„Richard Glossip: Unschuldig in der Todeszelle“: Hinrichtung für einen Mord, den man nicht begangen hat?
Richard Glossip sitzt als vermeintlich unschuldiger Mann im Gefängnis Richard Glossips Familie unterstützt den Filmemacher auf der Sucher nach der Wahrheit Richard Glossip (l.) will seine Unschuld beweisen Richard Glossip in der Todeszelle in Oaklahoma
Was tun, wenn eine Horrorvorstellung in die Realität eintritt? In der neuen TLC-Sendung „Richard Glossip: Unschuldig in der Todeszelle“ wird genau dies thematisiert. Ein Mann soll in den USA hingerichtet werden – für einen Mord, mit der er nichts zu tun haben soll.
Einen Menschen für ein Verbrechen hinzurichten, ist in manchen Staaten der USA nach wie vor gängige Praxis. So auch in Oaklahoma, wo Schwerverbrecher durch die Giftspritze ihren Tod finden. Dabei sitzen in den USA geschätzt drei bis fünf Prozent aller 2,4 Millionen Inhaftierten unschuldig hinter Gittern.
Einer von ihnen soll Richard Glossip sein, dessen skandalöser Fall in „Richard Glossip: Unschuldig in der Todeszelle“ beleuchtet wird. Er wird wegen der Anstiftung zum Mord an einem Motelbesitzer zum Tode verurteilt. Doch es gibt keine Beweise gegen ihn. Sogar prominente Unterstützer glauben an die Unschuld Richard Glossips. Darunter sind unter anderem Susan Sarandon und Mark Ruffalo.
„Richard Glossip: Unschuldig in der Todeszelle“: Kurz vor der Hinrichtung
In der Folge am Donnerstagabend sieht es schlecht für den nach wie für um sein Leben kämpfenden Insassen aus. Richard Glossip soll hingerichtet werden. Während der Verdacht nahe liegt, dass ihm die Justiz und der echte Mörder etwas anhängen wollen, rückt seine Hinrichtung immer näher. Diese wird kurz vor Vollstreckung verschoben. Der Grund: Es muss überprüft werden, ob der tödliche Giftcocktail überhaupt rechtlich zulässig ist.
In „Richard Glossip: Unschuldig in der Todeszelle“ soll nun aufgezeigt werden, was an der Zeugenaussage des Mörders Justin Sneed alles nicht stimmt. Der Mörder gab an, zusammen mit Glossip gehandelt zu haben. Für diese Behauptung gibt es allerdings keinen Beweis – außerdem widersprach sich Sneed nicht nur einmal. Er soll sogar zugegeben haben, alles nur erfunden zu haben.
Den Kampf um das Leben eines tlcs-unschuldig-hinter-gittern-die-neue-crime-serie-mit-gaensehaut-faktor-172395/" target="_self">vermeintlich unschuldigen Mannes könnt ihr jeden Donnerstag um 22.10 Uhr bei „Richard Glossip: Unschuldig in der Todeszelle“ auf TLC sehen.
Richard Glossip soll am 16. September im US-Bundesstaat Oklahoma hingerichtet werden. Das Verfahren gegen ihn beruht ausschließlich auf Indizien, und er beteuert seine Unschuld. Der Begnadigungsausschuss von Oklahoma hat 2014 ein Gnadengesuch des zum Tode Verurteilten zurückgewiesen und sollte diese Entscheidung revidieren.
UA-NUMMER UA-192/2015 AI INDEX AMR 51/2380/2015 LÄNDER Vereinigte Staaten von Amerika DATUM 07. September 2015 BETROFFENE PERSONEN Herr RICHARD GLOSSIP, 57 Jahre
Amnesty fordert:
E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN
An die Gouverneurin und den Begnadigungsausschuss von Oklahoma:
Ich möchte weder den Mord an Barry Van Treese entschuldigen noch das dadurch verursachte Leid verharmlosen.
Ich weise darauf hin, dass das Verfahren gegen Richard Glossip lediglich auf Indizien beruht und dass der wichtigste Beweis gegen ihn die Aussage der Person ist, die das Opfer getötet hat und die Aussage tätigte, um der Todesstrafe zu entgehen. An den Begnadigungsausschuss von Oklahoma:
Bitte bewerten Sie den Fall von Richard Glossip neu und wandeln Sie die Todesstrafe in eine Haftstrafe um. An die Gouverneurin von Oklahoma:
Bitte gewähren Sie eine Gnadenfrist von 60 Tagen und fordern Sie die Mitglieder des Begnadigungsausschusses auf, das Gnadengesuch von Richard Glossip nochmals zu überprüfen. Sachlage
Der heute 57-jährige Richard Glossip wurde im Juli 1998 wegen des Mordes an Barry Van Treese zum Tode verurteilt. Barry Van Treese wurde am 7. Januar 1997 tot in einem der Zimmer seines Motels in Oklahoma City aufgefunden. Während des Verfahrens gestand Justin Sneed, der als Hausmeister in dem Motel gearbeitet hatte und dort dafür freie Unterkunft erhielt, das Opfer getötet zu haben, erklärte jedoch, dass der Manager des Motels, Richard Glossip, ihn dazu aufgefordert hätte. Justin Sneed sagte gegen Richard Glossip aus, um der Todesstrafe zu entgehen und verbüßt derzeit eine lebenslange Haftstrafe. 2001 gab das Berufungsgericht für Strafsachen im US-Bundesstaat Oklahoma einem neuen Verfahren für Richard Glossip statt, da seine rechtliche Vertretung vor Gericht so „ineffektiv“ gewesen sei, „dass wir nicht davon ausgehen können, dass ein seriöses kontradiktorisches Verfahren stattgefunden hat“. Das Gericht merkte an, dass keine forensischen Beweise gegen Richard Glossip vorlägen und dass der „einzige direkte Beweis“, der ihn mit dem Mord in Verbindung brächte, die Aussage von Justin Sneed sei. Außerdem „gibt es keine zwingenden Beweise, die die Aussage von Justin Sneed stützen“.
Der Fall von Richard Glossip wurde 2004 neu verhandelt. Er wurde erneut für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Das Verfahren gegen ihn beruhte ausschließlich auf Indizien. Die Staatsanwaltschaft argumentierte, dass Justin Sneed von Richard Glossip abhängig gewesen sei und dieser ihm 10.000 US-Dollar (rund 8.900 Euro) für den Mord an Barry Van Treese angeboten hätte. 2007 entschied das Berufungsgericht für Strafsachen, dass es hinreichend Beweise gäbe, die die Aussage von Justin Sneed stützten, dazu zählten auch der Versuch von Richard Glossip die Leiche zu verstecken, seine Absicht, die Gegend zu verlassen sowie 1.200 US-Dollar (rund 1.000 Euro), über die Richard Glossip verfügte und deren Herkunft er nicht erklären konnte. Das Bundesbezirksgericht, das 2010 ein Habeas-Corpus-Berufungsverfahren ablehnte, schrieb trotzdem, dass „das Verfahren des Staates gegen den Antragsteller lediglich auf der Aussage eines Zeugen, Justin Sneed, Komplize des Antragstellers, beruhte, der im Gegenzug zu seiner Aussage eine lebenslange Haftstrafe erhielt. Im Gegensatz zu vielen anderen Fällen, in denen die Todesstrafe verhängt wurde, war die Schuld des Antragstellers nicht eindeutig bewiesen.“
Im Oktober 2014 wies der Begnadigungsausschuss von Oklahoma das Gnadengesuch von Richard Glossip einstimmig zurück. Bei seiner Anhörung beteuerte Richard Glossip seine Unschuld und erklärte, dass er weder geplant habe, Barry Van Treese zu töten noch an dem Mord beteiligt gewesen sei. Die Gouverneurin von Oklahoma kann ein Todesurteil ohne Empfehlung des Begnadigungsausschusses nicht umwandeln, sie ist jedoch berechtigt, eine Gnadenfrist von 60 Tagen zu gewähren. Vergangenen Monat erklärte Gouverneurin Mary Fallin in einer Stellungnahme, dass „ein Aufschub seiner Hinrichtung um weitere 60 Tage nichts tun würde, außer Gerechtigkeit für die Familie von Herrn Van Treese zu verzögern“.
Appell an:
BEGNADIGUNGSAUSSCHUSS VON OKLAHOMA PO Box 53448, Oklahoma City OK 73152, USA (Anrede: Dear Board members / Sehr geehrte Mitglieder des Begnadigungsausschusses) Fax: (00 1) 405 602 643 7 E-Mail: contact.us@ppb.ok.gov
GOUVERNEURIN VON OKLAHOMA Governor Mary Fallin Oklahoma State Capitol, 2300 N. Lincoln Blvd., Room 212 Oklahoma City OK 73105, USA (Anrede: Dear Governor / Sehr geehrte Frau Gouverneurin) Fax: (00 1) 405 521 335 3
Sende eine Kopie an:
BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN STAATEN VON AMERIKA S. E. Herrn John Bonnell Emerson Pariser Platz 2 10117 Berlin Fax: 030-83 05 10 50 E-Mail: über http://germany.usembassy.de/email/feedback.htm
Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort, so dass sie noch vor dem 16. September 2015 ankommen. Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch.
Hintergrundinformation
Hintergrund In den USA wurden dieses Jahr bisher 20 Hinrichtungen vollzogen. Seit der Wiederaufnahme von Hinrichtungen in den USA im Jahr 1976, vier Jahre nachdem bestehende Gesetze aufgrund der willkürlichen Art und Weise, in der Todesurteile verhängt wurden, aufgehoben worden waren, wurden dort 1.414 Todesurteile vollstreckt, 112 davon in Oklahoma. Der US-Bundesstaat stellt einen der hartnäckigsten Verfechter der Todesstrafe dar (Nähere Informationen dazu finden Sie unter http://www.amnesty.org/en/documents/AMR51/055/2001/en/).
Amnesty International wendet sich in allen Fällen, weltweit und ausnahmslos gegen die Todesstrafe, ungeachtet der Schwere und der Umstände einer Tat, der Schuld, Unschuld oder besonderen Eigenschaften des Verurteilten, oder der vom Staat gewählten Hinrichtungsmethode, da sie das in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgeschriebene Recht auf Leben verletzt und die grausamste, unmenschlichste und erniedrigendste aller Strafen darstellt. Weltweit haben 140 Staaten die Todesstrafe in Gesetz oder Praxis abgeschafft.
RICHARD GLOSSIP: EINE NEUE THEORIE Diese Folge beleuchtet einige Widersprüche im Fall Richard Glossip, der wegen Anstiftung zum Mord an Barry Van Treese zum Tode verurteilt wurde.
RICHARD GLOSSIP: IN DEN MÜHLEN DER JUSTIZ Diese Folge der Dokumentation beleuchtet Missgeschicke und Pannen, die im Verlauf des Gerichtsprozesses rund um Richard Glossip auftraten.
RICHARD GLOSSIP: DAS PRINZIP HOFFNUNG Am 14. April 2014 will die Strafvollzugsbehörde von Oklahoma drei Häftlinge am selben Tag hinrichten lassen - auch Richard Glossip ist unter ihnen.