Prozess: Seine Frau trennte sich - Hat Firat I. sie deshalb absichtlich durch einen Autounfall getötet? Franziska Bombach am 03.08.2017 um 12:55 Uhr
Prozessauftakt am Freitag Mann soll absichtlich einen Autounfall herbeigeführt haben, um seine Frau zu töten Die beiden lebten getrennt
Gelsenkirchen. Am Freitag beginnt am Landgericht Essen ein Prozess, der sich um ein mögliches Ehedrama dreht.
Der Vorwurf: Firat I. soll am 2. Februar absichtlich mit seinem Auto auf der A42 bei Gelsenkirchen in einen Lkw gerast sein. Die Staatsanwaltschaft glaubt, er wollte so seine Frau umbringen.
Die auf dem Beifahrersitz sitzende Frau ist bei dem Autounfall tatsächlich gestorben, Firat I. wurde bei dem Unfall selbst schwer verletzt. Er hätte laut eines Sprechers des Landgerichts wohl auch seinen eigenen Tod in Kauf genommen.
Dass es sich bei dem Unfall vielleicht gar nicht um einen Unfall handelte, stützt die Staatsanwaltschaft nach Angaben des Landgerichts auf mehrere Zeugen. Das Auto sei „sehr komisch“ gefahren
Diese wollen beobachtet haben, dass das Auto „sehr komisch“ gefahren sei und vor allem auch gezielt auf den Lkw aufgefahren sei.
Im Prozessauftakt am Freitagmorgen werden einige dieser Zeugen gehört. Dem möglichen Ehedrama vorausgegangen war eine Trennung der beiden. Das Paar hatte gemeinsam in Rotterdam in den Niederlanden gelebt und war nach muslimischem Recht verheiratet.
Frau zog in ein Frauenhaus in Amsterdam
Als die Frau sich getrennt hatte, zog sie vorerst in ein Frauenhaus in Amsterdam. Warum die beiden zusammen in Deutschland auf der A42 unterwegs waren, erklärt ein Sprecher des Landgerichts so: „Möglicherweise haben sie einen Schlichter aufsuchen wollen, um ihre Ehe noch zu retten. Das wird sich beim Prozess aber genauer herausstellen.“
Prozess in Essen: Mord durch absichtlichen Autounfall
25-Jähriger soll Unfall absichtlich herbeigeführt haben Mit 150 km/h raste er gegen einen Sattelschlepper Ehefrau war zuvor in ein Frauenhaus geflüchtet
Am Essener Landgericht beginnt am Freitag (04.08.2017) der Prozess gegen einen 25-Jährigen aus den Niederlanden. Im Februar soll er auf der A42 in Gelsenkirchen gezielt einen Unfall herbeigeführt und dadurch seine Ehefrau getötet haben.
Es war ein Unfall ohne jeden erkennbaren Grund. Mit 150 Stundenkilometern raste der Wagen des Angeklagten auf der rechten Fahrspur gegen einen Sattelschlepper und bohrte sich darunter. Die Beifahrerin war sofort tot, der Fahrer wurde schwer verletzt.
Aufgrund der Zeugenaussagen ist die Staatsanwältin sicher, dass der 25-Jährige seine Frau töten wollte. Monate zuvor war sie vor ihm in ein Frauenhaus geflüchtet. Das erste Wiedersehen danach überlebte sie nicht.
Ermittler stießen auf AuffäligkeitenUnglück oder Mord? Angeklagter schweigt vor Gericht
ESSEN Bei einem Verkehrsunfall auf der A42 auf Höhe der Ausfahrt Gelsenkirchen-Schalke kommt im Februar eine Frau ums Leben, ihr Mann überlebt schwer verletzt. Zunächst sieht alles nach einem tragischen Unglück aus. Doch die Vorgeschichte des Paares lässt die Staatsanwaltschaft an etwas anderes glauben - nämlich an Mord.
Als Polizei und Rettungskräfte am Abend des 2. Februar zu einem schweren Verkehrsunfall auf der Autobahn 42 gerufen werden, sieht alles nach einem tragischen Unglück aus. Ein blauer Seat ist auf Höhe der Anschlussstelle Gelsenkirchen-Schalke nahezu ungebremst mit einem Lastwagen zusammengestoßen. Der Fahrer überlebt schwer verletzt, seine neben ihm sitzende Frau stirbt jedoch noch am Unfallort.
Seit Freitag beschäftigt der Fall das Essener Schwurgericht. Die Staatsanwaltschaft glaubt nicht an einen Unfall, sondern nimmt an, dass der Fahrer sein Auto absichtlich in den Sattelschlepper lenkte. Sie hat den 25-Jährigen wegen Mordes angeklagt. Dieser schweigt am ersten Prozesstag zu den Vorwürfen.
Polizei stößt auf zahlreiche Auffälligkeiten
Bei ihren Ermittlungen im Umfeld des Paares war die Polizei auf zahlreiche Auffälligkeiten gestoßen. Der 25-Jährige und seine vier Jahre jüngere Frau lebten in den Niederlanden und waren nach islamischem Recht miteinander verheiratet. In der Beziehung soll es immer wieder Streit und Gewalt gegeben haben. Zuletzt war die 21-Jährige deshalb offenbar ins Frauenhaus geflüchtet.
Am Unfalltag stieg sie trotzdem noch einmal zu ihrem Mann ins Auto. Die Ermittler nehmen an, dass das Paar einen islamischen Schlichter in Deutschland aufsuchen wollte und deshalb durch das Ruhrgebiet fuhr. Laut Anklage soll der 25-Jährige dann aber einen anderen, tödlichen Plan geschmiedet haben.
Ohne Vorwarnung in den Sattelschlepper gekracht
Ohne Vorwarnung sei er mit dem Auto in den Sattelschlepper gekracht. Dabei habe er auch seinen eigenen Tod in Kauf genommen. Der Angeklagte soll während der Beziehung schon einmal einen Unfall provoziert haben, bei dem das Paar unverletzt blieb.
Der Verteidiger lässt am ersten Verhandlungstag am Freitag durchblicken, dass der Mordvorwurf aus Sicht des Angeklagten absurd ist. Bei den Ermittlungen seien offenbar „Dorfpolizisten und Hilfssheriffs“ am Werk gewesen, sagt der Rechtsanwalt am Rande des Prozesses. Für das Verfahren hat das Essener Landgericht zunächst vier Verhandlungstage bis zum 5. September angesetzt.
Eltern der getöteten Mihriban (†21) sind Nebenkläger gegen Firat I.: Mutter bricht vor Gerichtssaal in Tränen aus am 14.09.2017 um 08:00 Uhr
Gelsenkirchen. Die Eltern der getöteten Mihriban (†21) traten beim fünften Prozesstag gegen Firat I. am Landgericht Essen als Nebenkläger auf. Dafür waren sie extra aus der Türkei angereist. Ihnen gehe es um Gerechtigkeit für ihr getötetes Kind, sagt der Anwalt der Eltern. Mutter begrüßt Dolmetscherin des Angeklagten herzlich
Firat I. wird vorgeworfen, sein Auto im Februar 2017 auf der A42 bei Gelsenkirchen mit 160 km/h absichtlich unter einen Sattelschlepper gelenkt zu haben, um seine Frau umzubringen. Die Mutter der Toten begrüßte bereits vor der Verhandlung die Dolmetscherin des Angeklagten herzlich. Küsschen rechts, Küsschen links und ein paar Sätze auf türkisch. Dann bricht sie in Tränen aus. Minutenlang weint sie, der Vater der Toten sitzt teilnahmslos daneben. Firat I. sieht mitgenommen aus
Im Gerichtssaal dann das gleiche Bild. Immer wieder tupft sich die Mutter die Augen mit einem Taschentuch ab. Der Vater verzieht keine Miene. Der Angeklagte, Firat I. sieht dünner aus als noch am ersten Prozesstag. Seine Haare sind geschnitten, am Kopf ist über dem rechten Ohr eine große längliche Narbe sichtbar. Sein Gesichtsausdruck wirkt immer noch gequält wie am ersten Tag. Nächster Prozesstag voraussichtlich am 19. September
Der fünfte Prozesstag verläuft kurz. Die Aussage der Mutter wird aufgenommen, sie berichtet von dem Verhältnis zu ihrer Tochter. Dann stellt Verteidiger Mustafa Kaplan einige Anträge, die das Verfahren noch beeinflussen können (wir berichteten). Der nächste Prozesstag findet voraussichtlich am 19. September statt.