PROZESS IN KÖLN Das vier Tage dauernde Martyrium von Sarah K.
ERSTELLT 12.02.2016
Vom Freund eingesperrt, geschlagen und gedemütigt - Sarah K. erlebte im Oktober Schreckliches. Nun wird ihr Ex-Freund für die Misshandlungen zur Rechenschaft gezogen. Von Claudia Hauser
Köln. Vier Monate haben sie sich nicht gesehen, nun musste Sarah K. ihrem Ex-Freund wieder begegnen. In Saal 18 des Amtsgerichts nahm die 26-Jährige als Zeugin Platz, schaute ihn nicht an. Die Öffentlichkeit wurde während ihrer Aussage ausgeschlossen. Ihr Ex-Freund Manfred W. muss sich wegen gefährlicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung verantworten.
Polizisten traten die Tür ein
Er soll Sarah K. vom 1. bis 4. Oktober 2015 zunächst in ihrer und dann in seiner Wohnung in Chorweiler verprügelt, gedemütigt und verletzt haben. Sie hatte am 1. Oktober angedeutet, sich von dem 29-Jährigen trennen zu wollen. Polizisten traten am vierten Tag die Wohnungstür ein. Ein Nachbar hatte sie alarmiert. Sarah K. hatte ein Schädeltrauma, einen Finger- und drei Rippenbrüche erlitten, die anderen Rippen waren angebrochen. Ihr Körper war von Hämatomen übersät, Manfred W. hatte ihr unter anderem mit einem Baseballschläger auf die Beine geschlagen.
Der Vorsitzende Richter ließ ihn nach vorne kommen und zeigte ihm seitenweise Fotos, die die Verletzungen dokumentieren. „Es tut mir leid“, sagte der Angeklagte, der sämtliche Vorwürfe einräumte. Auf die Frage, warum er das getan habe, hatte er keine Antwort: „Ich weiß es nicht.“
Auch andere Ex-Freundin misshandelt
Sarah K. ist nicht die erste Frau, die er misshandelt hat. Auch eine andere Ex-Freundin, mit der er zwei Kinder im Alter von sechs und zehn Jahren hat, musste die Ausbrüche des 29-Jährigen erleben. „Er hat zwei Gesichter“, sagte sie am Rande des Prozesses. Nachdem ein Gericht ihm im Oktober 2014 untersagt hatte, sich ihr auf mehr als 20 Meter zu nähern oder Kontakt zu ihr aufzunehmen, tauchte er bei ihr auf und beleidigte und bedrohte sie.
Und auch Sarah K., die ebenfalls Mutter zweier Kinder ist, wurde nicht nur an jenem Wochenende gedemütigt. Einmal schüttete er der Schlafenden nachts Bier ins Gesicht, um sie zu wecken. Er zog sie an den Haaren durch die Wohnung und fesselte sie. Sie waren seit Februar 2015 ein Paar. Im Prozess gab der arbeitslose Manfred W. an, ein Drogen- und Alkoholproblem zu haben. Er habe beinahe täglich Schnaps und Bier getrunken, Amphetamine und Cannabis konsumiert. Der Vorsitzende Richter verurteilte ihn zu drei Jahren und neun Monaten Haft und ordnete die Unterbringung in einer Entzugsklinik an. Angesichts der Brutalität der Taten sagte er: „Da bleibt einem die Spucke weg.“