Polizeimuseum in Nienburg zeigt Sonderausstellung über Paketbomben-Attentäter Erich von Halacz Der Tod kam mit der Post
Onno Kutscher 08.04.2015
Es ist der 29. November 1951. Ein Tag wie jeder andere. Und doch ist es ein Datum, dessen Ereignisse im Nachkriegsdeutschland für Aufsehen sorgten. Es ist der Tag, an dem der Nienburger Erich von Halacz mit seinen Paketbomben zwei Menschen tötete.
Der damalige Chefredakteur der „Bremer Nachrichten“, Dr. Adolf Wolfard, und die Eystruperin Margret Grüneklee fielen den Attentaten zum Opfer. Ein dritter Anschlag in Verden schlug fehl.
Knapp 64 Jahre nach den Taten rückt der Fall „Halacz“ wieder in den Vordergrund, denn das Polizeimuseum in Nienburg präsentiert in einer Sonderausstellung eine umfassende Dokumentation über diesen außergewöhnlichen Kriminalfall. Er ist deshalb außergewöhnlich, weil laut Polizeimuseum nach dem Verbrechen zum ersten Mal eine länderübergreifende Sonderkommission der Polizeien Bremens und Niedersachsens gebildet wurde. Das kurz vor den Anschlägen aufgebaute Bundeskriminalamt unterstützte die Ermittlungen, und der ebenfalls 1951 gegründete Bundesgrenzschutz wurde an der bundesweiten Fahndung beteiligt. Auch bei regionalen und überregionalen Zeitungen fand dieser Fall hohe Aufmerksamkeit. So griff die Presse aktiv in die Fahndungen ein. Pressemitarbeiter ließen erstmals in Deutschland ein Phantombild zeichnen und boten dieses der Polizei an.
Aber was genau passierte am 29. November? Die erste Bombe detonierte an diesem Tag gegen 8.30 Uhr im Eystruper Postamt. Die damals 18-jährige Margret Grüneklee starb durch die Explosion, als sie die Post abholen wollte. Weitere Menschen erlitten zum Teil schwere Verletzungen. Die zweite Paketbombe detonierte nur einige Stunden später im Büro von Adolf Wolfard in Bremen. Er starb, nachdem er am Mittag das Paket mit der Aufschrift „Nur vom Empfänger zu öffnen“ aufgeschnürt hatte. Durch die Wucht der Explosion wurden weitere Menschen verletzt – unter anderem Wolfards Sekretärin. Ein dritter Anschlag aber schlug fehl. Eine Paketbombe war an den Verdener Kraftfutter-Hersteller Anton Höing adressiert. Durch Radiomeldungen gewarnt, alarmierte Höing allerdings die Kriminalpolizei, nachdem er Drähte an der Postsendung entdeckt hatte. Spezialisten öffneten die Sendung. Sie enthielt 1,5 Kilogramm hochexplosiven Sprengstoff.
In der Folge wurde deutschlandweit nach Halacz gefahndet. Die „Sonderkommission S“ (S stand für Sprengstoff) wurde gegründet. Nach Hinweisen aus der Bevölkerung wurde Halacz gefasst. Am 12. Dezember 1951 gestand der Nienburger die Taten. Vom Verdener Gericht wurde er zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Nach 22 Jahren wurde er begnadigt. Später wurde der Fall sogar verfilmt und lief unter dem Titel „Post vom Tangojüngling“ im Fernsehen.
Das Polizeimuseum Niedersachsen in Nienburg hat diesen Fall jetzt wieder aufgegriffen. Die Sonderausstellung „Soko S – Die Jagd nach dem Bombenattentäter von Bremen und Eystrup“ soll die polizeiliche Seite und die Zeitumstände dokumentieren. Gezeigt werden wichtige Originaldokumente und Asservate des Falles. So zum Beispiel den zeitgenössischen Nachbau der Paketbombe, Lichtbildmappen von den Tatorten, die Schreibmaschine, die der Täter benutzt und die ihn schließlich überführt hat, und originale Zeitschriftenartikel sowie das gebundene Urteil mit Begründung des Landgerichts Verden.