Cold Case Mörder erst nach 23 Jahren überführt: Wie ihn die Polizei schließlich fand Eugene Gligor Im Mai 2001 war Leslie Preer im Badezimmer ihres Hauses erwürgt worden. Erst jetzt endete die lange und qualvolle Suche nach dem Täter. 12.05.25, 11:41
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Zusammenfassung
Es war der 18. Juni 2024, ein sonniger, angenehm warmer Tag. Eugene Gligor saß auf den Stiegen vor seinem Wohnhaus in Washington, D.C., surfte auf seinem Handy und trank eine Tasse Kaffee.
"Hände hoch!", rief plötzlich eine Stimme, die immer lauter auf ihn zukam. "Hände hoch!", rief die Stimme abermals. "Was ist hier los? Worum geht es hier?", rief Gligor zurück - obwohl ihm in diesem Augenblick vermutlich klar geworden sein musste, dass sein über 20 Jahre lang gehütetes Geheimnis nun keines mehr war.
Vater warnte die Tochter: "Mit ihm stimmt etwas nicht" Vergangene Woche gestand der 45-Jährige in einem Gerichtssaal in der US-Bundeshauptstadt schlussendlich, was er sein halbes Leben lang verheimlicht hatte - und was die Polizei im letzten Sommer vor seine Tür brachte. Er bekannte sich schuldig, Leslie Preer 2001 in ihrem Haus in Chevy Chase (US-Bundesstaat Maryland) geschlagen und erwürgt zu haben.
Der Fall war bis letztes Jahr ungelöst geblieben - bis die Ermittler auf Gligor aufmerksam wurden. Dieser hatte in den 1990er-Jahren Lauren Preer, die Tochter seines Opfers gedatet. Die beiden waren Schulfreunde gewesen. Aus der Freundschaft wurde eine Beziehung, die nicht allzu lange dauerte. Der junge Mann war mehrmals bei den Preers zu Gast, feierte sogar einmal Weihnachten in ihrem Hause. Die Mutter mochte ihn, der Vater nicht wirklich. "Er sagte immer: 'Lauren, mit ihm stimmt etwas nicht'", erzählt nun Lauren Preer der Washington Post.
Freunde bezeichnen ihn als warmherzig Ihr Ex hatte nach dem Schulabschluss eine solide berufliche Laufbahn eingeschlagen, arbeitete zuletzt als Kundenbetreuer für eine landesweit tätige Firma, die sich mit der Videoüberwachung von Gewerbeimmobilien befasst. Er lebte in Washingtons trendigem Viertel U Street Corridor.
Freunde, die die Polizei über ihn befragte, bezeichneten ihn als warmherzig, gesellig und jemanden, dem persönliches Wachstum und Selbstverbesserung wichtig zu sein schienen. Was ihn dazu bewegte, Leslie Preer zu töten, ist unklar: Eugene Gligor schweigt beharrlich zum Motiv. Der 45-Jährige sitzt derzeit in Untersuchungshaft, eine erste Anhörung ist für den 19. Juli geplant.
Chef des Opfers alarmierte den Ehemann Zurück ins Jahr 2001. Der erste Hinweis, dass Leslie Preer etwas zugestoßen sein könnte, kam von ihrem Chef. Die damals 50-Jährige war als zuverlässige und pünktliche Mitarbeiterin in einer Werbeagentur nahe Washington, D.C. bekannt. Doch an jenem Tag blieb sie bis zum Mittag unentschuldigt fern. Besorgt kontaktierte ihr Vorgesetzter Preers Ehemann Carl, gemeinsam fuhren sie in das elegante Wohnviertel Chevy Chase, wo das Ehepaar lebte.
Kaum hatten die Männer das Haus betreten, war ihnen klar, dass etwas nicht stimmte. Blutspuren bedeckten die Wand im Eingangsbereich, ein Tisch war umgestürzt. Carl Preer wählte umgehend den Notruf. Nur wenige Minuten später fanden die Einsatzkräfte Leslie leblos vor. Laut Polizeibericht war sie Opfer eines Totschlags geworden, verursacht durch "stumpfe Gewalt im Verlauf einer Auseinandersetzung".
Cold Case wurde 2022 neu aufgerollt In den Tagen nach dem Verbrechen sicherte die Polizei Fingerabdrücke, Blutspuren und fotografierte sorgfältig den Tatort. Unter Leslies Fingernägeln fanden die Gerichtsmediziner schließlich DNA - ein Hinweis darauf, dass sie sich gegen ihren Angreifer gewehrt hatte. Doch die damals noch eingeschränkten technischen Möglichkeiten reichten nicht aus, um das genetische Material einer Person zuzuordnen. Einzig Leslies Ehemann Carl konnte als Verdächtiger ausgeschlossen werden. Mangels weiterer Anhaltspunkte wurde der Fall schließlich eingestellt.
Im Jahr 2022 rollte eine Cold-Case-Einheit der Polizei den Mordfall erneut auf. Mithilfe einer neuen Methode wollten die Ermittler die sichergestellte DNA mit Millionen von Proben abgleichen, die Menschen im Rahmen genealogischer Tests an Firmen für Ahnenforschung übermittelt hatten. Tatsächlich führte die Analyse zu einem Treffer, denn ein Nachname tauchte in den Ergebnissen auf: Gligor. Bei der erneuten Durchsicht der Fallakten stießen die Ermittlerinnen und Ermittler auf den Namen Eugene Gligor. Monate nach dem Mord hatte ihn jemand anonym mit der Tat in Verbindung gebracht. Doch da es damals keine gespeicherte DNA-Probe von ihm gab, standen die Ermittler nun vor einer Herausforderung: Sie mussten auf eigene Faust eine Spur von ihm sichern. Damit begann die eigentliche Fahndung.
Leere Wasserflasche überführte den Mörder Die Ermittler verfolgten Eugene Gligor bis zu einem Flughafen im Norden des US-Bundesstaates Virginia - wo er schließlich eine leere Wasserflasche in einen Mülleimer warf. Diese sicherten sie umgehend. Im Labor gelang es den Forensikern, Speichelreste von der Flasche zu gewinnen: Das DNA-Profil stimmte mit jenem überein, das Jahre zuvor an Leslie Preers Leiche gefunden worden war.
Es folgte die Festnahme im Sommer vergangenen Jahres und ein langer Kampf Gligors mit der Justiz. Seine Anwälte starteten eine aggressive Verteidigung und reichten Anträge ein, um wichtige Beweise - wie die DNA-Befunde etwa - aus dem Fall herauszunehmen. Nach einem langen Hin und Her erzielte man nun eine Einigung mit der Staatsanwaltschaft: Indem er sich einer geringeren Anklage wegen Mordes zweiten Grades schuldig bekannte, droht Gligor eine Höchststrafe von 30 Jahren Gefängnis.
Die Urteilsverkündung wurde für den 28. August angesetzt.