Die stummen Zeugen Ein Blick in die Asservatenkammer des Polizeireviers in Dessau Von Danny Gitter 16.12.17, 12:00 Uhr
Der Raum wirkt auf den ersten Blick wie ein gut aufgeräumter Keller. Alles hat seinen Platz. Das Kinderfahrrad ebenso wie der Kindersitz. Ein Computerbildschirm steht in der Ecke.
Wäschekörbe mit verschiedenen Utensilien stehen im Regal, gleich unter Sachen in blauen Säcken. Doch in diesem Raum auf dem Gelände des Polizeireviers in der Wolfgangstraße können die gelagerten Gegenstände über Schicksale entscheiden. Freiheit oder Knast, Vermerk im polizeilichen Führungszeugnis oder weiße Weste.
In der Asservatenkammer des Dessauer Polizeireviers werden alle Sachen eingelagert, die als stumme Zeugen den Ermittlern helfen sollen, Vergehen und Straftaten aufzuklären. „Rund 200 Verwaltungsvorgänge lagern derzeit bei uns“, erzählt der Polizeisprecher Sebastian Opitz.
Gegenstände aus Kapitalverbrechen kommen in die Asservatenkammer der Polizeidirektion und zur Staatsanwaltschaft
Vom herrenlosen Fahrrad über gestohlene Elektronik bis hin zu Messern und der beschädigten Kleidung aus Messerstechereien ist vieles dabei. „Alles aus dem Bereich Alltagskriminalität, was uns hilft, Taten und Tathergänge zu ermitteln, kommt hier in unsere Verwahrung“, erklärt Opitz.
Gegenstände, die helfen, Kapitalverbrechen wie Mord und Totschlag aufzuklären, die kommen in die Asservatenkammer der Polizeidirektion Ost und zur Staatsanwaltschaft, die auch eine eigene Asservatenkammer unterhält. Manche Sachen lagern hier über mehrere Monate. Andere dagegen nur für kurze Zeit.
Viele Fahrräder haben meist nur ein kurzes Gastspiel in der Asservatenkammer des Polizeireviers. Werden herrenlose Fahrräder aufgegriffen und melden sich trotz öffentlicher Fahndung die rechtmäßigen Besitzer nicht, dann kommen sie in der Regel in die Versteigerung.
„Verschwinden kann hier nichts“, versichert Opitz
Auch andere Gegenstände lagern hier nur kurz. So wie ein Lautsprecher, der vor kurzem wegen nächtlicher Ruhestörung in Dessau-Süd von Polizeibeamten beschlagnahmt und aufs Revier gebracht wurde. Tage später konnte der Besitzer seinen Lautsprecher wieder auslösen. Andere Sachen, die in der Asservatenkammer des Polizeireviers lagern, sind dagegen wichtige Quellen für die polizeilichen Ermittler.
Brecheisen und Schraubendreher mit sichergestellten Fingerabdrücken und beschlagnahmtes Diebesgut haben schon viele Langfinger überführt und manches Smartphone kleine Gauner dingfest gemacht.
Jedes Stück bekommt bei der Einlagerung ein Aktenzeichen. „Verschwinden kann hier nichts“, versichert Opitz. Der Zutritt zur Asservatenkammer ist streng reglementiert. Kripobeamte, die hier Sachen für ihre Ermittlungen brauchen, müssen das immer der Polizeiverwaltung melden. Im Vier-Augen-Prinzip werden dann die Asservaten rausgeholt und wieder eingelagert. (mz)
Was auf den ersten Blick harmlos wirkt, kann beim näheren Betrachten Täter überführen. Polizeisprecher Sebastian Opitz gibt exklusive Einblicke in die Asservatenkammer des Polizeireviers. Foto: Lutz Sebastian
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