Loveparade-Prozess könnte schon morgen enden Bei Facebook teilen Bei Twitter teilen 100. Tag im Loveparadeprozess Staatsanwälte äußern sich zum Thema Prozess-Einstellung Auch Verteidiger wollen Stellung nehmen Im Prozess um das tödliche Gedränge bei der Loveparade will die Staatsanwaltschaft am Dienstag (05.02.2019) erklären, unter welchen Voraussetzungen sie einer Einstellung des Verfahrens zustimmen könnte.
Das Landgericht Duisburg hatte Mitte Januar vorgeschlagen, den Prozess einzustellen - gegen sieben Angeklagte ohne Geldauflage, gegen drei Angeklagte mit Auflage. Nach dem bisherigen Verlauf sei die individuelle Schuld der Angeklagten als gering oder allenfalls mittelschwer anzusehen, hatte das Gericht seinen Vorstoß begründet.
Warum der Loveparade-Prozess zu platzen droht | mehr Einstellung gegen einzelne Angeklagte? Die Staatsanwaltschaft hatte damals in einer ersten Reaktion eine Einstellung ohne Auflagen als "kaum vorstellbar" bezeichnet. Beobachter rechnen für Dienstag mit deutlichen Hinweisen, ob das Verfahren gegen einen oder mehrere Angeklagte eingestellt wird.
Auch einige der Verteidiger könnten sich am Dienstag zur Entscheidung ihrer Mandanten äußern. Ein Angeklagter hatte eine vorzeitige Einstellung bereits abgelehnt. Für ihn kämen nur eine Verurteilung, ein Freispruch oder eine Einstellung wegen Verjährung in Frage. Er wolle sich nicht "damit abfinden, für ein 'schnelles Ende auf die Feststellung seiner Unschuld verzichtet zu haben", teilte dessen Anwalt mit.
Loveparade-Prozess: Angeklagter gegen vorzeitige Einstellung | mehr Ein Justizbeamter beobachtet am 28.10.2017 in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) die Besichtigung des Verhandlungssaals für den bevorstehenden Loveparade Prozess. 00:31Loveparade-Prozess: Angeklagter gegen vorzeitige Einstellung | video Einstellung frühestens Mittwoch Sollte er dabei bleiben, wird der Prozess in jedem Fall gegen ihn weitergeführt. Sollten sich in den anderen neun Fällen Staatsanwaltschaft und Angeklagte einigen, könnten die ersten Verfahren bereits am Mittwoch (06.02.2019) eingestellt werden.
Am Dienstag ist der 100. Hauptverhandlungstag in dem Mammutprozess, der aus Platzgründen in einer Düsseldorfer Kongresshalle stattfindet. Bei der Loveparade am 24. Juli 2010 in Duisburg gab es am einzigen Zu- und Abgang zum Veranstaltungsgelände ein so großes Gedränge, dass 21 Menschen erdrückt und mindestens 652 verletzt wurden.
Duisburger Staatsanwaltschaft stimmt zu Der Loveparade-Prozess wird eingestellt 05.02.19, 11:02 Uhr
Duisburg - Der Prozess um die Katastrophe bei der Loveparade 2010 in Duisburg steuert für mehrere Angeklagte möglicherweise auf ein Ende zu.
Am Dienstag erklärte die Staatsanwaltschaft, dass sie dem Einstellungs-Vorschlag des Gerichts in allen Fällen zustimme.
Das Landgericht Duisburg hatte Mitte Januar vorgeschlagen, das Verfahren gegen sieben Angeklagte ohne Auflagen und gegen drei Angeklagte mit Auflagen einzustellen. Bei einer Einstellung des Verfahrens gilt der Beschuldigte nicht als vorbestraft. Die Unschuldsvermutung gilt fort.
Prozess lief seit 2017 Der Prozess hatte im Dezember 2017 begonnen. Den Angeklagten war unter anderem fahrlässige Tötung vorgeworfen worden. Bei der Loveparade im Juli 2010 in Duisburg waren in einem Gedränge 21 junge Menschen zu Tode gedrückt und mehr als 650 verletzt worden.
Als Auflage nannte die Staatsanwaltschaft die Zahlung einer angemessenen Geldauflage, „die in einer Größenordnung von jeweils etwa 10 000 Euro liegen“ solle. Das Geld soll einer gemeinnützigen Einrichtung zugute kommen.
Bei den drei Angeklagten, die eine Auflage erhalten sollen, handelt es sich um drei Mitarbeiter des Veranstalters Lopavent. Einer von ihnen hatte allerdings vergangene Woche bereits erklärt, dass er einer Einstellung in keinem Fall zustimmen wolle und eine Fortsetzung des Prozesses wünsche.
Verfahren geht gegen einzelne Personen weiter Nach der Stellungnahme der Staatsanwaltschaft bekräftigte dessen Verteidiger in einer Sitzungspause die Position: „Es hat sich nichts geändert, es bleibt dabei.“ Damit steht fest, dass das Verfahren mindestens gegen ihn weitergeführt wird.
Bei den übrigen sieben Angeklagten handelt es sich um die sechs angeklagten Mitarbeiter der Stadt Duisburg sowie einen Mitarbeiter des Veranstalters.
Ob die anderen neun Angeklagten der Einstellung zustimmen werden, war zunächst offen. Beobachter rechneten damit, dass deren Verteidiger sich noch am Dienstag dazu äußern werden. Frühestens am Mittwoch könnte das Gericht dann die einzelnen Verfahren vom Prozess abtrennen und einstellen.
Die Staatsanwaltschaft habe den Vorschlag des Gerichts eingehend geprüft. „Wir haben uns die Entscheidung angesichts der schweren Folgen - 21 Tote, mehr als 650 Verletzte - und dem andauernden Leid der Angehörigen und Verletzten nicht leicht gemacht, erachten eine Einstellung im Ergebnis aber für vertretbar“, sagte eine Behördensprecherin.
Im Juli tritt Verjährung ein Als einen Grund für die Zustimmung nannte die Staatsanwaltschaft den Umstand, dass am 28. Juli 2020 die Verjährung eintritt. Das nach dem Gesetz für ein Urteil erforderliche Beweisprogramm könne bis dahin jedoch nicht absolviert werden.
Zuletzt war in diesem Zusammenhang von 575 Zeugen die Rede gewesen, die noch angehört werden könnten.
Eine Einstellung des Verfahrens gegen die drei Lopavent-Mitarbeiter komme ohne Auflage nicht in Betracht. „Ihr hypothetisches Verschulden ist bei vorläufiger Bewertung im mittleren Bereich anzusiedeln“, hieß es.
oveparade-Unglück: schwere Vorwürfe gegen Anwältin
Loveparade-Opfer erheben schwere Vorwürfe gegen Anwältin Sie soll unter anderem Versicherungsgelder veruntreut haben Anwältin selbst weist alle Vorwürfe zurück Es sind schwere Vorwürfe, die mehrere Opfer der Loveparade-Katastrophe gegen eine Anwältin erheben. Sie sagen, die Frau habe ihnen nicht nur falsche Hoffnungen auf hohe Schadensersatzzahlungen gemacht, sondern auch Versicherungsgelder veruntreut und unrechtmäßig viel zu hohe Gebühren erhoben. Die Anwältin selbst weist alle Vorwürfe zurück.
Tausende Euro Schulden Can Firat war bei der Loveparade in Duisburg als Ordner eingesetzt, wurde Augenzeuge der Katastrophe und belebte eines der Opfer wieder. Danach litt er massiv unter den psychischen Folgen, musste seinen Beruf aufgeben. In seiner Verzweiflung wandte er sich an die Anwältin. "Was sie für mich erreichen wollte? In erster Linie, dass ich eine Entschädigung bekomme", sagt Firat.
Dass das funktioniert, davon sei die Anwältin überzeugt gewesen. Das dabei eben auch Kosten für ihn entstehen, darüber sei er aber am Anfang nicht richtig aufgeklärt worden. Am Ende blieb er nach eigenen Angaben auf rund 7.000 Euro Schulden sitzen.
Anwältin weist Vorwürfe zurück Auf WDR-Anfrage teilt die Anwältin mit: "Die Vorwürfe, nicht sachgerecht aufgeklärt zu haben, werden schärfstens zurückgewiesen und sind absurd. Die Betroffenen sind zu jeder Zeit über das Kostenrisiko aufgeklärt worden." Ferner berichtet sie von einem Formular, das die Mandanten unterschrieben hätten. In dem wird darauf hingewiesen, dass man sich über die Höhe der zu erwartenden Anwalts- und Gerichtskosten möglichst genau informieren soll.
Anwälte wollen Strafanzeige stellen Doch die Vorwürfe gehen noch weiter. Rechtsanwalt Peter Jürgensen hat mehrere ehemalige Mandanten der Anwältin übernommen. Er und ein weiterer Kollege, der ebenfalls Mandanten übernommen hat, wollen demnächst Strafanzeige stellen. Aus den Akten scheine sich der Verdacht zu ergeben, dass die Anwältin Gelder, die die Axa in Form von Schadenersatz oder Schmerzensgeld gezahlt hat, an die Mandanten nicht weitergeleitet habe und dass sie auch zu hohe Gebühren abgerechnet habe. Beides wäre nach Ansicht von Peter Jürgensen theoretisch eine Straftat.
Ermittlungen in anderen Fällen Die Staatsanwaltschaft Bochum teilte dem WDR auf Anfrage mit, dass aktuell bereits zwei Ermittlungsverfahren in anderen Fällen mit dem Vorwurf der Untreue beziehungsweise des Betruges gegen die Anwältin anhängig sind. Die Anwältin weist auch diese Vorwürfe zurück - ihre Zulassung habe sie ferner aus gesundheitlichen Gründen abgegeben. Can Firat stottert seine Schulden jetzt in Raten ab. Er geht wieder arbeiten, leidet aber noch heute unter den psychischen Folgen der Loveparade-Katastrophe.
ENDET DER LOVEPARADE-PROZESS OHNE URTEIL? Duisburg – Das Landgericht Duisburg hat wegen der Corona-Krise die Einstellung des Loveparade-Strafprozesses vorgeschlagen.
Damit würde der Prozess ohne Urteil beendet. Die Verfahrensbeteiligten sollen bis zum 20. April Stellung nehmen.
Aufgrund der dynamischen Entwicklung der Corona-Pandemie sei nicht absehbar, wann und wie die derzeit unterbrochene Verhandlung fortgesetzt werden könne, teilte das Gericht am Dienstag mit.
Bei der Loveparade am 24. Juli 2010 in Duisburg gab es am einzigen Zu- und Abgang zum Veranstaltungsgelände ein so großes Gedränge, dass 21 Menschen erdrückt und mindestens 652 verletzt wurden.
Angeklagt sind drei Mitarbeiter des Veranstalters Lopavent wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung.
Die Hauptverhandlung hatte im Dezember 2017 begonnen. Zuletzt wurde am 4. März 2020 verhandelt. Es war der 183. Verhandlungstag.
Erst vergangene Woche hatte das Gericht wegen der Corona-Krise eine Unterbrechung unbestimmter Dauer mitgeteilt.
Sitzungstermin am 21. April wackelt Im Fall einer Einstellung will die Kammer ihre Erkenntnisse zu den Geschehnissen um die Loveparade 2010 in einem schriftlichen Beschluss zusammenfassen und dessen Inhalt im Rahmen einer zeitlich begrenzten Hauptverhandlung vortragen.
Der nächste Sitzungstermin ist auf den 21. April 2020 bestimmt. Ob er stattfinden kann, ist wegen der Pandemie noch unklar.