrag ans Gericht könnten unerwartet vielleicht doch noch Bewegung in den Fall bringen. Ihre Zuversicht nähren die Merten-Fahnder allerdings weniger aus konkreten Anhaltspunkten als aus der Erkenntnis, dass es "nichts gibt, was es nicht gibt auf dieser Welt".
Vor elf Jahren verschwand der Chemiker Bernt Merten - jetzt soll er für tot erklärt werden.
Es war einer der mysteriösesten Kriminalfälle des Jahres, er beschäftigte die Presse in der ganzen Republik: "Hallo Schatz, ich komme gleich - dann verschwand der Chemiker", titelte etwa die "Bild"-Zeitung in fetten Buchstaben. Im November 1991 wurde der damals 62-jährige Bernt Merten aus Freiburg zum letzen Mal gesehen; bis heute fehlt jede Spur von ihm. Jetzt wollen seine Nachfahren ihn für tot erklären lassen.
Eine Zeitungsanzeige hat den Fall wieder in Erinnerung gerufen. Das Amtsgericht Freiburg forderte den Verschollenen auf, sich bis zum 1. November 2002 zu melden, "widrigenfalls er für tot erklärt werden kann". Außerdem sind alle, die Auskunft über Bernt Merten geben können, aufgefordert, sich zu melden. Die Freiburger Kripo stand vor einem Rätsel. Am 18. November 1991 hatte Bernt Merten von seinem Büro an der Röderstraße seine Frau daheim angerufen: Er werde um 18.45 Uhr zum Abendessen im Haus an der Wintererstraße sein. Als er um 19.15 Uhr noch immer nicht da ...
Falls er heute noch irgendwo leben würde, dann wäre er aktuell über 90 Jahre alt.
Meines Erachtens erscheint mir ein freiwilliges Verschwinden ohne kopflose Vorbereitung mit einem finanziellen Polster für die Zukunft an jenem Tag sehr unwahrscheinlich zu sein.
Warum sollte er sich ebenso zuvor einen neuen Mercedes angeschafft haben?
Fremdverschulden ist möglicherweise die beste Erklärung für sein spontanes Verschwinden zu jener Zeit.