28. November 2006 | 12.19 Uhr Remscheid Mord bleibt rätselhaft
Remscheid. Weiter rätselhaft bleibt der Mord an der 52-jährigen Dorothea Kus aus Dörperhöhe. Die Frau war am 30. Juni tot in ihrer Wohnung aufgefunden worden. Formal sei der Fall fast abgeschlossen, es liefen aber noch einige wenige Ermittlungen, weil doch immer mal wieder „Strohhalmaussagen“ auszuwerten seien, erklärte gestern Staatsanwältin Barbara Mayr auf Anfrage der BM. Auch die Telefonbefragung vor allem der Nachbarn sei noch nicht komplett abgeschlossen.
„Wenn kein Täter gefunden wird, schließen wir die Akte nie so richtig, sondern schauen sie immer mal wieder durch“, erläuterte sie. Bislang gebe es keinen hinreichenden Tatverdacht. „Formal juristisch gilt der Lebensgefährte zwar mittlerweile als Beschuldigter, weil es Momente gibt, die eventuell auf ihn als Täter schließen, aber die Beweiskette können wir nicht schließen“, betonte Barbara Mayr, „wir bleiben aber dran.“
Remscheid. Wer tötete Dorothea Kus? Erleichterung bei Horst Börsch: Die Staatsanwaltschaft hatte auch gegen den 73-Jährigen ermittelt. Seine Lebensgefährtin wurde im Juni 2006 in Dörperhöhe umgebracht. Die offene Frage quält. Von Joachim Rüttgen
Die Ungewissheit ist das Schlimmste. Horst Börsch sitzt in seiner Wohnung in Dörperhöhe. Manchmal weint er leise vor sich hin. Zu warm sind die Erinnerungen an seine geliebte Lebensgefährtin Dorothea Kus, die im Juni 2006 ermordet wurde. Nachdem er selbst sogar nach dem schrecklichen Ereignis für einen Tag in Haft kam, musste er eine schwierige Zeit hinter sich bringen. Nur mit Schlafmitteln fand er die nötige Ruhe.
"Viele Menschen haben mich schief angeschaut", sagt Börsch jetzt. Seine Stimme klingt leise und brüchig. "Andere haben sich abgewendet. An ihren Mienen habe ich gesehen, dass sie sich ihre eigenen Gedanken machen." Einige sähen ihn bis heute als Täter. Dass wiederum die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren gegen ihn eingestellt hat, tut Börsch gut. Das sei für ihn wie ein Freispruch. "Ich musste mich als Verdächtiger in der Stadt bewegen und habe mich mies gefühlt."
Und dann immer wieder diese quälenden Erinnerungen. "Als Dorothea noch lebte, empfing sie mich immer mit offenen Armen und einem herzlichen Lächeln", erzählt Börsch. Heute öffnet ihm niemand mehr die Tür. Tränen laufen über seine Wangen.
Mehr Leben in die Wohnung
Mittlerweile hat sich der 73-Jährige ein Aquarium gekauft, dazu ein paar Vögel, die fröhlich zwitschern. "Es muss wieder mehr Leben in die Wohnung", sagt Börsch. 96 Quadratmeter seien für eine Person eigentlich zu groß, aber umziehen will er nicht. Zu viele Erinnerungen hängen an dem Ort, an dem er mit Dorothea Kus sechs Jahre lebte. Dann das brutale Ende.
Verkraftet hat Börsch die Ereignisse noch nicht. Die Ermittlungen zogen sich seiner Meinung nach viel zu lange hin. "Angeblich durch den Wechsel der Staatsanwältin", erläutert er. Sein Anwalt stellte einen Eilantrag, um das Verfahren zu beschleunigen. Ohne Erfolg. Erst am Mittwoch erfolgte die Einstellung. Als er das erfuhr, fiel ihm ein Stein vom Herzen.
Empfindet er Genugtuung? "Ja, vielleicht", sagt Börsch, "aber ein Schlussstrich ist das nicht." So lange kein Täter gefunden ist, werde ihn die Sache beschäftigen. Tag und Nacht, jede Minute. "Das Verbrechen kann ich trotzdem nicht mehr rückgängig machen, das muss ich akzeptieren", sagt er.
Einige Freunde sind Börsch geblieben. Sie haben ihm zur Einstellung gratuliert. Ihm sei jetzt wichtig, auch von den Lenneper Bürgern entlastet zu werden. Ihre argwöhnischen Blicke, Mienen und Untertöne hätten ihn verletzt.
Der wesentliche Wunsch von Horst Börsch bleibt jedoch: "Ich möchte erleben, dass der Täter gefunden wird, der meine Dorothea getötet hat", betont er. Damit diese Ungewissheit endlich verschwindet.
Dörperhöhe: Mord weiter ungeklärt Aktualisiert: 28.12.14 14:01
(ric). "Es ist eben nicht so, dass der Täter heulend neben dem Opfer saß", sagt Staatsanwältin Barbara Mayer. Umso komplizierter gestalten sich ihre Ermittlungen im Mordfall Dorothea Kus. "Wir sind immer noch dabei, die Spuren zusammenzutragen."
Dazu befragen die Beamten der Mordkommission den Bekanntenkreis der im Ort Dörperhöhe getöteten Frau. Den entscheidenden Hinweis zur Aufklärung aber haben sie der Staatsanwältin noch nicht liefern können.
Zwei Wochen sind seit der Bluttat an der 52-jährigen Frau vergangen. Für die Strafverfolger eine lange Zeit. "Gerade bei Tötungsdelikten haben wir es oft mit Beziehungsdramen zu tun", berichtet Staatsanwältin Mayer.
In aller Regel können die Ermittler danach rasch einen Täter präsentieren. Im Fall Dorothea Kus aber liegt der Hintergrund der Tat nach wie vor im verborgenen. Gegen den 72-jährigen Lebensgefährten hegt die Anklägerin wohl keinen Tatverdacht mehr.
Eine wie auch immer geartete Beziehungstat will die Staatsanwältin aber nicht nicht ausschließen. "Wir können", sagt Barbara Mayer, "zum derzeitigen Ermittlungsstand gar nichts ausschließen."