Beamte eines Spezialeinsatzkommandos haben in der Wohnung eines verurteilten Straftäters in Quedlinburg Waffen und Munition gefunden.
Von Dennis Lotzmann › und Matthias Fricke ›
Quedlinburg l Kurz vor 6 Uhr stürmt ein Spezialeinsatz-Kommando (SEK) in Quedlinburg am Mittwoch die Wohnung eines ihnen gut bekannten Mannes. Die Polizisten stehen dem völlig überraschten Frank O. gegenüber.
Der mehrfach verurteilte Gewalttäter und Frauenmörder hatte Anfang 1984 eine 25-jährige Hallenserin mit einem Hammer erschlagen – 40 Mal schlug er ihr auf den Kopf. 1992 stach der bekannte Gewalttäter in Quedlinburg mehrfach auf eine 20-jährige Frau ein. Dafür wurde er wegen Totschlags verurteilt.
Erfolgreich aus Sicherungsverwahrung geklagt
Der heute 50 Jahre alte Frank O. sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Schlagzeilen. Zuletzt im Jahr 2006, als der mehrfach verurteilte Gewalttäter aus der Sicherungsverwahrung freigelassen werden musste und über Monate von bis zu 40 Polizeibeamten rund um die Uhr observiert wurde.
Erstmals hatte O. 1984 zugeschlagen. Damals würgte und erschlug er in Halle eine 25-Jährige, die sich seinen sexuellen Wünschen widersetzte, mit einem Hammer. O. wurde wegen Mordes zu 15 Jahren Haft verurteilt. Da er zur Tatzeit erst 17 Jahre alt war, wurde die Strafe nach der Wende auf zehn Jahre reduziert und 1991 drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt.
1992 stach O. in Quedlinburg mehrfach auf eine 20 Jahre alte Frau ein. Er wurde wegen Totschlags zu acht Jahren Haft verurteilt und die Bewährung widerrufen. Später wurde für ihn nachträgliche Sicherungsverwahrung verhängt. Dagegen klagte er 2006 erfolgreich vor dem Bundesgerichtshof.
Patrone in der Hand
Insgesamt saß der Mann 22 Jahre in Haft. 2006 musste die Justiz ihn nach einem langen Tauziehen um eine nachträglich angeordnete Sicherungsverwahrung ziehen lassen. Damals sorgte O. noch einmal für Schlagzeilen, weil er monatelang von bis zu 40 Zivilbeamten auf Schritt und Tritt begleitet wurde. Kostenpunkt: 90 000 Euro pro Monat.
Nun ist der heute 50 Jahre alte Mann erneut ins Visier der Ermittler geraten. Die Beamten des SEK werden bei der Hausdurchsuchung fündig. „Neben zwei Waffen haben wir auch größere Mengen Munition gefunden“, erklärt der Halberstädter Oberstaatsanwalt Hauke Roggenbuck. Ausgangspunkt für den Durchsuchungsbefehl sei eine neue Straftat gewesen. Frank O. soll eine Frau erpresst und seiner Forderung mit der Übergabe einer Patrone Nachdruck verliehen haben.
In jenem Verfahren sei die Frage aufgekommen, ob jemand, der andere Personen mit echten Patronen unter Druck setzt, noch weitere Munition besitze, so Roggenbuck. Eine Vermutung, die nach der Razzia mit einem klaren Ja beantwortet werden könne, so der Oberstaatsanwalt in Halberstadt.
Zwei Verdachtsfälle
„Wir müssen jetzt mithilfe von Sachverständigen klären, um welche Waffen und Munition es sich genau handelt. Im Kern haben wir zwei Verdachtsfälle: Verstoß gegen das Waffengesetz oder sogar gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Und räuberische Erpressung“, sagt er. Der „dringende Tatverdacht“ müsse jetzt im Zuge der Ermittlungen erhärtet werden. Insbesondere gehe es dabei um die Frage, ob die beiden umgebauten Waffen schussfähig seien. Für Frank O. war die Razzia am frühen Mittwochmorgen zunächst erst einmal mit einem „Aus- und Umzug verbunden“, so Roggenbuck. Nach der vorläufigen Festnahme sei am Donnerstag Haftbefehl erlassen worden. Der Einzug in die Justizvollzugsanstalt erfolgte am Donnerstagabend.
Weitere Verdächtige gebe es zurzeit nicht. Zu klären sei unter anderem, woher Waffen und Munition stammen. Bei einer erneuten Verurteilung werde das Vorstrafenregister zu berücksichtigen sein.