BISCHOFSZELL. Seit dem 11. November 2007 wird der Unternehmer Alois Koch vermisst. Von ihm fehlt jede Spur. Seine Familie glaubt nicht mehr daran, dass er noch lebt. Die drei Söhne wollen Projekte ihres Vaters weiterführen. Urs Bänziger 21.08.2008, 09.52 Uhr
Niemand weiss, was in der Nacht vom 11. auf den 12. November 2007 geschah. Seither ist der Unternehmer Alois Koch spurlos verschwunden. Er hatte an jenem Sonntag letztmals Kontakt mit seinen Angehörigen. Kochs Auto wurde auf dem Areal der alten Papierfabrik in Bischofszell gefunden. An dem Ort, wo sich der Unternehmer aus Appenzell täglich aufgehalten hatte. Die Papierfabrik war die grosse Leidenschaft von Alois Koch. Er hatte sie gekauft, um die stillgelegte Papierfabrikation wieder in Gang zu bringen. Die Versuche schlugen fehl. Er begann, Büro-, Fabrikations- und Lagerhallen zu vermieten. Mit Erfolg, die Papieri ist heute eine vielseitig genutzte Gewerbeliegenschaft. Kochs Steckenpferd war das zur Papierfabrik gehörende Wasserkraftwerk. Oft war er auch an den Abenden auf dem Firmenareal anzutreffen, um nach dem Rechten zu sehen. Man muss annehmen, dass er dies auch am Abend des 11. November getan hat.
Wurde Kochs Leidenschaft zu seinem Schicksal? An jenem Abend führte die Thur Hochwasser. Man weiss, dass der 77jährige ab und zu aus dem Rechen des Fabrikkanals Schwemmholz entfernt hat. Das Ungewisse nagt
In einer grossangelegten Aktion hatte die Polizei mehrere Tage nach dem Verschwundenen gesucht. Teile von Alois Kochs Handy wurden im Abflusskanal und in der Thur gefunden. Das ist bis heute die einzige Spur geblieben. Sie könnte ein Indiz sein, dass es ein Unfall war, dass der Vermisste ertrunken ist. Doch ein Verbrechen oder Abtauchen kann nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Ausser den Handy-Teilen gebe es keine weiteren Anhaltspunkte über den Verbleib des Vermissten, sagt Ernst Vogelsanger vom Mediendienst der Kantonspolizei Thurgau. Die Ermittlungen würden derzeit ruhen, aber wieder aufgenommen, sobald es neue Hinweise gebe. Alois Koch sei polizeilich national wie international als vermisste Person ausgeschrieben.
Die Angehörigen glauben nicht mehr daran, dass Alois Koch noch lebt. «Wenn mein Vater auftaucht, dann sicher nicht mehr lebendig», sagt Urs Koch. «Obwohl immer noch ein Funken Hoffnung da ist.» Die Familie habe eine sehr schwere Zeit durchgemacht. «Das Ungewisse nagt an einem.» Die Angehörigen konnten nicht tatenlos sein, hatten sich selbst auf die Suche gemacht. Doch auch sie wurden nicht fündig. Urs Koch glaubt, dass sein Vater ertrunken ist und die Thur ihn zu sich genommen hat. Obwohl ein Verbrechen nicht ganz ausgeschlossen werden könne. Dass der Vater untergetaucht sein könnte, erscheint ihm unwahrscheinlich. «Er war ein beschäftigter Mann, er würde dies alles vermissen.» Der spleenige Appenzeller
Alois Koch ist – war ein Unternehmer durch und durch. In Bischofszell hatte er den Ruf eines spleenigen, geselligen Appenzellers. Auch in seiner Wahlheimat wird Alois Koch vermisst. Immer wieder kommt das Gerücht auf, der Verschwundene sei wieder aufgetaucht. Die drei Söhne haben sich so weit wieder fassen können, dass sie damit begonnen haben, eine Bestandesaufnahme der Hinterlassenschaft ihres Vaters zu machen. «Er war ein Visionär, er hatte diverse Projekte am Laufen», sagt Urs Koch. Es habe seine Zeit gebraucht, um einen Überblick zu bekommen.
Die Söhne wollen das Vermächtnis ihres Vaters als Unternehmer so weit es geht erhalten. «Obwohl wir nicht immer gleicher Meinung waren, hatte er gute Ideen und auch den Mut, sie umzusetzen.» Alois Kochs Leidenschaft für die alte Papierfabrik scheint sich auf seine Söhne übertragen zu haben. «Sie soll in seinem Sinn weiter genutzt werden.»
Seit Sonntag, 11. November 2007, wird in Bischofszell der 1930 geborene Alois Koch vermisst. Die Kantonspolizei Thurgau bitte um Mithilfe bei der Suche.
Der aus Appenzell stammende Unternehmer hatte am 11. November um 17 Uhr letztmals Kontakt mit seinen Angehörigen und gilt seither als vermisst. Sein Auto wurde am Morgen des 12. November auf dem Areal der ehemaligen Papierfabrik Bischofszell an der Fabrikstrasse gefunden.
Die Suchaktionen durch die Kantonspolizei Thurgau mit Einsatz von Hunden und Tauchern verlief bis anhin ergebnislos. Derzeit liegen keine Erkenntnisse über einen möglichen Aufenthaltsort des Vermissten vor.
Alois Koch ist 170 Zentimeter gross und schlank. Er hat grau weisse Haare und trug eine hellbraune Wildlederjacke, dazu lange Hosen sowie graue Wildlederschuhe.
Zeugenaufruf
Wer Angaben zum Verbleib von Alois Koch machen kann, wird gebeten, sich beim Polizeikommando Thurgau unter 058 345 22 22 zu melden.
FLAWIL. Die St.Galler Kantonspolizei hat noch keine gesicherten Erkenntnisse zum Fund einer Leiche in einem Meteoschacht zwischen Flawil und Magdenau. Die Ermittlungen sind offensichtlich schwieriger als erwartet. Die Kantonspolizei rechnet damit, dass erst zu Beginn der kommenden Woche konkrete Resultate vorliegen.
Umberto W. Ferrari 24.07.2008, 11.34 Uhr
Die in der Ostschweiz vermissten Personen: (obere Reihe von links) Alexander Baer, vermisst seit dem 28. April 2008 in Amriswil; Margaretha Franceschi-Poletti, vermisst seit 1. November 1999 in Pfäfers; Alois Koch, vermisst seit dem 11. November 2007 in Bischofszell; Heinrich Messmer, vermisst seit dem 1. Januar 2007 in Schaffhausen; (untere Reihe) Manuel Fernando, vermisst seit dem 2. Oktober 2001 in Vilters; Günther Neururer, vermisst seit dem 8. Januar 2004 in Romanshorn; Janine Berger, vermisst seit dem 12. April 1999 in Bolivien. (Bild: Kapo SG, SH und TG)
Derzeit wird die Leiche, die fast nur noch aus dem Skelett besteht, am Institut für Rechtsmedizin am Kantonsspital St.Gallen untersucht. Dabei geht es in erster Linie darum, die getötete Person zu identifizieren und die Todesursache festzustellen.
Erschlagen oder erschossen?
Bereits gestern sagte der Sprecher der St.Galler Kantonspolizei, Hans Eggenberger, dass von einem Gewaltverbrechen auszugehen sei. Da fast nur noch das Skelett übrig ist, sind offensichtlich Deformationen an den Knochen festgestellt worden, die auf ein Gewaltverbrechen schliessen lassen. Die Person dürfte also erschlagen, erschossen oder erstochen worden sein.
Informationen am Nachmittag
Die Identifikation verzögert sich offensichtlich. Hans Eggenberger teilte mit, die Abklärungen liefen auf Hochtouren. Auf konkrete Resultate muss die Öffentlichkeit noch bis zu Beginn der kommenden Woche warten.
Mindestens 34 vermisste Personen
Derzeit werden in der Schweiz mindestens 34 erwachsene Personen vermisst, 22 Männer und zwölf Frauen. Details zu den einzelnen Vermissten zeigt die Webseite des Bundesamts für Polizei unter www.swisspolice.ch. Vollständig ist die Liste allerdings nicht, die vermissten Personen aus dem Kanton St.Gallen beispielsweise sind dort nicht zu finden.
Die vermissten Ostschweizer
In der Ostschweiz werden laut den öffentlichen Vermisstmeldungen der Kantonspolizeikorps immer noch sieben Personen vermisst. Alexander Baer, vermisst seit dem 28. April 2008 in Amriswil; Margaretha Franceschi-Poletti, vermisst seit 1. November 1999 in Pfäfers; Alois Koch, vermisst seit dem 11. November 2007 in Bischofszell; Heinrich Messmer, vermisst seit dem 1. Januar 2007 in Schaffhausen; Manuel Fernando, vermisst seit dem 2. Oktober 2001 in Vilters; Günther Neururer, vermisst seit dem 8. Januar 2004 in Romanshorn; Janine Berger, vermisst seit dem 12. April 1999 in Bolivien.