Prozess um einbetonierte Leiche in Herzberg: Mutter soll auf Sofa erschlagen worden sein
10.05.19 - 17:59
Im Prozess um eine einbetonierte Leiche in Herzberg vor dem Landgericht Göttingen haben jetzt zwei Sachverständige ihre Gutachten vorgestellt.
Aus den kriminalbiologischen und rechtsmedizinischen Untersuchungen ergibt sich, dass die 74-jährige Mutter des Angeklagten durch mehrere massive Schläge gegen den Kopf zu Tode gekommen ist. Die Schläge auf den Schädel waren so heftig, dass das Blut bis an die Wohnzimmerdecke spritzte.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 47-jährigen Angeklagten Sven H. vor, im September 2017 seine Mutter in ihrem Wohnhaus in Herzberg aus Habgier ermordet zu haben, weil sie seinen Lebensunterhalt nicht weiter habe finanzieren wollen. Um das Verbrechen zu vertuschen, habe er ihre Leiche im Wohnzimmer in einer Blumenbank einbetoniert.
Die Polizei hatte im Zuge ihrer Ermittlungen auch eine Expertin des niedersächsischen Landeskriminalamtes hinzugezogen, um zu prüfen, ob es in dem Wohnhaus latente – also nicht unmittelbar sichtbare – Blutspuren gab. Die Biologin wurde an diversen Stellen fündig.
Blutspritzer fanden sich an der Decke und dem Wohnzimmertisch
Die meisten Bluteintragungen fanden sich am Sofa, und hier insbesondere in der linken Sofaecke. Auffällig sei gewesen, dass bei der ersten Begutachtung alle Sofakissen umgedreht gewesen seien, berichtete die Expertin. Teilweise seien die Eintragungen auch verwässert beziehungsweise in „Wischform“ gewesen.
Dies könnte darauf hindeuten, dass jemand versucht hatte, die Blutspuren zu beseitigen. Zahlreiche weitere Spritzer fanden sich an der Decke über der linken Sofaecke. Auch der Wohnzimmertisch wies sowohl auf der Ober- als auch an der Unterseite diverse Bluteintragungen auf.
Die LKA-Expertin präsentierte auch eine Hypothese, wie sich nach der Spurenlage die Tat abgespielt haben könnte. Demnach saß die 74-Jährige auf dem Sofa, als sie der erste Schlag traf. Anschließend habe sie sich in einer sitzenden oder liegenden Position befunden, in der sie dann von weiteren Schlägen getroffen worden sei.
Dies erkläre auch die Schleuderspuren an der Decke: „Wenn mehrfache Hiebe oder Schläge auf eine Blutverletzung ausgeführt werden, können Spritzer an die Decke gelangen.“
Das Gewaltverbrechen war sieben Monate lang unentdeckt geblieben. Erst im April vergangenen Jahres hatte die Polizei die einbetonierte Leiche entdeckt. Der Prozess wird in der kommenden Woche fortgesetzt.
47-Jähriger soll Mutter ermordet und einbetoniert haben
Prozess um einbetonierte Leiche in Herzberg: Ex-Partnerinnen hatten Todesangst
13.05.19 - 18:25
Im Prozess um eine einbetonierte Leiche in Herzberg hat das Landgericht Göttingen zwei weitere frühere Freundinnen des 47-jährigen Angeklagten als Zeuginnen vernommen.
Die beiden 30 und 33 Jahre alten Frauen waren in den Jahren 2016/2017 jeweils einige Monate lang mit ihm liiert gewesen, bis sie merkten, dass der vermeintliche Traummann offenbar ein notorischer Lügner und Betrüger war.
Die Enttäuschung, auf ein derartiges Lügenkonstrukt hereingefallen zu sein, war indes noch nicht das Schlimmste: Nachdem der Schwindel aufgeflogen war, soll der Angeklagte seine Ex-Partnerinnen derart terrorisiert haben, dass sie Todesangst ausstanden. Eine Frau hatte solche Angstzustände, dass ihr Arzt sie in eine Klinik einweisen wollte.
Ähnlich wie bei den Geschichten der früheren Partnerinnen und Ehefrauen des Angeklagten, die bereits vor Gericht ausgesagt haben, gab es auch hier wieder viele Parallelen und Gemeinsamkeiten. Offenbar agierte der Angeklagte stets nach einem ähnlichen Muster - und hatte damit Erfolg.
Der Angeklagte ging offenbar immer nach dem gleichen Schema vor
Seine Opfer waren stets gut ausgebildete, intelligente Frauen, die eigentlich mit beiden Beinen im Leben standen und nicht auf einen Versorger angewiesen waren. Sie kannten sich zudem mit Finanzen gut aus, manche hatten Betriebswirtschaft studiert, andere arbeiteten als Bankkauffrau oder Vertriebsassistentin.
Auffällig ist, dass der Angeklagte offenbar immer gezielt vorging und regelrecht in das Leben der jeweils avisierten Frau hineinplatzte - und sich dann wie eine Laus im Pelz dort festsetzte.
Die 30-jährige Frau aus Leipzig lernte den Angeklagten im Februar 2016 bei einer Hundewanderung kennen. Zuvor hatte es schon Kontakte über Facebook gegeben. „Er kam aus dem Nichts“, sagte die Kauffrau. Ganz ähnlich schilderte es die nächste Freundin, eine 33-jährige Frau aus dem hessischen Kirchheim.
„Er war plötzlich da“, sagte die Betriebswirtin. Erst später kamen die Zeuginnen dahinter, dass das alles kein Zufall gewesen war, sondern dass der 47-Jährige gekommen war, um zu bleiben.
Betrogene Lebensgefährtinnen, getötete Mutter: Sven, der Alptraummann
Als Holger S. vor dem verwaisten Einfamilienhaus stand, sah er seine Befürchtungen bestätigt – und sein Misstrauen, sein Gefühl, dass mit seinem Schwiegersohn irgendetwas nicht stimmte. Der 53-Jährige war zum Elternhaus seines Schwiegersohns in Herzberg am Harz gereist. An der Tür des Hauses fand er einen Zettel. "Das Haus steht zurzeit leer, wenn Sie Fragen haben", darunter die Mobilfunknummer seines Schwiegersohns Sven. So schildert S. diese Szene später dem Gericht.
S. sagt, er sei in den Garten gegangen, über den ungemähten Rasen, die verwilderten Blumenbeete. Er habe durch die Fenster ins Haus geschaut, bei den Nachbarn geklingelt und nach Sven gefragt. Der Nachbarssohn? Der Taugenichts? Der habe inzwischen mindestens vier Kinder und sei verurteilt wegen Bigamie. Im Gefängnis habe er auch schon gesessen, wegen Betrug. Nur Kummer habe er seinen Eltern bereitet.
In diesem Moment, sagt Holger S. als Zeuge vor dem Göttinger Landgericht, habe er alles für möglich gehalten. Auf seine Frage