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Berlin-Neukölln: August 2018 | Vater rammt Tochter (45) Küchenmesser in den Leib weil sie sich angeblich unsittlich verhielt | BGH hob Urteil auf | Neuer Prozess
Erneut Prozess in Berlin Tochter Messer in den Körper gerammt – Vater zu krank für Bestrafung? Nur durch eine Notoperation überlebte sie die Attacke. Seit Montag wird dem Vater nun der Prozess gemacht
21. Juli 2021 15:26
Es gibt schwere Straftaten, die nie gesühnt werden. Weil der Täter nicht ermittelt werden kann. Oder zu krank für eine Bestrafung ist. So wie Sükrü K. (inzwischen 79) aus Neukölln.
Er hatte am 17. April 2018 seiner Tochter (45) an ihrem Arbeitsplatz in einem Schuhgeschäft im Wutzky-Center (Gropiusstadt) ein Küchenmesser in den Leib gerammt und schwer verletzt: Weil sie sich angeblich unsittlich verhielt. So in der Schule ihrer Tochter mit Vätern anderer Kinder sprach… Der Rentner hatte sie zuvor tagelang heimlich verfolgt und beobachtet. „Seine Tochter hatte für in keinen Wert mehr und den Tod verdient“, hieß es in der Anklage.
Er habe sie zur Rede stellen wollen, hatte der Rentner im Prozess acht Monate später ausgesagt. Sie aber habe ihn stehenlassen: „Schnüffel hier nicht rum“. Obendrein ehrverletzend beleidigt. Weshalb er die Kontrolle über sich verlor.
Das Landgericht verhängte vier Jahre Haft wegen versuchten Totschlags. Erkannte auf verminderte Schuldfähigkeit (Der Angeklagte habe sich in eine wahnhafte Idee hineingesteigert.) Die Staatsanwaltschaft, die acht Jahre wegen versuchten Mordes beantragt hatte, ging in Revision.
Mit Erfolg: Der BGH hob das Urteil auf und verwies den Fall an eine andere Kammer des Landgerichts zurück – zur Prüfung ob den Rentner nicht doch niedrige Beweggründe trieben.
Ab März 2020 lief der nächste Prozess gegen Sükrü K., der nie eine Schule besuchte, nicht schreiben kann. Der 1972 aus der Türkei nach Deutschland kam, lange auf den Bau arbeitete, sechs Kinder hat…
Doch dieser Prozess ging nicht zu Ende. Weil ein neuer Gutachter gefordert worden war.
► Am Mittwoch nun der dritte Versuch, für Sükrü K. endlich die gerechte Strafe zu finden. Zittern stützte sich der alte Mann mit der Glatze auf seinen Stock. Hatte wegen seiner Schwerhörigkeit Mühe, die Dolmetscherin zu verstehen. Mühe, überhaupt zu verstehen, um was es geht.
Der anwesende Sachverständige sprach nun von schweren Grunderkrankungen, Diabetes Mellitus, einer vaskulären Demenz… Und einem erheblichen Sterberisiko durch Stress. Weitere Untersuchungen sollten erfolgen. Worauf der Prozess wegen Verhandlungsunfähigkeit des Angeklagten ausgesetzt wurde.
Sollte sich der Gesundheitszustand des Rentners nicht verbessern, was zu erwarten ist, bleibt er letztlich ohne Strafe. Denn auch die vier Jahre Haft wurden vom BGH aufgehoben.
************************************************************************* *Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht* Mark Aurel *What goes arount - comes arount * Critical questioning never harms* *********************************************************************************** *Hervorhebung in Kommentaren durch den Verfasser *Äusserungen zu Fällen sind rein spekulativ*
Bluttat in Neukölln gestanden Vater (75) stach Tochter (47) in den Bauch – „Ich hoffe, sie verzeiht mir“ Ermittler in dem Schugeschäft, in dem der Vater mehrfach auf seine Tochter eingestochen haben soll. Nur durch eine Notoperation überlebte sie die Attacke. Seit Montag wird dem Vater nun der Prozess gemacht
Anne Losensky 31. Oktober 2018 13:48 Aktualisiert 14:04
Der türkische Rentner Sükrü K. (75) wollte die eigene Tochter (47) lieber tot sehen, als dass sie sich weiter vor der Schule ihres Kindes mit anderen Vätern unterhält! Darum stach er in einem Neuköllner Einkaufscenter auf sie ein.
Im Prozess vor dem Landgericht legte er am Mittwoch ein Geständnis ab.
Zu der Bluttat kam es am 17. April 2018 im Wutzky-Center (Gropiusstadt). Die Tochter habe für den Neuköllner Rentner „keinen Wert mehr (gehabt) und den Tod verdient“, heißt es in der Anklage.
Am Mittwoch verliest der Verteidiger des Rentners eine Erklärung. „Ich bin für ihre Verletzungen verantwortlich, ich hoffe, sie verzeiht mir“, heißt es anfangs. Dann erzählt er sein Leben. Geboren 1943 in einem türkischen Dorf am Schwarzen Meer. Vater Bauer. Sieben Geschwister. Nie zur Schule gegangen. Mit 16 als Bauarbeiter nach Istanbul.
1972 nach Deutschland. Stuttgart, Frankfurt/Main, Hamm, München, Hannover, Saarbrücken. Immer gearbeitet, immer gut verdient. 1984 Berlin. Seit 2000 in Rente. Sechsfacher Vater. „Meine Tochter lag mir sehr am Herzen“, sagt er. „Mir war bewusst, das Leben in Deutschland ist ein anderes als in meiner Heimat, meine Kinder leben die Freiheit in Deutschland.“ Die Vorgeschichte
Zwei Monate vor der Tat habe er zufällig beim Morgenkaffee seine Tochter vor der Schule ihres Kindes entdeckt: „Ich war der Auffassung, sie verhielt sich unsittlich gegenüber anderen Männern. Sie unterhielt sich mit ihnen ohne Anwesenheit von Frauen. Trotz meines langen Lebens in Deutschland. Ich wunderte mich, warum die Männer ihre Hände in den Hosentaschen hatten. Ich wollte wissen, was sich dahinter verbarg. Das ließ mich nicht los. Ich bekam das Bild nicht mehr aus dem Kopf.“
Und weiter: „Meine Tochter wimmelte mich ab und sagte: ‚Du spinnst, alles Quatsch!‘ Ich war in dem Gedanken gefangen. Wollte der Sache auf den Grund gehen. Ich sprach meinen Schwiegersohn an, dachte, er wisse und billige die unsittliche Betätigung meiner Tochter. Meinem Sohn versprach ich, nichts zu tun.“
Wie es zur Tat kam
Am Tattag habe er gesehen, wie die Tochter mit zwei Männern zur U-Bahn ging. „Ich fuhr zu ihrer Arbeit. Wollte, dass sich unsere Wege kreuzen. Sie verzog das Gesicht. Sie sagte: ‚Du sollst hier nicht rumschnüffeln wie ein Hund, ich rufe die Polizei!‘ Trotz meiner Schwerhörigkeit habe ich das gehört. Ich war geschockt und wütend, verlor die Kontrolle, ging auf sie los.“
Zur Tat selber sagte er: „Ich stach ihr mit dem Messer in den Bauch. Sonst habe ich keine Erinnerung. Das Messer habe ich, weil mich Nazis nach dem Mauerfall in Schöneweide verprügelt haben. Ich bin froh, dass sie noch lebt. Ich weiß nicht, wie ich ihr und der Familie noch unter die Augen treten kann.“ So erlebte eine Zeugin die Bluttat
Die zweifache Mutter Andrea H. (39) aus Neukölln ging damals mutig dazwischen, als der Vater mit dem Messer auf die Tochter einstach. Ihre Zeugenaussage vor Gericht: „Ich war am 17. April 2018 im Wutzky-Center in Gropiusstadt. Ich kannte sie vom Sehen, sie ist Verkäuferin im Schuhladen. Sie rannte mir vor den Kinderwagen. Schrie: ‚Hilfe, da ist ein Irrer hinter mir!‘ Der kleine alte Mann war einen Schritt hinter ihr. Er hatte ein Messer. Ich schob meinen Kinderwagen in einen Laden, rannte zurück, stieß den Mann weg. Er fiel hin, versuchte immer wieder aufzustehen und zu ihr zu kommen.“
Weiter schilderte sie: „Dann kamen andere und hielten ihn fest. Er schrie auf Türkisch. Eine ältere Frau saß auf ihrem Rollator und übersetzte, dass er sein Messer suchte. Er war aggressiv, aufbrausend, fluchend, drohend, angespannt – als ob er gleich explodiert! Ich fragte sie: ‚Wer ist der Mann?‘ Sie sagte ganz ruhig: ‚Ein Verrückter, ein Psychopath.‘ Sie hatte einen Schnitt am Hals und hielt sich den Bauch. Blut tropfte zwischen ihren Händen runter. Wer gibt schon gerne zu, dass der eigene Vater einen umbringen will.“
Zwei Tage später habe sie die 47-Jährige im Krankenhaus besucht. „Die Sache ließ mir keine Ruhe. Sie weinte und sagte: ‚Ich liebe meinen Vater trotzdem, Papa ist krank.‘ Ich wäre bei jedem dazwischen gegangen, ohne zu fragen. Heute bin ich mit der Frau befreundet.“
Der Prozess wird am 6. November fortgesetzt. Ein Urteil soll am 26. November fallen. Dem Angeklagten droht die Höchststrafe: lebenslange Haft wegen Mordversuchs.
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Vater wollte Tochter erstechen – weil sie mit Männern redete
Karin Hendrich 13. März 2020 19:12
Sükrü K. (heute 77) aus Berlin-Neukölln wollte seine Tochter erstechen. In einem ersten Prozess verurteilte ihn das Landgericht im Dezember 2018 zu vier Jahren Haft wegen versuchten Totschlags. Die Staatsanwaltschaft hatte eine doppelt so hohe Strafe gefordert, für sie war das versuchter Mord.
Sie ging in Revision. Der Bundesgerichtshof entschied, dass eine andere Schwurgerichtskammer neu verhandeln und sich dabei vor allem mit dem Mordmerkmal der niedrigen Beweggründe auseinanderzusetzen muss. Seit Donnerstag sitzt der türkische Rentner erneut in Moabit auf der Anklagebank.
Sükrü K. (untersetzt, kahler Kopf) hat eine Schule nie besucht, kann auch nicht schreiben. Er lebt seit 1972 in Deutschland, davon 36 Jahre in Berlin, arbeitete viele Jahre auf dem Bau. Er spricht kaum Deutsch, braucht einen Dolmetscher. Seine Tochter, eines von sechs Kindern, arbeitete in dem Einkaufszentrum als Verkäuferin in einem Schuhgeschäft.
Der Fall: Im Wutzky-Center (Gropiusstadt) stach er am 17. April 2018 auf seine Tochter (47) ein. Ihr „Todesurteil“: Sie hatte sich an der Schule ihrer Tochter (7) mit Vätern anderer Kinder unterhalten! Damit „hatte seine Tochter für ihn keinen Wert mehr und den Tod verdient“, heißt es in der Anklage.
Von hinten soll sie der Angeklagte dort mittags umschlungen und ihr mit einem mitgebrachten Küchenmesser (zwölf Zentimeter Klingenlänge) in den Hals geschnitten haben. Danach rammte er ihr das Messer in den Bauch (lebensgefährlicher Leberstich). Kunden überwältigten den rasenden Angreifer, der laut Anklage wüste Todesdrohungen ausstieß und sie als „Hure“ beschimpfte. Das Leben der Frau konnte nur durch eine Not-OP gerettet werden.
„Ich habe mich immer wieder mit der Tat beschäftigt“, verliest der Verteidiger die Erklärung des Angeklagten. Es habe damals schon länger Streit in der Familie gegeben, weil sich die Tochter gegenüber Männern unsittlich verhalten habe. Er sei zwei Monate davor zufällig an der besagten U-Bahn-Station ausgestiegen und habe seine Tochter gesehen. Sie hatte die Enkelin dort zur Schule gebracht. „Sie unterhielt sich mit Männern. Am nächsten Tag bin ich wieder hin. Ich wollte wissen, was dahintersteckt.“
Bald stieg er zweimal die Woche an der Station aus. „Ich sah meine Tochter. Mit Männern, die die Hände in den Hosentaschen hatten. Ich bekam dieses Bild nicht mehr aus meinem Kopf.“ Er sei in den Gedanken gefangen gewesen, was tun zu müssen. Er sprach die Tochter an. Doch die habe ihn nur abgefertigt: „Du spinnst ja.“
Am Tattag wollte er erneut mit ihr reden, sei zu ihrem Schuhladen. „Schnüffel hier nicht rum wie ein Hund“, habe sie nur gesagt. Und noch Ehrverletzenderes. „In mir kam große Wut hoch. Ich griff zum Messer, stach ihr in den Bauch.“ Das Messer habe er immer bei sich gehabt. „Seit ich mal von Nazis verprügelt wurde.“
„Er hatte sich hineingesteigert in die wahnhafte Idee, seine Tochter geht fremd“, so der Richter. Nach einem Arbeitsunfall und zunehmender Schwerhörigkeit sei der Vater „isoliert bis zur Bedeutungslosigkeit in der Familie“ gewesen. So habe sich ein paranoides Syndrom entwickelt. Eine „ernsthafte Persönlichkeitsstörung: Er sah die Familienehre verletzt.“ Die krankhafte Störung habe sein „Wertesystem beeinträchtigt.“
Jetzt muss das Landgericht erneut prüfen, ob es nicht doch versuchter Mord war. Fortsetzung: 20. März.
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