Zum Zeitpunkt ihres Verschwindens lebte Gudrun Ebel (19) noch bei ihren Eltern mit ihren sieben Geschwistern. Sie wurde am 6. Februar 1971 in einer karg möblierten Gartenhütte bei Bad Vilbel von Reitern tot aufgefunden. Gudrun wurde vom Täter regelrecht geschlachtet. Die Polizei spekulierte, daß Gudrun Ebel, von Beruf Altenpflegerin, wohl das erste Mordopfer von dem inzwischen verstorbenen Manfred Seel war. Todesursache: Gewalt gegen den Hals. Dem Opfer wurde zudem die Gebärmutter entfernt. Die Polizei geht davon aus, daß der Täter sie in eine Gartenlaube lockte und sich dort an ihr verging.
Krank ohne Ende. Die perversen Taten des Prostituiertenmörders Manfred Adolf Seel
—Published on Juni 11, 2016Juni 11, 2016 — in Kriminalität
Gudrun Ebel, 19 Jahre alt, entstammte einer Unterschichtenfamilie. Zum Zeitpunkt ihres Verschwindens lebte sie noch bei ihren Eltern mit ihren sieben Geschwistern. Sie wurde am 06. Februar 1971 in einer karg möblierten, von Jägern genutzten Gartenhütte bei Bad Vilbel von Reitern tot aufgefunden. Seel schlachtete sie regelrecht und entnahm ihr die Gebärmutter. Die Polizei spekuliert, dass Gudrun Ebel, von Beruf Altenpflegerin, wohl das erste Mordopfer von Seel war. Todesursache: Gewalt gegen den Hals. Dem Opfer wurden zudem Teile des Unterleibs entfernt.
Im Februar 1971 entdeckten Spaziergänger in einer Gartenhütte am nördlichen Frankfurter Stadtrand die Leiche von Gudrun Ebel, 19 Jahre alt. Der Täter hatte die junge Frau erdrosselt, ihr den Bauch aufgeschnitten, den Dünndarm, die Gebärmutter und den rechten Eierstock entfernt. Schon 1971 notierte der Rechtsmediziner, der Täter müsse anatomische Kenntnisse haben. Heute urteilt ein Kollege von ihm, der Täter habe sich mit Sicherheit solche Kenntnisse angeeignet.
Herrmann besucht Gudrun Ebels Schwester. Er ist gekommen, um ihr vom neuesten Ermittlungsstand zu berichten, obwohl er weiß, dass der neue Verdacht sie aufwühlen wird. Die Schwester hat nicht vergessen, wie wütend ihre Mutter war, als Gudrun vier Tage von zu Hause fernblieb, und wie starr vor Entsetzen, als die Polizei vor der Tür stand. Die Familie, sieben weitere Kinder und die Eltern, lebten in einem besetzten Haus im Frankfurter Westend. Gudrun arbeitete als Putzfrau in einem Seniorenheim.
Ihre Schwester schaut auf die Terrasse ihres Hauses im Taunus. Sie erzählt, dass sie oft daran denkt, wie Gudrun heute wohl leben würde, ob sie Enkelkinder hätte. Und wie sehr sie leiden musste. Die Familie glaubte damals, der Täter wäre Medizinstudent. "Einer, der so an ihr herumexperimentierte."
Herrmann hört der Schwester schweigend zu. Am Ende legt er seine Visitenkarte auf den Tisch. "Sie können jederzeit zu uns kommen, mit uns reden." Gudrun Ebels Bruder, der in Frankfurt lebt, sagt, Herrmanns Kollegen hätten ihr Bestes gegeben, ihm nach 45 Jahren einfühlsam die Hiobsbotschaft mitzuteilen, dass seine Schwester möglicherweise Opfer eines sadistischen Serienmörders wurde. Es geht nur nicht sehr einfühlsam.
Fast jeden Tag hockt Herrmann mit seinem Team im großen Besprechungsraum des Kommissariats 11 und geht immer wieder die Morde durch. "Der Fall Gudrun Ebel ist keine Einstiegstat", sagt er. "Dafür war die Tat viel zu heftig, die Handlungsweise des Täters sehr koordiniert und kontrolliert." Er glaubt, der Mörder müsse geübt haben. Herrmann tippt auf Leichenschändungen, Tierquälereien. Er erinnert sich an eine Verbrechensserie auf nahe gelegenen Pferdehöfen, bei der den Tieren in die Genitalien geritzt wurde. Aber solche Taten sind lange verjährt, die Akten vernichtet.
1971: Die verstümmelte Leiche der 19 Jahre alten Gudrun Ebel wird im Februar bei Bad Vilbel entdeckt. Die Tote weist Zeichen sadistischer Handlungen auf, sagen die Ermittler. Sie hatte bisherigen Ermittlungen zufolge als Reinigungskraft in einem Altenpflegeheim in Frankfurt gearbeitet.
1971: Nur zwei Monate später wird die Leiche einer Kollegin aus dem Johanna-Kirchner-Stift gefunden. Die getötete türkische Gastarbeiterin Hatice Erülkeroglu wird nahe der Camberger Brücke in Frankfurt gefunden.
1991: Die Leiche der Frankfurter Straßenprostituierten Gisela Singh wird am 30. Juni im Wald zwischen Hofheim und Langenhain im Main-Taunus-Kreis gefunden. Die Tote weist den Ermittlern zufolge "Zeichen sexuellen Sadismus" auf.
1993: Der Torso der getöteten Straßenprostituierten Dominique Monrose wird im Dezember 1993 an der Friedberger Landstraße in Frankfurt im Gebüsch gefunden. Die Leichenteile sind in Plastiksäcke eingepackt. Weitere Leichenteile werden 1994 an der Bundesstraße 40a in der Nähe des Flughafens entdeckt. Der Kopf fehlt bis heute.
1996: Die Bankangestellte Pia Isabel Heym (27) wird seit Juli vermisst. Spaziergänger finden den Kopf ihrer Leiche am ersten Weihnachtsfeiertag am Weg zu einer Kleingartenanlage. Der Kopf war mit einem scharfen Messer sauber abgetrennt worden. Die Frau war nach Mitteilung der Polizei von damals auf die Einnahme von Tabletten zur Behandlung schizophrener Schübe angewiesen.
1998: Der 13 Jahre alte Schüler Tristan wird am 26. März in einem Tunnel des Liederbachs nahe des Bahnhofs Frankfurt-Höchst grausam ermordet. Der Täter schneidet dem Jungen am helllichten Nachmittag die Kehle durch. Er trennt Teile des Leichnams ab und nimmt sie im Rucksack des Schülers mit.
1998: Die etwa 18 Jahre alte Julia Schröder verschwindet Mitte Juli aus dem Frankfurter Bahnhofsviertel. Die Obdachlose soll eine drogenabhängige Prostituierte und in desolatem gesundheitlichen Zustand gewesen sein.
1999: Rund ein Jahr später, im September 1999, verschwindet auch die 1967 geborene Gabriele De Haas aus dem Frankfurter Bahnhofsviertel. Von beiden Frauen fehlt bislang jede Spur.
2004: Ein stark verwester menschlicher Schädel wird im April in einer Main-Schleuse bei Frankfurt gefunden. Der Kopf soll zu einer Frau mittleren Alters gehören und war in Aluminiumfolie eingewickelt. Die Identität der Frau ist noch immer unklar.
2014: Nach dem Tod des mutmaßlichen Serienmörders räumen Angehörige eine von ihm gemietete Garage in Schwalbach am Taunus aus. Darin finden sie blaue Plastikfässer mit Leichenteilen der Prostituierten Britta Diallo, die seit etwa zehn Jahren tot ist. Vom linken Arm fehlt bislang jede Spur. Der Fund bringt die Ermittlungen gegen Manfred S. ins Rollen.