Ein Mann steht vor Gericht, weil er offenbar am Nürnberger Hauptbahnhof einen Auftrag vergeben wollte: Jemand solle für 1500 Euro eine 16-Jährige töten. Denn die wollte ihren Cousin nicht heiraten
Von Olaf Przybilla, Nürnberg
Wenn es stimmt, was die Staatsanwaltschaft einem 24-Jährigen vorwirft, so muss es im Juni 2019 auf dem Vorplatz des Nürnberger Hauptbahnhofs zu einem Wortwechsel wie in einem schlechten Krimi gekommen sein. Der Angeklagte, der sich seit Donnerstag vor der Jugendkammer am Landgericht Nürnberg wegen Anstiftung zum Mord verantworten muss, soll demnach einen ihm unbekannten Mann auf Arabisch angesprochen haben - und zwar mit der Frage, was bei ihm wohl ein Auftragsmord kosten würde. Wer die Person ist, die ermordet werden sollte, verschwieg der 24-Jährige zunächst. Laut Anklage war es: seine Schwester.
Gerichtsprozesse München 23.01.2020 07:01 1.958 Auftragsmörder beauftragt? Bruder im "Zwangsehe"-Prozess freigesprochen Urteil im Prozess um das angebliche Anheuern eines Auftragskillers vor Landgericht Nürnberg-Fürth
Nürnberg - Es ist ein Gerichtsverfahren, das für erhebliches Aufsehen sorgt: Im Prozess um das angebliche Anheuern eines Auftragskillers zum Mord an einer 16-Jährigen soll am Landgericht Nürnberg-Fürth in Bayern ein Urteil fallen.
Hat ein Mann einen Auftragskiller für seine Schwester angeheuert? (Symbolbild)
Dem Bruder des Teenagers wird vorgeworfen, einen Killer beauftragt zu haben, seine Schwester zu ermorden, weil diese sich einer von den Eltern eingefädelten Zwangsehe widersetzt hatte.
Der angebliche Killer hatte angegeben, den Auftrag zur Tötung der Jugendlichen nur zum Schein angenommen zu haben.
Der Bruder sagte hingegen aus, einen solchen Auftrag habe es nie gegeben.
Im Vorfeld soll das Mädchen von Bruder und Vater mehrmals geschlagen worden sein.
Die Eltern des Opfers stehen in einem abgetrennten Verfahren vor Gericht.
Die jesidische Familie war 2014 aus dem Irak nach Deutschland gekommen und lebt seitdem im Raum Nürnberg. Update, 14.14 Uhr: Freispruch im Prozess um Zwangsheirat
Im Prozess um Zwangsheirat und Auftragsmord vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth ist der Angeklagte freigesprochen worden. Der Vorsitzende Richter sagte in seinem Urteil am Donnerstag, dass die belastende Zeugenaussage des vermeintlichen Auftragsmörders nicht geeignet sei, einen Schuldspruch herbeizuführen.
Zwar habe der 24-jährige Iraker tatsächlich am Nürnberger Hauptbahnhof einen Mann damit beauftragt, seine 16-jährige Schwester zu töten, die sich standhaft weigerte, eine Zwangsehe einzugehen. Jedoch seien weder Zahlungsmodalitäten geklärt gewesen, noch Namen oder Kontaktdaten ausgetauscht worden.
Als erwiesen sah das Gericht dagegen an, dass der Angeklagte seine jüngere Schwester mit der flachen Hand geschlagen hatte. Dafür erhielt der Angeklagte eine Haftstrafe von acht Monaten wegen Körperverletzung, die zur Bewährung ausgesetzt wurde.
Der Staatsanwalt hatte sechs Jahre Haft gefordert wegen "versuchter Anstiftung zum Mord", die Verteidiger hatten auf Freispruch plädiert.
Im Verfahren gegen die Eltern des Mädchens wegen versuchter Zwangsheirat wird am Freitag ein Urteil erwartet.
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