Macht, Missbrauch und eingeschüchterte Mädchen Neue Netflix-Krimi-Doku ab 19. Mai: Das taugt „The Keepers“ 12.05.17
Ausgehend von dem mysteriösen Tod einer Nonne Ende der 60er-Jahre liefert Netflix mit „The Keepers“ das dokumentarische Pendant zu „Spotlight“.
Die Zeit heilt alle Wunden, heißt es. Nicht so bei Abbie Schaub und Gemma Hoskins aus Baltimore, Pennsylvania. In einem Alter, in dem viele andere Menschen längst ihren Ruhestand genießen, sind sie noch immer getrieben von dem Verlangen, ein lange zurückliegendes Verbrechen aufzuklären. So wie viele andere Figuren aus der neuen Dokuserie „The Keepers“, die ab 19. Mai exklusiv bei Netflix abrufbar ist. Angehörige, Journalisten, pensionierte Polizisten und auch ehemalige Schülerinnen wie Abbie und Gemma fragen sich seit inzwischen 48 Jahren: Wer tötete Schwester Cathy? Wie für eine Krimi-Doku üblich, beginnt auch „The Keepers“ mit einem Mord. Im November 1969 kehrte Katherine Cesnik, die an der katholischen Keough-Highschool zu den beliebtesten Lehrerinnen zählte, nicht von einem abendlichen Einkauf zurück. Zwei Monate später fand man ihre Leiche in einem Waldstück. Unter welchen Umständen Cesnik verschwand, blieb über die Jahre ebenso ungeklärt wie die Frage, wer etwa ihr Auto zurück in die Stadt fuhr und in der Nähe ihres Apartments abstellte. Ein Täter konnte nie ermittelt werden - womöglich, weil er nicht ermittelt werden sollte.
Regisseur und Produzent Ryan White breitet zunächst sehr gekonnt die vielen Fragezeichen eines mysteriösen Mordfalls aus, mit Archivmaterial und indem er etwa Abby und Gemma bei den fortlaufenden Recherchen begleitet. Ausgehend vom Tod der Katherine Cesnik erzählt „The Keepers“ jedoch nicht nur von einem Verbrechen, sondern von vielen.
In einer bald viel weiter gefassten, oft markerschütternden Geschichte geht es um Macht, Missbrauch und eingeschüchterte Mädchen, die die Priester von Keough wie Götter fürchteten. Die man glauben machte, dass sie mit dem Sperma der Lehrer den Heiligen Geist herunterschlucken. So geht es dann, ähnlich wie zuletzt im Film „Spotlight“, auch um eine Kultur des Wegschauens und des Schweigens. Schwester Cathy, lautet ein Verdacht, habe damals nicht mehr schweigen wollen.
Die Wunden, die Cathys Tod hinterließ, sind nicht zu heilen, so wie auch die vielen anderen Leidensgeschichten aus „The Keepers“ nicht wiedergutzumachen sind. Zumindest aber gibt die Dokumentation jenen eine Plattform, die über Jahrzehnte im Stillen litten - und am Ende hat auch mancher Täter ein Gesicht.
Vor knapp 50 Jahren wurde in den USA eine junge Ordensfrau ermordet, doch ihr Fall nie aufgeklärt. Netflix sprach nun mit Zeitzeugen und zeigt eine Dokumentation über den Mord und die Ermittlungen.
Medien | Bonn - 18.05.2017
Der mysteriösen Ermordung einer Ordensfrau geht der Streamingdienst Netflix mit einer mehrteiligen Dokumentation nach, die am 19. Mai in Deutschland anläuft. In "The Keepers" geht es um den Fall der Ordensfrau Cathy Cesnik von den Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau aus Baltimore, deren Leiche mit einer Kopfwunde im Januar 1970 gefunden wurde. Bis heute konnte der Mord an der Frau, die als Englischlehrerin arbeitete, nicht aufgeklärt werden.
Die Dokumentation beleuchtet dazu den Missbrauchsfall einer ehemaligen Schülerin der Ordensfrau, der dem Mord 1990 neue öffentliche Aufmerksamkeit einbrachte: Diese berichtete von sexuellen Übergriffen durch den Schulkaplan der Schule vor damals 20 Jahren. Sie sagte aus, ihr sei auch die bis dahin unentdeckte Leiche der Ordensfrau gezeigt worden – als Warnung, was ihr drohe, solle sie jemandem von dem Missbrauch erzählen.
Regisseur Ryan White befragte für seine Produktion unter anderem Freunde und Verwandte des Opfers sowie Journalisten und Regierungsbeamte. In den letzten 47 Jahren wären Regierungen und religiöse Einrichtungen ihren Aufgaben alles andere als gerecht geworden und hätten "diese Verbrechen im schlimmsten Fall sogar vorsätzlich vertuscht", zitiert ihn Netflix. Erzdiözese von Baltimore reagiert
Die Erzdiözese von Baltimore hat auf die bevorstehende Premiere reagiert und Informationen zu den Fällen auf ihrer Webseite veröffentlicht. Dort schreibt das Bistum, es hätte den Netflix-Produzenten Rede und Antwort gestanden. "Leider haben die Produzenten sehr wenige Fragen an die Erzdiözese vor der Veröffentlichung der Serie gestellt", heißt es auch. Außerdem verteidigt sich das Bistum gegen einige Behauptungen aus der Serie, etwa, dass sie nach dem Mord in die polizeilichen Ermittlungen eingegriffen habe. (jhe)
Doku über Ordensfrau-Mord: Petition für Akten-Freigabe Eine Serie handelt von einem wahren Fall: 1969 wurde eine Ordensfrau in den USA ermordet - bis heute ist ihr Tod nicht aufgeklärt. Nun will eine Petition, dass das Erzbistum Baltimore Akten veröffentlicht. Medien | Baltimore - 03.07.2017
Die mehrteilige Netflix-Dokumentation "The Keepers" über den ungeklärten Mord an einer Ordensfrau in den USA hat zu neuer Aufmerksamkeit für den Fall von 1969 geführt: Mehr als 12.000 Unterzeichner (Stand: 3. Juli 2017) unterstützen eine Petition auf Change.org, die von der Erzdiözese Baltimore fordert, die Akten des damaligen Schulkaplans A. Joseph Maskell zu veröffentlichen. Gegen den 2001 verstorbenen Geistlichen gibt es Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs, zudem wird er mit dem Mord in Verbindung gebracht.
Die Serie des Streamingdienstes hatte den Fall der Ordensfrau neu aufgerollt: Die Leiche der Englischlehrerin Schwester Cathy Cesnik war im Januar 1970 mit einer Kopfwunde gefunden worden. 1990 berichtete dann eine ihrer ehemaligen Schülerinnen von sexuellen Übergriffen durch Schulkaplan Maskell in ihrer Schulzeit. Sie sagte aus, ihr sei vor damals 20 Jahren die zu dem Zeitpunkt unentdeckte Leiche der Ordensfrau gezeigt worden – als Warnung, was ihr drohe, solle sie jemandem von dem Missbrauch erzählen. Der Priester wies die Vorwürfe zeitlebens zurück. Seit 2011 hat die Erzdiözese jedoch mehr als 472.000 Dollar (etwa 415.000 Euro) als "direkte finanzielle Unterstützung" an Menschen gezahlt, die von ihm missbraucht worden sein könnten, heißt es auf der Internetseite des Erzbistums. Für die Dokumentation befragte Regisseur Ryan White unter anderem Freunde und Verwandte des Opfers sowie Journalisten und Regierungsbeamte.
Für eine "gründliche Aufarbeitung" dieser Fälle wünschen sich die Petitionsunterstützer nun, dass die Erzdiözese die Unterlagen über Maskell zugänglich macht. "Die Veröffentlichung dieser Dokumente wird das öffentliche Vertrauen in die Erzdiözese wieder herstellen und ihre Aussagen zu dem Umgang mit den Missbrauchsvorwürfen bestätigen", heißt es in der Petition. Das könne außerdem bei der Aufklärung des Mordes an Schwester Cathy helfen, so ihre Hoffnung. Erzdiözese weist Forderung zurück
In einer Stellungnahme der Erzdiözese, aus der die "Baltimore Sun" zitiert, weist Sprecher Sean Caine die Forderung zurück: Diese Akten seien vertraulich. "Die Richtlinien der Erzdiözese und das Staatsrecht schließen eine Veröffentlichung von den meisten Informationen darin aus, da sie vertrauliche persönliche Informationen enthalten." Als Beispiel nannte er die Namen von mutmaßlichen Missbrauchsopfern, Krankheitsdaten oder die Kommunikation mit Anwälten. (jhe)