Bei Kontrolle in Zug 27.12.2012, 12:37 Verdächtiger 20 Jahre nach Mord an Linzerin gefasst
Nach dem Mord an einer 19- jährigen Angestellten im März 1992 in einem Linzer Lokal ist ein Tatverdächtiger in Slowenien gefasst worden. Überführt wurde der Kroate durch eine DNA- Spur, die erst heuer - rund 20 Jahre nach dem Verbrechen - zugeordnet werden konnte. Der 44- Jährige wurde am Donnerstag in einem Zug festgenommen und wartet nun auf seine Auslieferung nach Österreich.
Die 19- jährige Monika Simmer - im Bild ihr Vater Franz am Grab seiner Tochter - arbeitete in einem Linzer Spielsalon. In der Nacht auf den 10. März 1992 rechnete sie gerade die Automaten ab, als der Mörder - vermutlich der letzte Gast - zuschlug. Er schnitt der Frau mit einer abgebrochenen Flasche die Kehle durch. Das Motiv ist unklar. Ursprünglich wurde ein Sexualverbrechen vermutet, später aber auch ein Racheakt oder ein Raubmord nicht ausgeschlossen.
3.150 Schilling (229 Euro) aus der Tageslosung fehlten, der Großteil (26.000 Schilling/1.889 Euro) blieb jedoch in der Kassa. Zu den weiteren Details des Falles gab es am Donnerstag weder von der Staatsanwaltschaft noch von der Polizei nähere Angaben. DNA- Analyse brachte Treffer
Lange tappten die Ermittler im Dunkeln. Auf die richtige Fährte brachte sie schließlich eine alte DNA- Spur. Sie dürfte von der Kleidung des Opfers stammen und lieferte erst heuer einen Treffer in der Datenbank. Der genetische Abdruck ließ sich einem 44- jährigen Kroaten zuordnen. Gegen den Mann wurde im Mai ein europäischer Haftbefehl ausgestellt. Donnerstag früh klickten für den Verdächtigen die Handschellen. Er wurde bei einer Personenkontrolle in einem Zug in Slowenien festgenommen.
Das zuständige Bezirksgericht Ptuj entscheidet nun über Haft und Auslieferung. Bis der mutmaßliche Täter nach Österreich überstellt wird, kann es bis zu drei Monate dauern - je nachdem, wie viele Rechtsmittel er dagegen ausschöpft, hieß es seitens der Staatsanwaltschaft Linz zum weiteren Ablauf. Stimmt der Verdächtige zu, kann es aber auch zu einer sogenannten verkürzten Übergabe kommen, die wesentlich rascher abläuft.
LINZ. Monika Simmer (19) war am 10. März 1992 in Linz getötet worden. Kroaten droht noch lebenslange Haft: Frist war nicht abgelaufen.
Binnen kürzester Zeit hat der Kroate Davor B. (44), der am Dienstag von Slowenien nach Linz gebracht worden war, im Verhör in der Nacht auf Mittwoch gestanden, Monika Simmer im Linzer Spiellokal „Casino-Treff“ in der Rainerstraße erstochen zu haben. Der Kroate hatte bereits im Dezember, als er in Slowenien aufgrund eines internationalen Haftbefehls festgenommen worden war, in der Haft das Verbrechen zugegeben.
Wie exklusiv berichtet, war Davor B. am Dienstag von Kriminalbeamten der Gruppe „Leib-Leben“ des Landeskriminalamtes unter der Leitung von Erich Allmer nach Linz zur Vernehmung gebracht worden. Der Rest war für die erfahrenen Ermittler Routine: Zu eindeutig war der DNA-Beweis gegen den Kroaten, der seit Mai 2012 vorlag.
Jetzt steht endgültig fest: Davor B. war der letzte Gast in dem Spiellokal, der für die Ermittler knapp 20 Jahre lang ein Phantom war. „Es ist ein unglaubliches Gefühl, einen Verdächtigen eines derart schweren Verbrechens nach so langer Zeit ausforschen zu können“, waren auch die Ermittler der ehemaligen Bundespolizeidirektion Linz, die den Fall von 1992 bis Juni 2005 bearbeitet hatten, erleichtert.
Nach den Befragungen ist klar, dass der damals 24-jährige Davor B. im Lokal an einem Automaten gespielt und Geld verloren hatte. Kurz nach Mitternacht des 10. März 1992 kam es zum Drama: Monika Simmer wurde in dem Spiellokal mit Fäusten und wuchtigen Schlägen mit einer Bierflasche gegen den Kopf traktiert und auch mindestens zwei Minuten gewürgt.
Gerichtsmediziner war betroffen
„Eine so schlimm zugerichtete Leiche habe ich in meiner langjährigen Laufbahn selten erlebt“, sagte 1992 der damalige Gerichtsmediziner Klaus Jarosch nach der Obduktion. Als Todesursache stellte Jarosch (er starb 1997) fest, dass Monika Simmer ein abgebrochenes Bierglas in die rechte Halsseite gestoßen wurde. Dabei wurde die Schlagader völlig durchtrennt.
Trotz der lange zurückliegenden Tat könnte Davor B. bei einem Prozess in Linz noch lebenslange Haft drohen: Nach Paragraf 57 des Strafgesetzbuches ist zwar geregelt, dass nach einer Frist von 20 Jahren beim Delikt „Mord“ nicht mehr auf „lebenslang“ entschieden werden kann, doch die Spur zu Davor B. entdeckten die Kriminalisten knapp drei Monate vor Ablauf der 20 Jahre.
Nach der Einvernahme von Davor B. ist definitiv klar, dass der Mann den Reisepass, einen Bahnausweis und die Wohnungsschlüssel von Monika Simmer aus der Handtasche des Opfers sowie 3150 Schilling (rund 228 Euro) Bargeld mitgenommen hatte. Der Bahnausweis wurde einen Tag später an der Kreuzung Wurmstraße/Herrenstraße gefunden. Pass und Schlüssel blieben verschwunden.
Die Staatsanwaltschaft Linz stellte gestern einen Antrag auf Untersuchungshaft gegen Davor B. Er hat auch bereits vor der Haftrichterin des Landesgerichtes Linz die Tat gestanden.
Kein Strafnachlass für Mörder von Monika Simmer Kroate muss für 19 Jahre hinter Gittern.
von Jürgen Pachner
08.08.2013, 13:05
Als die Kellnerin Monika Simmer am 10. März 1992 im Lokal „Casino Treff“ ihrem letzten Gast verkündete, endlich Sperrstunde machen zu wollen, sollte das für sie das Todesurteil bedeuten. Der 25-jährige Kroate Davor B. nahm eine Bierflasche und zertrümmerte sie auf dem Kopf der 19-Jährigen. Das war ihm aber noch zu wenig: Er prügelte mit der Faust so lange auf das Gesicht der Bewusstlosen ein, bis er sich die Knöchel blutig geschlagen hatte.
Mit der abgebrochenen Flasche schlitzte er ihr dann die Halsschlagader auf. Simmer verblutete binnen weniger Minuten. B. nahm der Toten aber noch die Ringe und Halskette ab und entkleidete sie. Mit der Flasche schändete er den Leichnam und ergriff mit 5700 Schilling aus der Tageslosung die Flucht.
Es sollte 20 Jahre dauern, bis der Mörder dank eines routinemäßigen DNA-Abgleichs ausgeforscht und im Dezember 2012 in Slowenien verhaftet werden konnte. B. wurde nach Österreich überstellt, wo er ein Geständnis ablegte. Am 4. Juni wurde er für den Mord an Simmer im Landesgericht Linz zu 19 Jahren Haft verurteilt. Dagegen legte er sofort Rekurs ein.
Im Oberlandesgericht fand gestern die Berufungsverhandlung statt. Auf die Frage, warum ihm die erstinstanzliche Strafe zu hoch sei, erklärte der Angeklagte, dass er aus dem Jugoslawienkrieg 1991 eine Traumatisierung davongetragen habe: „Davor war ich nie aggressiv.“ Er sei bei der Tat außerdem alkoholisiert gewesen.
Oberstaatsanwältin Ulrike Althuber betonte, dass der Mord in äußerst aggressiver und perverser Form ausgeführt wurde. „Ich sehe keinen Anlass, das Ersturteil zu revidieren.“ Der Berufungssenat schloss sich ihrer Meinung an: Die Strafhöhe sei für die aus nichtigem Anlass verübte brutale Tat angemessen – rechtskräftig.
„Ich habe mir für diesen Mann lebenslang gewünscht – jetzt hoffe ich halt, dass er so viel wie möglich von den 19 Jahren absitzen muss“, sagt Franz Simmer, der 76-jährige Vater des Opfers, im KURIER-Gespräch. 20 Jahre lang nicht zu wissen, wer Monika tötete und warum sie sterben musste, sei eine Qual gewesen: „Jetzt kann ich aber abschließen.“