Mittwoch, 16.01.2019, 19:30 Aktenskandal im ehemaligen Stasikrankenhaus in Buch: 30 Jahre nach der Wende sind dort im Zuge von Recherchen von Berliner KURIER und Berliner Zeitung Patienten- und OP-Akten aufgetaucht, die bei der Räumung der Klinikgebäude im Jahre 2007 vergessen worden sind.
In einem Seitenflügel des Gebäudes wurde ein ganzer Schrank voller Ordner mit Tausenden Patientendaten, die bis 1962 zurückreichen, entdeckt.
Die Hobrechtsfelder Chaussee in Buch. An der Waldstraße, die zur A10 führt, tauchen wie aus dem Nichts verwitterte Straßenlaternen auf, hinter den Bäumen blitzen typische DDR-Neubauten auf. Hinter den Hausnummern 96 und 100 verbergen sich zwei der geheimnisumwittertsten Immobilien der DDR – die ehemaligen Staatssicherheits- und Regierungskrankenhäuser.
Zu DDR-Zeiten total abgeschottet, hochgesichert. Im Regierungskrankenhaus wurden auch Mitglieder des Zentralkomitees der SED, des Politbüros und des Staatsrates behandelt, im Krankenhaus der Staatssicherheit gab es ebenfalls einen Extra-Bereich, zu denen ausschließlich Staatsrats-Mitglieder Zugang hatten. Für Honecker & Co. ausgerüstet mit modernster Medizintechnik, u.a. einem Computertomographen. Zäune und Alarmanlagen sollen das Grundstück sichern
Nach der Wende wurden die Krankenhäuser dem Klinikum Buch, das 2001 an Helios verkauft wurde, zugeordnet. 2007, mit dem Umzug von Helios an den Standort in der Schwanebecker Chaussee wurden beide Häuser, erst 1976 eröffnet, geschlossen und dem Verfall preisgegeben – und werden heute von der BIM, der landeseigenen Berliner Immobilienmanagement GmbH, verwaltet. Die beiden 55.000 bzw. 45.000 Quadratmeter großen Grundstücke und die mehrstöckigen Klinikgebäude scheinen gut gesichert zu sein. Mit Zäunen und Alarmanlagen. Doch beide Zäune haben Lücken, Trampelpfade führen zu den offenen Stellen. „Wir gehen davon aus, dass es zu Vandalismus kam“, sagt Johanna Steinke, Sprecherin der BIM. „Wir prüfen das bereits.“
Die Spuren der ungebetenen Besucher sind unübersehbar. Überall Graffiti, auch am 20.000 Quadratmeter großen Gebäude der Stasi-Klinik selbst. Wir hatten einen Hinweis bekommen, dass in diesem Haus noch alte Krankenakten liegen sollen. An einen Schrank traute sich niemand
Die Türen zur Klinik stehen offen, keine Alarmanlage springt an. Gleich im Eingangsbereich liegt ein kaputter Heizkörper, Papier fliegt umher – und ein Wegweiser, der übrig geblieben ist, zeigt zu den Stationen auf sechs Ebenen. Der ärztliche Leiter Prof. Dr. med. J. Zacher hatte seine Büros anscheinend im 1. Stock, zum Frisör ging es auf Ebene 0, zur Gefäßchirurgischen Klinik auf Ebene 6.
Das auf dem Boden verstreute Papier führt uns auf die richtige Spur. Ein Gang, eine schwere Metalltür – und dahinter sieht es aus, als hätten hier wirklich Vandalen gehaust. Aufgerissene Kartons, Berge von unbenutztem Druckerpapier, eine Wanduhr, die irgendwann um 6.50 Uhr stehengeblieben ist. Überall offene Schränke – an einen aber haben sich anscheinend selbst die Vandalen nicht herangetraut.
Ordentlich aufgereiht stehen hier OP-Akten und Stationsbücher für die Betäubungsmittelausgabe, auch aus der inzwischen geschlossenen Klinik Waldhaus Buch. Aus den Jahren 1962 bis 1979 sowie 1991 bis 1999. Vollständig mit Namen, Geburtsdatum, Diagnose, erfolgter Operation, Operationsdauer, dem Ärzteteam – beim Umzug von Helios vergessen. Da liest man, dass eine Lehrkraft der Humboldt-Universität im November 1978 wegen eines Bandscheibenvorfalls operiert wurde. Ab Mitte 1978 tauchen in den OP-Büchern vermehrt Patienten mit Schuss- und Minenverletzungen auf, mit afrikanischen bzw. portugiesischen Namen, wohl Bürgerkriegs- und Freiheitskämpfer aus Angola, Mosambik und Namibia, die die DDR unterstützte. So musste Nestor K. ein Bein amputiert werden, Jonas Sch. wurden Granatsplitter entfernt.
Viele der Ordner stammen auch aus Nachwendezeiten: Erfasst wurden hier die orthopädischen Operationen zwischen 16. November 1991 und 5. Mai 1999 – Akten, die eigentlich strengstem Datenschutz unterliegen müssten. „Leider mussten wir nun feststellen, dass offenbar ein Aktenschrank übersehen wurde“, erklärt Dr. Sebastian Heumüller, Geschäftsführer des Klinikums Berlin-Buch. „Das bedauern wir sehr und werden den Sachverhalt so schnell wie möglich aufklären.“ Inzwischen wurden die Ordner geborgen. Die Stasiunterlagen-Behörde meldet Interesse an. „Wenn man Dokumente findet, die darauf hindeuten, dass sie Stasi-Unterlagen sein könnten, dann muss man dies beim Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen anzeigen“, sagt Sprecherin Dagmar Hovestädt.
************************************************************************* *Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht* Mark Aurel *What goes arount - comes arount * Critical questioning never harms* *********************************************************************************** *Hervorhebung in Kommentaren durch den Verfasser *Äusserungen zu Fällen sind rein spekulativ*
ZitatDie Stasiunterlagen-Behörde meldet Interesse an. „Wenn man Dokumente findet, die darauf hindeuten, dass sie Stasi-Unterlagen sein könnten, dann muss man dies beim Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen anzeigen“, sagt Sprecherin Dagmar Hovestädt.
Schon klar, gibt ja auch Fälle von Kindern die angeblich in Kliniken verstorben sind und tatsächlich aber adoptiert wurden. Wird bis heute bestritten.
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