Prozess 69-Jähriger Rösrather in 17 Fällen wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt Von Diethelm Nonnenbroich und Maike Bamler 10.08.16, 17:43 Uhr
Bergisch Gladbach/Köln - Der Angeklagte Klaus Kober (Name geändert) vergräbt sein Gesicht in den Händen und schluchzt. Der 69-jährige Mann aus Rösrath sitzt auf der Anklagebank im Kölner Landgericht. Missbrauch eines Kindes in 17 Fällen wirft ihm der Staatsanwalt vor – begangen zwischen 2009 und 2012.
Zwölf Jahre alt war das Opfer, als sich der Rösrather zum ersten Mal an ihm vergangen haben soll. Zuerst soll der Angeklagte dem Jungen Porno-Videos vorgespielt haben. Später soll es dann zu sexuellen Handlungen gekommen sein, deren Intensität sich im Laufe der Beziehung immer mehr gesteigert haben soll.
„Meinem Mandanten wäre es am liebsten, wenn das alles nicht geschehen wäre. Er möchte dem Opfer die Vernehmung ersparen. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft stimmen“, sagte Verteidiger Dr. Karl Christoph Bode zu Beginn der Vernehmung seines Mandanten. Dieser habe gewusst, dass er Straftaten begehe, habe sich aber nicht dagegen wehren können. Bode sprach von Vereinsamung und eingeschränkten intellektuellen Fähigkeiten des Angeklagten. Dieser schäme sich, habe Angst vor dem Gerichtstermin und den Folgen seiner Tat, verdränge das Geschehene.
Der eingeschränkte Intellekt und Störungen in der Konzentrationsfähigkeit zeigten sich deutlich bei der Vernehmung durch den Vorsitzenden Richter. „Ich weiß es nicht“, war die häufigste Antwort des Angeklagten. Er war nicht in der Lage, präzise Aussagen zum Tathergang zu machen. Einiges deutete darauf hin, dass dem Rösrather die Schwere seiner Vergehen überhaupt nicht bewusst ist. „Wir sind früher auch von Älteren bedrängt worden. Wir haben das aber für uns behalten“, antwortete der 69-Jährige auf die Frage des Vorsitzenden Richters, ob er keine Angst vor Entdeckung gehabt habe – so als sei der Missbrauch eine gängige Größe im Leben von Kindern und Jugendlichen.
„Ich will nicht mehr, ich bekomme Herzbeschwerden und darf mich nicht aufregen“, rief der Angeklagte plötzlich in den Raum. Die psychologische Sachverständige erklärte dem Gericht, dass der Angeklagte überfordert sei. Auch Verteidiger Bode erklärte, sein Mandant könne den Fragen nicht mehr folgen. Nach einer kurzen Unterbrechung wurde die Vernehmung beendet.
Auch älteren Bruder belästigt
Glaubt man dem Vater des Opfers, so ist die Annäherung des Angeklagten an seinen Sohn kein Einzellfall. Schon Jahre vorher soll der Angeklagte sich dem älteren Bruder seines späteren Opfers genähert haben. Nach der Belästigung seines Enkels habe der mittlerweile verstorbene Großvater sich den 69-Jährigen vorgeknöpft.
Danach habe der Angeklagte seinen Ältesten in Ruhe gelassen, berichtete der Vater. Der Bruder des Opfers bestätigte die Aussage seines Vaters. „Wir können ja zusammen in den Wald gehen und an uns rumspielen“, habe der Angeklagte ihm vorgeschlagen.
Laut Aussage des Vaters sei in Rösrath bekannt, dass der 69-Jährige Jugendliche immer wieder mit sexuellen Sprüchen belästige. Zumindest ein Zeuge bestätigte vor Gericht, von dem Angeklagten derart angesprochen worden zu sein.
Zum Ende des ersten Verhandlungstages las der Vorsitzende Richter aus der Aussage des Opfers bei der Polizei vor. Ob der Angeklagte ihn überreden musste, hatte ein Polizist ihn gefragt. Am Anfang vielleicht ja, später nicht mehr, habe der damals 14-Jährige geantwortet. Der Angeklagte habe ihm öfter gesagt, dass er ihn gern habe. Am Freitag wird die Verhandlung fortgesetzt.