Eklat beim Prozessauftakt gegen Millionen-Dealer - Schöffe wegen Befangenheit unter Verdacht Er kennt die Angeklagten vom Käfig-Kampfsport
Von: astrid sievert 02.03.2021 - 19:46 Uhr
Bremen – Und wieder sitzen Millionen-Drogendealer statt unter Palmen auf der Anklagebank.
Nach dem Auftakt am Montag gegen einen Groß-Dealer (30), der 1,2 Mio. Euro gescheffelt hatte, standen Dienstag Millionen-Dealer (28 bis 42 Jahre) mit Umsätzen von 6 bis 6,5 Mio. Euro vor Gericht.
Doch der Prozess wurde am ersten Tag abgebrochen, muss wohl neu aufgerollt werden: Ein Schöffe (ehrenamtlicher Richter) ist ein Bekannter der Angeklagten! Deshalb kann er als befangen abgelehnt, das Richterteam (drei Berufsrichter und zwei Schöffen) neu besetzt werden! Böser Paukenschlag zum Prozess-Auftakt
Schöffe Christian S. teilte dem Vorsitzenden Richter in einer Pause mit, dass er vier der fünf Angeklagten persönlich kennt.
Der Vorsitzende Richter erklärte nach der überraschenden Mitteilung öffentlich: „Herr S. sagte, dass er im Vertrieb eines Fitness-Studios arbeitet, in dem die vier Angeklagten vor Corona regelmäßig trainierten. Er traf sich mit ihnen nicht privat, führte nur oberflächliche Gespräche. Aber der Schöffe fühlt sich mit den Angeklagten in gewisser Weise verbunden, da sie ihm viele weitere Kunden gebracht haben.“
Und nicht nur das. Der Richter weiter: „Außerdem kennt der Schöffe die Angeklagten auch aus Käfig-Kampfsport-Veranstaltungen.“
Die Staatsanwaltschaft beantragte sofort, den Schöffen wegen Gefahr der Befangenheit abzulehnen: „Geschäftliche und persönliche Verbindungen stellen fast ein Dankbarkeits-Verhältnis dar. Es besteht Misstrauen in seine Unparteilichkeit.“
Hätte das Verhältnis eines ehrenamtlichen Richters zu den Angeklagten nicht vor der Prozess-Eröffnung geklärt werden können? Landgerichts-Sprecher Dr. Thorsten Prange: „Nein. Schöffen erhalten vor Prozess-Beginn nur die Termine. Sie wissen nicht, um welchen Fall es geht und erfahren vorher keine Namen.“
Der Schöffe dürfte Dienstag selbst sehr überrascht gewesen sein, als er die Männer auf der Anklagebank erkannte. Prange: „Und er hat sofort Bescheid gesagt. Hier hat niemand etwas falsch gemacht!“
Das Gericht zog sich zur Beratung zurück, will seine Entscheidung schnellstmöglich mitteilen.
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