Großfahndung erfolglos Augsburg: Sex-Täter überfällt Joggerin Christoph Elzer, 24.05.2017 - 14:49 Uhr , aktualisiert am 24.05.2017 - 15:06 Uhr
Eine Studentin ist am Dienstagabend in Augsburg von einem Sex-Täter überfallen worden. Nur mit massiver Gegenwehr gelang es ihr, dem Angreifer zu entkommen.
Augsburg – Der Vorfall ereignete sich gegen 20 Uhr in der Nähe des Schlachthofs. Die 22-Jährige joggte am Lech entlang, als sie der Unbekannte auf Höhe der Johannes-Haag-Straße plötzlich von hinten packte und gewaltsam zu Boden drückte.
Laut Polizei "äußerte der Mann dabei deutlich sexuell motivierte Absichten". Doch sein Opfer leistete heftigen Widerstand. Sie schlug und trat nach dem Angreifer und konnte sich schließlich aus der Umklammerung befreien. Sie sprang auf und rannte davon, woraufhin der Sex-Täter in die entgegengesetzte Richtung flüchtete.
Die Studentin traf bereits nach wenigen Metern auf Passanten, die sich um die junge Frau kümmerten und die Polizei verständigten. Die startete sofort eine Großfahndung mit mehreren Streifenwagen und einem Polizeihubschrauber, doch vom Täter fehlt bislang jede Spur. Daher bittet die Augsburger Polizei nun die Bevölkerung um Mithilfe:
Wer hat gestern Abend kurz vor 20 Uhr einen Mann (Beschreibung siehe unten) im Bereich des Lechufers wahrgenommen, der sich verdächtig verhalten hat, oder möglicherweise sogar von diesem angesprochen worden ist? Wer hat evtl. einen Mann rennender Weise im Tatortumfeld Berliner Allee gesehen und kann evtl. ergänzende Hinweise geben?
Täterbeschreibung:
Ca. 25 Jahre alt, ca. 170 cm groß und schlank, eher südländischer Typ mit gebräunten Teint (aber nicht dunkelhäutig/Schwarzafrikaner!), sprach Deutsch ohne auffälligen Akzent, bekleidet mit einem dunklen T-Shirt und einer dunklen Hose.
Sachdienliche Hinweise nimmt die Kripo Augsburg unter 0821/323 3810 entgegen.
02. Juni 2017 18:36 Uhr AUGSBURG Kripo findet den mutmaßlichen Sex-Täter vom Lech Ein mutmaßlicher Sexualtäter hat in der vorigen Woche in Augsburg eine Studentin attackiert. Nun geht die Polizei davon aus, dass der Fall geklärt ist. Von Jörg Heinzle
Die Kriminalpolizei hat die Sex-Attacke auf eine 22-jährige Joggerin am Lech aufgeklärt. Am Dienstagabend in der vorigen Woche hatte ein Mann die Studentin plötzlich von hinten angegriffen und versucht, sie zu vergewaltigen. Nun, am Freitagmorgen, erschienen Polizisten bei einer Firma in Zusmarshausen. Sie nahmen einen Logistikarbeiter fest, der dort über eine Leiharbeitsfirma beschäftigt war. Er hat die Tat inzwischen gestanden.
Bei dem Mann handelt es sich den Angaben zufolge um ein 23-Jährigen, der aus Afghanistan stammt. Er ist vor fünf Jahren nach Deutschland gekommen. Er reiste im Rahmen des Familiennachzugs ein. Das ist möglich, wenn ein naher Angehöriger bereits einen Aufenthaltstitel als Flüchtling besitzt. Die Polizeibeamten brachten den Verdächtigen ins Augsburger Präsidium und befragten ihn dort intensiv. Polizeisprecherin Isabel Deubler sagt: "Der Festgenommene, der im Stadtgebiet Augsburg wohnt, räumte nach anfänglichem Leugnen ein, die Joggerin überfallen zu haben." Auch der Anwalt des Mannes, Marco Müller, bestätigt auf Anfrage unserer Redaktion, dass sein Mandant ein Geständnis abgelegt habe.
Wie die Ermittler dem Mann auf die Spur kamen, ist bis jetzt nicht bekannt. Die Polizei schweigt mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen dazu. Bis zur Wochenmitte gab es noch keine heiße Spur. Gerüchte, wonach die Auswertung von Handydaten zu dem Erfolg beigetragen habe, kommentierte man nicht. Fest steht, dass die Ermittler im "Tatortbereich" einen genetischen Fingerabdruck und andere Spuren sichern konnten. Am Tatort, ein Kiesweg an der Westseite des Lechs, hatte es einen Kampf gegeben. Der Täter hatte die Frau zu Boden gezogen. Weil sie sich aber heftig mit Händen und Füßen wehrte, ließ er von ihr ab und rannte über einen Trampelpfad im Bereich des Schlachthofquartiers davon. Es ist naheliegend, dass ein Täter bei einem solchen Gerangel etwa Hautschuppen oder Haare verliert.
Joggerin wehrte sich mit Händen und Füßen
Die Ermittler der Kripo ließen die gefundene DNA auswerten. Ob sie mit dem Erbgut des Tatverdächtigen übereinstimmt, blieb zunächst noch offen. Ein "endgültiger Spurenabgleich" stehe noch aus, sagt Polizeisprecherin Isabel Deubler. Nach Informationen unserer Redaktion wurde der Mann in der Vergangenheit schon einmal des Betrugs beschuldigt. Über weitere Verfahren ist bislang nichts bekannt. Der Mann gibt offenbar an, dass er die Tat nicht geplant habe, sondern sich spontan dazu hinreißen ließ, als er hinter der Studentin auf dem Weg ging. Die Ermittler gehen davon aus, dass er die Frau vergewaltigten wollte. Er habe gegenüber der Joggerin "deutlich sexuell orientierte Absichten" geäußert, heißt es bei der Polizei. Im Haftbefehl, der am Freitag vom Amtsgericht erlassen wurde, wird ihm zudem Körperverletzung vorgeworfen. Er sitzt jetzt in Untersuchungshaft.
Die Ermittlungen der Kripo sind aber trotz der Festnahme noch nicht abgeschlossen. Routinemäßig wird auch immer geprüft, ob der Festgenommen noch für weitere, bisher nicht geklärte Taten verantwortlich sein könnte. Eine Serie von ähnlichen Übergriffen habe es aber zumindest zuletzt nicht gegeben, heißt es bei der Polizei.
PROZESS IN AUGSBURG 23-Jähriger wollte Joggerin am Lech zum Sex zwingen Im Mai vorigen Jahres wird eine Joggerin abends am Lech überfallen. Nur weil sich die sportliche Frau heftig wehrt, lässt der Täter von ihr ab. Jetzt steht ein Mann vor Gericht. Von Peter Richter
Er wollte Sex, wenn nötig auch mit Gewalt. Das Geschehen, von dem eine 23-jährige Studentin am Donnerstag vor dem Augsburger Landgericht erzählt, ist der Albtraum vieler Frauen. Die junge Frau schildert ruhig, ohne Emotionen zu zeigen, wie sie im Mai vorigen Jahres beim Joggen am Lechufer in Augsburg überfallen und beinahe vergewaltigt worden ist. Der Täter, ein 23-jähriger Afghane, ist wegen versuchter Vergewaltigung und Körperverletzung angeklagt. Der Überfall spielte sich um kurz nach 20 Uhr auf der Westseite des Lechs ab.
Studentin kann sich am Lech gegen Angreifer wehren Die Studentin sagt, sie habe gerade eine Pause beim Joggen eingelegt, als sie von hinten gepackt wurde und ihr jemand mit einer Hand den Mund zuhielt. Der Mann habe sie mehrmals in vulgärer Sprache zum Sex aufgefordert. Weil sich die Frau wehrte, gab es ein Gerangel, beide stürzten. Der Täter schlug mit Fäusten auf sein Opfer ein. Der sportlichen Studentin gelang es, sich mit Hilfe von Tritten aus der Umklammerung zu befreien und davon zu laufen. Zurück blieben ihr Handy und, da sie beim Laufen Musik gehört hatte, Kopfhörer.
Die Kopfhörer lagen noch dort, als sie am nächsten Tag mit Kripobeamten den Tatort besichtigte. Zwar gelang es dem Mann, direkt nach der Tat zu flüchten. Auch die Suche mit einem Polizeihubschrauber brachte keinen Erfolg. Neun Tage nach dem Überfall nahmen ihn Polizeibeamte dann aber als Verdächtigen fest. Er arbeitete zu der Zeit als Lagerist über ein Zeitarbeitsunternehmen bei einer Firma in Zusmarshausen. Dort suchten ihn Polizeibeamte auf – und nahmen ihn mit ins Augsburger Präsidium. Die Kripo hatte ihn geortet, weil er das Smartphone der Frau bei dem Überfall mitgenommen und benutzt hatte. Es dauerte offenbar, bis der 23-Jährige im Polizeiverhör schließlich ein Geständnis ablegte. Im Bericht der Polizei stand damals: „Der Festgenommene, der im Stadtgebiet Augsburg wohnt, räumte nach anfänglichem Leugnen ein, die Joggerin überfallen zu haben.“
Prozessauftakt läuft zäh Auch der Prozessauftakt am Donnerstag verläuft zäh. Obwohl er bei der Polizei noch gestanden hatte, behauptet der gut Deutsch sprechende Angeklagte zunächst, er habe die Studentin nicht vergewaltigen wollen. „Ich hatte keinen Plan.“ Er habe nur gehofft sie küssen und vielleicht Sex mit ihr haben zu können. Erst nach einer Sitzungsunterbrechung, um die sein Verteidiger Marco Müller gebeten hat, räumte der Angeklagte dann doch noch ein, ihm sei es an jenem Abend einzig um Sex gegangen. Wie er sagt, habe er zuvor wochenlang keinen Sex gehabt.
Der angeklagte Afghane lebt mit seinem älteren Bruder, der als Zuhörer im Gerichtssaal den Prozess verfolgt, seit fünf Jahren in Deutschland. Beide hatten in Augsburg bei ihrer Mutter gewohnt. Ihr Vater, in Afghanistan als Richter tätig, ist nach Angaben des Angeklagten von den Taliban ermordet worden. Der 23-Jährige hatte in seiner Heimat die Schule mit Abitur abgeschlossen. Die Studentin, die in dem Prozess auch als Nebenklägerin auftritt, hat den Überfall anscheinend psychisch gut verkraftet. Wie sie sagt, geht sie auch wieder joggen – aber nicht am Lechufer und nicht mehr abends. Der Prozess vor der 3. Strafkammer des Landgerichts wird am 5. März fortgesetzt.