Prozess Frau in Lagerraum sechs Stunden lang vergewaltigt Von Claudia Hauser 09.06.16, 17:26 Uhr
Vingst - Eine schmale Treppe führt in dem Café in Vingst nach unten, dort gibt es einen Lagerraum mit niedriger Decke, etwa zwölf Quadratmeter groß. Ein Klappbett aus Metall steht darin, ein Tisch und ein Stuhl, mehr nicht. In diesem Kellerraum soll eine 44-Jährige über einen Zeitraum von fast sechs Stunden vergewaltigt worden sein. Ein Polizeibeamter beschreibt den Raum als Zeuge vor dem Amtsgericht als „unheimlichen Tatort“.
Der Mann, der für die Tat verantwortlich sein soll, schweigt am ersten Prozesstag. Der 43-Jährige soll das Opfer nur flüchtig gekannt haben, als er am 30. September 2012 früh morgens gegen 5 Uhr gegen die Tür des Lagerraums hämmerte, in dem die Frau schlief. Ioana K. (Name geändert) war gerade erst aus Bulgarien nach Köln gekommen und hatte zum ersten Mal in dem Café gearbeitet, dessen Wirt sie im Lager schlafen ließ.
„Ich hatte nichts, wo ich bleiben konnte“, sagt sie. Die zierliche Frau wirkt zerbrechlich und scheu, auch vier Jahre nach der Tat fällt es ihr schwer, darüber zu sprechen. „Wissen Sie, ich habe die ganze Zeit versucht, das Ganze zu vergessen“, sagt sie, als der Vorsitzende Richter nachfragt, wenn sie ungenau antwortet. „Das einzige, woran ich mich immer erinnere, ist die Angst, die ich hatte.“ Ioana K. hatte die Tat damals gleich angezeigt, war dann aber nicht mehr auffindbar, weil sie zeitweise in ihre Heimat zurückgekehrt war.
Nach ihrer Erinnerung riss das Klopfen sie damals aus dem Schlaf. Sie wollte erst nicht öffnen, weil sie die Stimme des Mannes nicht kannte, der vorgab, mit ihr sprechen zu wollen. „Erkennen Sie ihn denn wieder?“, fragt der Vorsitzende und sie antwortet: „Ja. Ich werde ihn nie vergessen.“ Der Täter habe sie ins Zimmer gedrängt, als sie die Tür einen Spalt geöffnet habe. Laut Anklage befahl er ihr, sich auszuziehen und vergewaltigte sie mehrmals. Ioana K. wehrte sich heftig, sie biss und kratzte den Täter, der ihr jedoch körperlich völlig überlegen war.
Ioana K. schaffte es, einen Aschenbecher in die Hand zu bekommen und schlug damit immer wieder auf die Heizung – doch niemand kam ihr zu Hilfe. „Ich habe dabei laut geschrien, ich kann mir nicht vorstellen, dass keiner mich gehört hat“, sagt sie. Erst gegen 11 Uhr morgens öffnete der Täter die Tür und ließ sie gehen. Ein Passant kam der weinenden Frau auf der Straße zu Hilfe und begleitete sie zur Polizei. Die Beamten nahmen den mutmaßlichen Täter noch im Café fest. Die Beweise sind erdrückend, da DNA-Spuren gesichert wurden, die ihm zugeordnet werden konnten.
Prozess Nach erstem Arbeitstag in der Abstellkammer vergewaltigt Von Bernhard Krebs 10.06.16, 08:41 Uhr
Köln - Entschlossen, aber dennoch tief berührt, sagte gestern eine 44-Jährige vor dem Amtsgericht aus. Die Frau, die laut Anklage im September 2012 Opfer einer Vergewaltigung geworden sein soll, schilderte schonungslos ihr Martyrium im Keller eines Cafés in Vingst, in dem sie zuvor ihren ersten Arbeitstag hinter sich gebracht hatte.
Dort hatte die Frau in einem Abstellraum gewohnt. Ein Polizist (33), der damals Spuren sicherte, hatte den Keller in lebhafter Erinnerung: „Ein sehr unheimlicher Tatort“, sagte er. Der enge Raum mit sehr niedrigen Decken sei eine Art Getränkelager gewesen, wo die Geschädigte auf einem Klappbett geschlafen habe.
Die Putzfrau schilderte, wie der Angeklagte (44), ein grobschlächtiger Mann, nachts gegen die Tür geklopft habe. Nachdem sie diese einen Spaltbreit geöffnet hatte, habe er die Tür mit seinem massigen Körper aufgedrückt und sie aufgefordert, sich zu entkleiden. Das habe sie nicht gewollt, aber er habe sie gezwungen. Dann habe er sich auf sie gelegt und ihr die Arme so fixiert, dass sie sich nicht mehr wehren konnte.
Niemand half ihr
„Ich habe geschrien und geweint“, sagte die Frau, woraufhin auch im Zeugenstand die Tränen flossen. Über Stunden sei sie dann vergewaltigt worden. Weder ihr Schreien noch die Schläge mit einem Aschenbecher gegen die Heizung hätten den Wirt oder Gäste dazu bemüßigt, im Keller nachzusehen, was vor sich ging. „Ich bin mir sicher, dass man meine Schreie und das Klopfen gehört hat“, sagte sie.
Erst als man später gemeinsam ins Café gegangen sei, habe sie die Chance ergriffen und sei zur Polizei geflohen. „Ich denke, ich kann keine normale Beziehung mehr führen. Ich kann keinem mehr trauen“, beschrieb sie die Folgen der Tat.
Der Angeklagte schwieg zu den Vorwürfen. Ein DNA-Gutachten belegte aber, dass es sexuellen Kontakt zwischen dem Angeklagten und der Geschädigten gegeben hatte. Am 27. Juni sollen weitere Zeugen gehört und das Urteil gesprochen werden.