Tod eines Obdachlosen: Staatsanwaltschaft erhebt Mordanklage
18. Oktober 2024, 12:36 Uhr
Von dpa Im Fall des tödlich verletzten Obdachlosen in Immenstadt im Allgäu ist Anklage erhoben worden. Die Staatsanwaltschaft Kempten legt dem jugendlichen Tatverdächtigen darin Mord und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte zur Last. Auch die Todesursache ist nun bekannt. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, starb der 53-Jährige laut einer Stellungnahme der Rechtsmedizin an einem schweren Schädel-Hirn-Trauma infolge eines Sturzes.
Die Tat passierte in der Nacht zum 7. Mai in der Bahnhofstraße in Immenstadt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Jugendlichen vor, mit erhobener Faust auf den Obdachlosen zugegangen zu sein und ihn mit mehreren Faustschlägen - auch gegen den Schläfenbereich - attackiert zu haben. "Es besteht der Verdacht, dass der Sturz Folge der Schläge des Angeklagten war", sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.
Bereits zuvor soll der zum Tatzeitpunkt 17-Jährige den Mann mehrfach drangsaliert haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er dadurch Macht und Stärke demonstrieren wollte.
Wie die Polizei nach der Tat mitgeteilt hatte, war das Opfer nach dem Angriff zur Polizeistation geflüchtet und hatte Anzeige erstattet. Der Mann habe "augenscheinlich oberflächliche Verletzungen" im Kopfbereich gehabt und ärztliche Behandlung abgelehnt. Später habe er sich in den Vorraum einer Bankfiliale zurückgezogen, um dort die Nacht zu verbringen.
Dort sei er am frühen Morgen in lebensbedrohlichem Zustand gefunden und in eine Klinik gebracht worden. Dort starb er trotz intensivmedizinischer Behandlung. Aufgrund der Personenbeschreibung des Opfers in der Tatnacht hätten die Beamten den polizeibekannten Tatverdächtigen kurz nach der Tat zu Hause stellen können. Bei der Festnahme soll er die Beamten beleidigt, angegriffen und verletzt haben.
Das Landgericht Kempten teilte mit, dass die Anklage nun zunächst vom Gericht geprüft werde. Dies werde mehrere Wochen dauern. Sollte die Strafkammer die Anklage zulassen, käme es zum Prozess. Wann dieser stattfinden würde, steht bisher nicht fest. Eine mögliche Verhandlung gegen den Beschuldigten werde wegen der Vorschriften des Jugendgerichtsgesetzes nicht öffentlich sein, betonte das Landgericht.
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19.02.2025 17:45 3.008 RTL-Obdachloser (†53) totgeprügelt: Jugendlicher muss für fast sieben Jahre ins Gefängnis Kempten - Nach dem Tod eines 53 Jahre alten Obdachlosen im Allgäu ist ein Jugendlicher am Mittwoch zu einer Jugendstrafe von sechs Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden.
Der Fall bekam besonders große Aufmerksamkeit, nachdem bekannt wurde, dass es sich bei dem Opfer um "Deutschlands beliebtesten Obdachlosen" handelte. Er war durch eine RTL-Dokumentation bekannt geworden.
Das Landgericht Kempten sprach den Angeklagten wegen der Auseinandersetzung mit dem 53 Jahre alten Opfer der Körperverletzung mit Todesfolge für schuldig.
Die Staatsanwaltschaft hatte den zum Tatzeitpunkt 17-jährigen Täter zunächst wegen Mordes angeklagt, war während der Verhandlung allerdings von dem Vorwurf abgerückt.
"Das Gericht ging nicht davon aus, dass der Angeklagte vorsätzlich den Tod des Geschädigten herbeiführen wollte", so ein Gerichtssprecher.
Der 17-Jährige – der von der Polizei als Intensivtäter geführt wurde – war im Mai 2024 in Immenstadt anfangs in einen verbalen Streit mit dem Obdachlosen geraten. Die Lage eskalierte und die Auseinandersetzung endete in körperlicher Gewalt.
Der 53-Jährige wollte sich mit einem Gehstock gegen seinen Kontrahenten wehren. Währenddessen schlug der Teenager dem Opfer mehrfach die Faust ins Gesicht. Der Obdachlose stürzte dabei und knallte mit seinem Kopf gegen eine Tür.
Das eigentliche Drama sollte erst danach geschehen, denn weder das Opfer – der Mann ging selbst zur Polizei, um die Tat anzuzeigen – noch die Beamten erkannten die Schwere der Verletzung. Er selbst lehnte sogar eine ärztliche Behandlung ab.
"Der 53-Jährige wurde bei dem Angriff leicht am Kopf verletzt", gab die Polizei damals in einer ersten Pressemitteilung bekannt. Dann kam es zur dramatischen Wendung. Was niemand ahnte: Der Obdachlose erlitt eine schwere Hirnverletzung, die später zum Tode führte.
Er zog sich einige Zeit danach in den Vorraum einer Bankfiliale zurück, wo man ihn daraufhin bewusstlos auffand. Im Krankenhaus erlag er trotz einer Not-OP seinen Verletzungen. Der Mann war Teil der Dokumentation "Ein Leben auf der Straße" von RTL und galt seitdem als "Deutschlands beliebtester Obdachloser".
Nach dem Urteil verzichten die Staatsanwaltschaft und auch der Angeklagte auf Rechtsmittel, sodass die Strafe sofort rechtskräftig wurde.