Ungarn: Lebenslang für Morde an Roma Hauptangeklagte haben laut erstinstanzlichem Urteil aus "niedrigen Gründen" gemordet
6. August 2013, 15:02
Budapest - In Budapest wurden am Dienstag erstinstanzliche Urteile im Prozess wegen einer Mordserie an ungarischen Roma verkündet. Die drei Hauptangeklagten, die Brüder Arpad und Istvan K. sowie Zsolt P., die 2008-2009 in Ungarn sechs Angehörigen der Roma-Minderheit aus "niedrigen Gründen" ermordet haben sollen, erhielten lebenslange Gefängnisstrafen. Die Regierung begrüßte die Urteile, für Aktivisten gehen sie nicht weit genug.
Ein Komplize der Täter, Istvan Cs., erhielt eine 13-jährige Freiheitsstrafe. Er hatte gestanden, bei den Taten als Fahrer gedient zu haben. Die sogenannte Todesbrigade ware am 21. August 2009 verhaftet worden. Die Männer, die aus der rechtsextremen Szene stammen, leugneten ihre Teilnahme an den Verbrechen.
Die Männer wurden wegen der Tötung von insgesamt sechs Menschen bei vier Attacken im Laufe mehrere Monate verurteilt, bei denen auch ein fünfjähriger Bub starb. Weitere fünf Menschen wurden schwer verletzt. Laut Anklageschrift gaben die Männer Dutzende Schüsse auf Roma ab und warfen Molotowcocktails auf Häuser von Angehörigen der Minderheit. Die Verteidiger der Verurteilten legten Berufung ein.
Die Regierung zeigte sich mit dem Urteil zufrieden. Zwar sei in dem komplexen Fall nicht die völlige Wahrheit nicht ans Tageslicht gelangt, aber die lebenslangen Haftstrafen "stärken meinen Glauben, dass rassistische Straftäter in Ungarn einem Urteil nicht entkommen", erklärte der für Minderheiten zuständige Minister Zoltan Balog. Er habe die Ermittlungen und auch die Familien der Opfer nach Kräften unterstützt.
Vor dem Gericht in Budapest demonstrierten mit T-Shirts mit Bildern der Opfern bekleidete Aktivisten. Sie kritisierten unter anderem, dass das Gericht die Taten nicht als rassistisch verurteilte. Artur Balogh, Leiter der Roma-Sektion der oppositionellen Sozialisten, kritisierte die schleppende Aufdeckung der brutalen Morde. Wie er der APA gegenüber betonte, hätten die Behörden immer wieder versucht, die Taten zu verschleiern. Polizisten hätten Spuren verwischt.
Die Urteilsverkündung fand vor großem Publikum statt. Die Kapazitäten des Gerichtssaals reichten für den Andrang nicht aus, es kam zu kleinen Tumulten. Augenzeugen sahen viele Roma im Publikum, aber auch Rechtsradikale, die ihre Gesinnung auf T-Shirts zur Schau stellten. (APA, 6.8.2013)
Nachspiel In der Folgesendung und auch schon in der Spätausgabe am Sendeabend berichtet Ede davon, dass ein Zuschauer sich sicher ist, sie im "Orient" gesehen zu haben. Es gingen Hinweise auf den Aufenthalt von Irene H. in insgesamt drei Nachtlokalen in Abu Dhabi, Beirut und auf Zypern ein, die zu Spekulationen über Menschenhandel führten.
Im Lauf der Ermittlungen fand ein reichlich grotesker Prozess gegen Nikolaus P., den ehemaligen Freund von Irene H., wegen Beihilfe zur Abtreibung statt. Nikolaus P. hatte angegeben, von Irene H. mit der Behauptung einer Schwangerschaft unter Druck gesetzt worden zu sein, nachdem er die Beziehung beendet hatte. Auf diese Mitteilung habe er reagiert, indem er Irene H. 2.500 Schilling für die Abtreibung gab. Außerdem berichtete er von einem Selbsttötungsversuch der Irene H. Anfang 1971. Bericht aus der Wiener Arbeiter-Zeitung.
Verdächtigt, mit dem Verschwinden von Irene H. zu tun zu haben, wird der Exil-Ungar Istvan K., der im November 2010 in Wien unter dem Verdacht verhaftet wurde, die Entführung eines Juweliers in Los Angeles geplant zu haben, und der verdächtigt wird, im Dezember 1969 einen Doppelmord in Wien verübt zu haben, der als FF 1 der Sendung vom 10.07.1970 vorgestellt wurde. Zu diesen Vermutungen ein Bericht auf oe24.at mit Hinweis auf Irene H. im vorletzten Absatz.
Ein Verdacht gegen Istvan K. war bereits 1973 aufgekommen: K. war in den USA wegen dort verübter Straftaten (Mord und Banküberfall) festgenommen worden und hatte bei seiner Vernehmung auch ähnliche Taten in Österreich gestanden. Bei seiner in Wien wohnenden Frau wurde daraufhin eine Hausdurchsuchung vorgenommen, bei der ein Foto beschlagnahmt wurde, auf dem Istvan K. in einem Wiener Lokal zwischen zwei jungen Frauen zu sehen war, von denen eine wahrscheinlich Irene H. war. Die andere Frau konnte ausfindig gemacht werden, weitere Ergebnisse brachte diese Spur allerdings nicht
Quelle: Kurt Tozzer und Günther Kallinger: Spurlos - Die spektakulärsten Vermißten-Fälle der Interpol, S. 175-179.