Film soll Paar zu Mord inspiriert haben Stand: 12:33 Uhr | Lesedauer: 3 Minuten
Heather and Ernest F. werden beschuldigt, ihren Sohn umgebracht zu haben
Ein Paar soll ihren Adoptivsohn ermordet und das Verbrechen mit einem Brand zu vertuschen versucht haben. Die Inspiration lieferte laut Staatsanwaltschaft der oscarprämierte Film „Manchester by the Sea“.
Im Film „Manchester by the Sea“ sterben die Kinder eines Paares bei einem Hausbrand, der als Unfall eingestuft wird. Im echten Leben soll ein Paar – nachdem es den mit mehreren Oscars ausgezeichneten Streifen gesehen hatte – seinen behinderten Adoptivsohn ermordet und das Verbrechen anschließend mit einem Hausfeuer zu vertuschen versucht haben. Das geht aus Angaben von Staatsanwalt Joseph McBride hervor.
Der 16-jährige Jeffrey F. sei innerhalb von Stunden getötet worden, nachdem seine Adoptiveltern Ernest und Heather F. den Film am 28. Februar gesehen hätten, sagte McBride bei einer Kautionsanhörung für das Paar in der vergangenen Woche.
Zwei Tage zuvor hatte „Manchester by the Sea“ im Februar Oscars für Hauptdarsteller Casey Affleck und Drehbuchautor und Regisseur Kenneth Lonegran gewonnen. McBride sagte, eine Untersuchung habe gezeigt, dass der Teenager vor dem Feuer gestorben sei.
Dem Paar werden Mord, Brandstiftung und Beweismanipulation vorgeworfen. Der Anwalt von Heather F., Michael Trosset, sagte dem Gericht, sie sei „unschuldig bis ihre Schuld bewiesen ist“. Der Verteidiger von Ernest F., John Cameron, sagte, sein Büro habe einen forensischen Pathologen angeheuert, um zu ermitteln. Es sei unklar, ob der Film „Manchester by the Sea“ irgendeine Bedeutung in dem Fall gehabt habe. „Wir untersuchen alle Aspekte dieses Falls“, sagte Cameron.
„Manchester by the Sea“ erzählt die Geschichte eines Mannes, der versehentlich einen Hausbrand legt, bei dem seine Kinder ums Leben kommen, und der nicht strafrechtlich verfolgt wird. Bei der Oscar-Verleihung am 26. Februar bekam Affleck den Preis für den besten Hauptdarsteller für seine Darstellung des Vaters der Kinder. Regisseur Lonegran wurde für das beste Original-Drehbuch ausgezeichnet.
Zwei Stunden nach dem Film war der Sohn tot
Staatsanwalt McBride verwies darauf, dass Afflecks Filmfigur gesagt werde, dass man nicht strafrechtlich dafür verfolgt werden könne, seine Kinder versehentlich getötet zu haben. Innerhalb von zwei Stunden, nachdem das Paar den Film zu sehen bekommen habe, sei Jeffrey gestorben, sagte McBride bei der Kautionsanhörung am vergangenen Freitag.
Nach Behördenangaben wurde der Brand gegen 1.15 Uhr morgens am 1. März im Haus der Familie in der ländlichen Stadt Guilford gemeldet, etwa 90 Kilometer südöstlich von Syracuse im US-Staat New York. Ernest F. verwies demnach auf das Zimmer, in dem der Teenager gelegen habe, als die Polizei vor Ort eintraf. Jeffrey F. soll geistig und körperlich behindert gewesen sein.
Paar gibt merkwürdige Alibis an
Der Vater soll der Polizei gesagt haben, er habe außerhalb des Hauses die Hunde der Familie gejagt, als das Feuer ausgebrochen sei. Unterdessen gab Heather F. laut Behörden an, sie sei auf der Suche nach einem bestimmten Produkt zu zwei Geschäften gegangen, als sie zwischen 23.30 Uhr bis etwa 2.30 Uhr morgens mit dem Auto unterwegs gewesen sei.
Eine Autopsie ergab laut McBride, dass Jeffrey bereits tot war, als das Feuer begann. „Das Opfer wurde schwer verbrannt“, sagte McBride bei der Anhörung. „Wegen der Schäden am Leichnam durch das Feuer ist der Pathologe nicht dazu in der Lage, die Todesursache zu ermitteln.“
Die Kaution für Ernest F. wurde auf 250.000 Dollar (knapp 235.000 Euro) in bar angesetzt, die für Heather F. auf 125.000 Dollar (117.000 Euro). Bis Mittwoch hatte keiner von beiden die Kaution hinterlegt.
Manchester by the Sea: Packendes, bewegendes Drama über einen Mann, den ein Trauerfall zurück ins Heimatdorf zwingt, wo sich einst eine Tragödie ereignet hat.
Lee Chandler (Casey Affleck) ist ein Handwerker in Boston. Schweigsam und ziemlich einsam verrichtet er seine Arbeit, bis die Nachricht über den plötzlichen Tod seines Bruders Joe (Kyle Chandler) das eintönige Leben Chandlers in Aufruhr bringt. Denn nun soll er sich um den 16-jährigen Sohn Patrick (Lucas Hedges) kümmern. Aus diesem Grund zieht er an die amerikanische Ostküste in seine Heimatstadt - Manchester – zurück.
Die Aufgabe, die ihn erwartet, ist ungewohnt, denn er hat keine Kinder und soll nun von Null auf Hundert den Ersatzvater für einen Teenager geben. Außerdem trifft er in der heimatlichen Hafenstadt auch noch seine Ex-Frau Randi (Michelle Williams), mit der ihn eine chaotische, aber zum großen Teil glückliche Vergangenheit verbindet. Alte Wunden reißen auf und Lee muss sich mit den gegenwärtigen Schmerzen auseinandersetzen. Er beginnt sein Leben zu reflektieren und macht den Versuch, mit der Vergangenheit ins Reine zu kommen. Gleichzeitig gilt es auch zu ermitteln, was er tun muss, um ein eine gelungene Zukunft zu starten.
Hintergrund & Cast
Matt Damon und John Krasinski hatten die Idee zu diesem Film. Eigentlich wollte Damon die Hauptrolle selbst übernehmen, allerdings kamen ihm dann andere Termine dazwischen. Daher besetzte dann Casey Affleck die Rolle, was Affleck nach eigenen Aussagen sehr begrüßte. Die Regie übernahm Kenneth Lonergan, der eigentlich nur für das Drehbuch verantwortlich sein sollte, während Damon am Ende nur noch als Produzent des Film fungierte.
Lucas Hedges, der den verwaisten Neffen Chandlers spielt, hatte bereits 2013 in “The Zero Theorem” it Damon zusammengearbeitet und dort die Rolle seines Sohnes übernommen. Die Premiere feierte der Film auf dem Sundance Film Festival im Januar 2016. Die Kritiker-Stimmen waren in großem Maße positiv und der US-Independent-Film konnte 2016 bereits einige einschlägige Auszeichnungen einheimsen.