Seit Weihnachten: Frau liegt über Monate tot in Wohnung und keiner vermisst sie
Trauriger Fall in Brandenburg an der Havel: Frau stirbt Weihnachten 2017 und liegt seitdem in ihrer Wohnung
Brandenburg/Havel - Sie ist zweifache Mutter und Oma von vier Kindern, dennoch schaute monatelang offenbar keiner aus der Familie bei einer 55-Jährigen aus Brandenburg an der Havel vorbei. Sie starb einsam in einer Wohnung ganz in der Nähe des Hauptbahnhofs.
Wie die Märkische Allgemeine berichtet, ist der genaue Todeszeitpunkt unklar, doch vermutet man, dass das Herz der Dame um Weihnachten aufhörte zu schlagen.
Seitdem lag der Leichnam der 55-Jährigen in der Wohnung, verweste dort allmählich. Keiner der anderen Hausbewohner bemerkte den starken Geruch.
Der Briefkasten quoll über vor Post und Werbeprospekten. Erst nach Monaten wunderte sich ein Nachbar darüber, ergriff die Initiative und alarmierte die Polizei und Feuerwehr.
Daraufhin wurde die stark mumifizierte Leiche am 9. August aus der Wohnung geborgen. Entsetzen bei allen Beteiligten.
Doch wie kann es sein, dass über Monate keiner etwas bemerkte oder gar reagierte?
Nachbarn hätten beim Anblick des Briefkastens bereits mehrfach die Hausverwaltung kontaktiert - ohne Ergebnis. Zunächst gingen die Bewohner von einer längeren Reise aus, doch am Ende sickerte der Tod der Frau bis zum letzten Hausbewohner durch.
Die Staatsanwaltschaft leitete ein Todesermittlungsverfahren ein, was schließlich eingestellt wurde. "Es gibt keinen Hinweis auf ein Fremdverschulden", berichtet Behördensprecherin Sarah Kress-Beuting der MAZ. Die Frau wurde schließlich beigesetzt.
Nach Monaten der Stille dann doch ein Lebenszeichen von der Familie der 55-Jährige. Eine Todesanzeige in der Zeitung, mehr Worte zum Abschied gab es nicht.
Frau liegt monatelang tot und vergessen in ihrer Wohnung
Sie war erst 55 Jahre alt. Niemand fragte nach der zweifachen Mutter und vierfachen Oma. Womöglich seit Weihnachten lag die Brandenburgerin tot in ihrer Wohnung. Am 9. August wurde der Leichnam geborgen.
Es muss ein einsamer, trauriger Tod gewesen sein, den eine erst 55 Jahre alte Brandenburgerin in ihrer Wohnung ganz in der Nähe des Hauptbahnhofs gestorben ist. Monatelang hat offenbar niemand Claudia D. (Name geändert) wirklich vermisst, obwohl sie doch einmal Familie hatte und im gesellschaftlichen Leben stand.
An welchem Tag Claudia D.’s Herz aufgehört hat zu schlagen weiß niemand. Wahrscheinlich ist die Frau um die Weihnachtszeit des vergangenen Jahres herum oder kurz danach gestorben. Ihr Leichnam lag in den folgenden Monaten bis Anfang August in der Wohnung.
Ihre erwachsenen Kinder, die vier Enkel oder auch mögliche Freunde und Arbeitskollegen haben sich offenbar keine großen Sorgen um die geschiedene Frau gemacht. Nachdrücklich den Kontakt gesucht hat keiner von ihnen.
Gefunden wurde die Tote erst am 9. August, das ist der Tag, der nun auch als ihr Todesdatum angegeben wird. Ein Nachbar hatte die Initiative ergriffen, weil der Briefkasten der Frau monatelang nicht geleert worden war und daher überquoll. Verwesungsgeruch hatten weder er noch andere Hausbewohner die gesamte Zeit über wahrgenommen.
An dem Augusttag, als die Polizei, die Feuerwehr und der Leichenwagen kamen, ging alles ganz schnell. In einem Sack sei die tote Frau durch den Hausflur nach unten getragen worden. Erst in dem Moment habe man etwas gerochen, berichtet eine Nachbarin.
Polizisten erklärten den durch den Einsatz aufmerksam gewordenen Nachbarn, dass die Tote mumifiziert gewesen sei und sie daher nichts gerochen hätten.
Die erwähnte Nachbarin hatte sich durchaus schon Sorgen um Claudia D. gemacht, mit der sie gelegentlich ein paar Worte im Hausflur gewechselt habe. „Sie war eine Nette und hatte immer Wort für mich“, erzählt sie. In einem der kurzen Gespräche habe sie erfahren, dass ihr geschiedener Mann einmal Polizist gewesen sei und dass sie zwei Kinder und mehrere Enkel habe.
Der Nachbarin fiel auf, dass die stets freundliche Frau nie Besuch bekam. Ihr entging auch nicht, dass sie höchstwahrscheinlich ein Alkoholproblem hatte. Denn immer wieder hörte sie, wie in der Wohnung über ihr Flaschen auf den Boden kullerten.
Doch seit Weihnachten hörte die Nachbarin kein einziges Geräusch mehr aus dem dritten Stockwerk und sah die Frau auch nicht mehr. Seit Weihnachten war es dort totenstill. Erst dachte die Nachbarin, dass Claudia D. womöglich längere Zeit verreist sei.
Doch wie einem anderen Mieter, der schon länger im Haus wohnt, fiel ihr der übervolle Briefkasten auf. „Für uns war irgendwie klar, dass sie nicht mehr lebt“, berichtet die Nachbarin.
Die wenigen besorgten Bewohner verständigten die Hausverwaltung und baten diese, sich zu kümmern. Doch nichts geschah. „Wir hätten ja selbst etwas unternommen, aber wir haben befürchtet, dass wir am Ende den Feuerwehr- und Polizeieinsatz bezahlen müssten, weil womöglich kein anderer da ist, der dafür aufkommen kann“, erklärt die Nachbarin das Zögern.
Am Ende gelangte die Information, dass Frau D. womöglich tot in der Wohnung liegt, über private Kontakte eines Nachbarn doch bei den Behörden. Der Verdacht bestätigte sich. Die Staatsanwaltschaft Potsdam leitete ein Todesermittlungsverfahren ein.
„Das Verfahren ist eingestellt, es gibt keinen Hinweis auf ein Fremdverschulden“, berichtet Behördensprecherin Sarah Kress-Beuting. Der Leichnam durfte daher beigesetzt werden.
Was im Leben von Claudia D. schlecht gelaufen ist, wissen vermutlich allenfalls enge Angehörige. Die Frau, die zuvor in der Nähe von Brandenburg/Havel gelebt hat, war zumindest zeitweise keineswegs eine Außenseiterin. Sie galt als selbstbewusste Frau, war als Beamtin berufstätig und im gesellschaftlichen Leben ihres früheren Wohnortes präsent, etwa vor einigen Jahren im Karneval.
Der Name der Toten steht noch immer auf dem Klingelschild und auf dem Briefkasten. Die Tür zu ihrer Wohnung ist auch Wochen nach dem Auffinden noch polizeilich verplombt. Ein Aufkleber weist Claudia D. als Fan des BVB aus, es sei denn, sie hätte das Deutsche-Meister-Schild von einem Vormieter übernommen.
Die Frau, die so einsam und traurig gestorben ist, hinterlässt im weltweiten Netz noch einige digitale Spuren. Ihre Facebook-Seite existiert fort, die weist sie als Beamtin eines Brandenburger Gerichts aus.
Völlig egal ist Claudia D. ihren Kindern offenbar doch nicht gewesen. In einer Anzeige haben sie sich von ihrer Mutter verabschiedet.