THALWIL Als in Thalwil eine Paketbombe explodierte Die Kultsendung «Aktenzeichen XY ... ungelöst» feiert ihr 50-Jahr-Jubiläum. In dieser Zeit wurden auch Fälle aufgerollt, die sich am linken Zürichseeufer ereignet hatten. In Thalwil sorgte eine Paketbombe für Aufsehen, während in Pfäffikon SZ der Mord an einem Metzger bis heute nicht aufgeklärt werden konnte.
Linda Koponen 21.02.2018
Von einem «heimtückischen und grausigen» Verbrechen berichtete der «Allgemeine Anzeiger vom Zürichsee» am 2. Dezember 1964. Tags zuvor hatte sich in Thalwil ein Bombenattentat ereignet. Fünf Jahre später wurden die Geschehnisse in der Fahndungssendung «Aktenzeichen XY ungelöst» rekonstruiert. Obwohl der Tathergang ziemlich genau nachvollzogen werden kann, ist bis heute unklar, wem der Anschlag gelten sollte und wer hinter der perfiden Tat steckt.
Bombe verletzt Thalwilerin
Die Familie Biedermann wohnt an der Dorfstrasse 79 in Thalwil. Gegen 15 Uhr nimmt Carmen Biedermann die Post entgegen. Wegen des bevorstehenden Samichlauses ist der Bote ungewöhnlich spät dran. Unter den Briefen ist auch ein Päckchen für Gerold Biedermann. Als Carmen Biedermann die Verpackung öffnet, explodiert die im Paket versteckte Bombe. Ihre linke Hand wird abgerissen, die Finger der rechten Hand gebrochen. Sie erleidet innere Verletzungen und verliert ein Auge.
Während das Motiv und die Beziehung des Täters zum Opfer im Verborgenen blieb, konnten die Ermittler das Paket bis ins kleinste Detail rekonstruieren. «Damit haben wir heute mit Hilfe der Zuschauer vielleicht noch eine echte Chance», sagte Polizist Paul Furrer am 10. Oktober 1969 in der Sendung.
Die Einzelteile der Bombe stellten die Ermittler vor ein Rätsel. Während die Verpackung – eine Nähnadelschachtel, umwickelt in grünes Geschenkpapier –, zusammen mit dem Mikroschalter und der Batterie aus der Schweiz stammt, musste der Täter die weiteren Bestandteile im Ausland besorgt haben. So wurde etwa die verwendete Zahnpastatube in Österreich oder Deutschland hergestellt. Der Sprengstoff konnte nach England oder in die Vereinigten Staaten zurückverfolgt werden. Die Zündkapsel hatte ihren Ursprung ausserhalb Europas. «Es gibt sicher nicht viele Leute, die all diese Gegenstände gleichzeitig im Besitz haben konnten», sagte Aktenzeichen-Moderator Eduard Zimmermann. «Deshalb müsste es eigentlich möglich sein, den geheimnisvollen Konstrukteur des Bombenpakets zu lokalisieren.» Zimmermann täuschte sich: Trotz der ausgeschriebenen Belohnung von 6000 Franken blieb der Fall bis heute ungelöst.
Leiche von Metzger verbrannt
Nicht minder rätselhaft sind die Ereignisse, die sich am 9. März 1989 in Pfäffikon zugetragen haben. «Mann erschossen und verbrannt», schrieb die «Linth» am 13. März auf der Titelseite. Das Opfer, der 33-jährige Metzger Josef Broger, wurde auf dem Areal der Bauunternehmung Föllmi tot aufgefunden. Die verbrannte Leiche wies Schussverletzungen auf, die dem Opfer zugefügt worden waren, bevor es angezündet wurde.
Die Brogers hatten sich durch ihre sparsame Lebensweise in wenigen Jahren ein ansehnliches Vermögen erspart. An jenem schicksalhaften Donnerstag verlässt Josef Broger die Metzgerei am Nachmittag, um ein persönliches Geldgeschäft vorzubereiten. Von Zuhause holt er sein Bankbüechli, um bei der Bank in Eschenbach 59 500 Franken abzuheben. Das Geld will er auf der Bank in Pfäffikon anlegen. Über die Details seiner Anlagegeschäfte informiert er seine Frau nicht. Fest steht: Das Geld hat er nie in Pfäffikon eingezahlt. Was er damit vorhatte, ist bis heute unklar.
Nach seinem Bankbesuch in Eschenbach fährt Broger zurück in die Metzgerei. Den Abend verbringt er mit Arbeitskollegen in einer Beiz in Freienbach. Dort zeigt er sich grosszügig und zahlt die gesamte Rechnung. Gegen 20 Uhr wird er das letzte Mal lebend gesehen. Nach Hause gefahren ist er nicht – wohin er unterwegs war, konnte nicht ermittelt werden. Bekannt ist aber, dass er den Geldumschlag bei sich hatte. Noch vor Mitternacht wird seine Leiche auf dem Gelände der Baufirma Föllmi an der Kantonsstrasse zwischen Pfäffikon und Schwyz abgelegt. Vorher ist er an einem unbekannten Ort durch zwei Schüsse getötet worden. Der einzige Hinweis auf den Täter – ein grüner Benzinkanister – führte zwar zu Hinweisen, nicht aber zum gewünschten Erfolg. Mittlerweile ist auch dieser Fall verjährt. Neuen Hinweisen werde nicht mehr nachgegangen, heisst es vonseiten der Kantonspolizei Schwyz. (Zürichsee-Zeitung)
Ich vermute, dass das Päckchen Gerold Biedermann öffnen sollte. Im Film wird auch gesagt, dass es an 'Geri Biedermann' adressiert war. Vermutlich der Spitzname von Herrn Biedermann. Wer könnte das sonst wissen, wenn nicht ein Bekannter von ihm? Gleiches gilt auch für die Oldtimermodellsammlung. Ein Abziehbild eines solchen Oldtimers (Packard 1911) klebte auf der Schachtel. Welche Hobbies man hat, weiß ja nicht jeder.
Gerold Biedermann wird als 'weitgereist' vorgestellt. Er kam auch beruflich rum, war leitender Angestellter eines Kaufhauskonzerns. Am 30. November 64 kehrte er von einer geschäftlichen Reise aus Paris zurück. Die Tat passierte am 01.12.64.
Dass er wohl auch Interessen für Waffen hatte, kommt im Film rüber. Dort hängen Schusswaffen und ein Säbel über einer Couch.
Der Bombenbastler war vermutlich eine ebenso weitgereiste Person. Wie sonst kommt man an Bauteile aus verschiedenen Ländern? Per Post? 1964 doch wohl eher nicht.
Wahrscheinlich liegt der Grund für dieses Bombenattentat in der Vergangenheit des Herrn G. B.