Tödlicher Streit am Spielplatz 22-Jähriger stirbt an Herzversagen In Chemnitz wird seit einem tödlichen Streit vor zwei Wochen heftig protestiert und gestritten. Nun kam es auch in Sachsen-Anhalt zu einem folgenschweren Streit. Ein junger Mann stirbt.
VON FRANZISKA HÖHNL und SOPHIA WEIMER (dpa) Nach einem Streit zwischen zwei Männergruppen in Köthen ist ein 22-Jähriger gestorben. Zwei 18 und 20 Jahre alten aus Afghanistan stammende Männer wurden in der vergangenes Nacht zunächst wegen des Anfangsverdachts eines Tötungsdelikts festgenommen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in Sachsen-Anhalt gemeinsam mit. Inzwischen wird gegen den 18-Jährigen wegen Verdachts der gefährlichen Körperverletzung und gegen den 20-Jährigen wegen des Anfangsverdachts der Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt. Beide kamen am Abend in U-Haft.
Jetzt scheint nämlich festzustehen, dass der 22-Jährige an akutem Herzversagen gestorben ist. Das Herzversagen stehe nicht «im direkten kausalen Zusammenhang mit den erlittenen Verletzungen» infolge der Streitigkeiten, teilte die Polizeidirektion Sachen-Anhalt am Abend mit. Sie bezog sich damit auf das vorläufige Obduktionsergebnis.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur war es an einem Spielplatz zu einem Streit zwischen mehreren Männern gekommen. Kurz darauf kamen der 22-Jährige und ein Begleiter hinzu. Der Tote war den Informationen zufolge deutscher Staatsbürger.
Innenminster bittet um Besonnenheit Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht rief heute zur Besonnenheit auf. Er habe vollstes Verständnis für die Betroffenheit der Bürger, sagte der CDU-Politiker. Trotzdem bitte er um Besonnenheit. Der Rechtsstaat werde alle Mittel konsequent einsetzen, Justiz und Polizei ermittelten in enger Abstimmung. «Der tragische Tod des jungen Mannes geht mir sehr nahe, und ich bedaure das Geschehene zutiefst», sagte der Innenminister weiter.
Was genau am späten Samstagabend auf dem Spielplatz geschah, ist noch unklar. Drei aus Afghanistan stammende Männer sollen mit einer Frau dort darüber gestritten haben, von wem sie schwanger ist. Dann sollen die beiden Deutschen hinzugekommen sein. Am Ende war der 22-Jährige tot. Gegen einen dritten aus Afghanistan stammenden Mann gibt es nach dpa-Informationen keinen Verdacht, er wurde nicht festgenommen.
Über Migration nachdenken Der Köthener Kreisoberpfarrer Lothar Scholz kam am Sonntag zum Tatort. «Ich kann nur hoffen und appellieren, dass nicht Gewalt mit Gewalt quittiert wird», sagte er. «Wir sind betroffen, was hier geschehen ist.» Der Landrat des Kreises Anhalt-Bitterfeld, Uwe Schulze (CDU), sagte: «Wir gehen davon aus, dass der deutsche Rechtsstaat Recht walten lässt. Wir wissen aber noch nicht genau, was passiert ist.» Die Aufeinanderfolge von Chemnitz und Köthen «ist für uns schlecht», sagte er. Die Bundesregierung müsse sich überlegen, wie sie die Migration insgesamt gestalten wolle.
In Chemnitz war vor zwei Wochen ein 35-jähriger Deutscher getötet worden. Zwei junge Männer sitzen inzwischen in Untersuchungshaft. Sie stammen nach eigenen Angaben aus Syrien und dem Irak. Ein weiterer Verdächtiger wird gesucht. Seitdem gibt es in Chemnitz immer wieder fremdenfeindliche und teils aggressive Proteste. Tausende Menschen demonstrieren seither auch gegen rechte Hetze und für Toleranz.