2 Frauen verletzt Angeklagter: „Ich wollte eine unchristliche Tat begehen“ Bülent B. (44) hat gestanden, wahllos Passantinnen attackiert zu haben. Er sei nicht Herr seiner Sinne gewesen, sagte er zu Beginn des Prozesses wegen versuchten Mordes. Zwei Frauen wurden damals verletzt. 10. Februar 2016 14:01 . von Karin Hendrich
Ein psychisch Kranker wollte wahllos zwei Frauen töten. Nur, weil sein Messer abbrach, überlebten die Opfer. Der Fall, der seit Mittwoch vor dem Berliner Landgericht verhandelt wird, zeigt erschreckende Parallelen zum U-Bahnschubser vom Ernst Reuter-Platz.
Bülent B. (44), der wegen versuchten Mordes auf der Anklagebank sitzt, litt zur Tatzeit unter einer Psychose. Wie offenbar auch der Iraner Hamid E. (28), der am 19. Januar 2016 die Studentin Amanda (20) vor dem einfahrenden Zug stieß. Und wie dieser hatte auch B. zuvor versucht, sich in einer Klinik ärztliche Hilfe zu holen. Er wurde abgewiesen, mit der Begründung: Keine akute Eigen- und Fremdgefährdung. Eine ambulante Behandlung sei ausreichend. Die Familie ließ dennoch nicht locker, hatte für den 13. August 2015 endlich einen Termin in einer anderen Klinik. Einen Tag zuvor stürzte er mit einem Messer in Rudow auf die Straße…
Ines Be. (48) war auf dem Heimweg, als Bülent B. ihr im Schriftsetzerweg entgegenkam. Die Hausfrau: „ Plötzlich stand er vor mir. So einen kalten, starren Blick habe ich noch nie gesehen. Er hob den Arm, stach wie von Sinnen auf mich ein.“ Er traf die völlig überraschte, wehrlose Frau in Brust und Arm. Als sie schließlich eine Ausweichbewegung machte, traf sein Messer den Zaun und brach ab. Das rettete ihr das Leben.
Sofort stürzte sich Bülent B. auf sein nächstes Opfer: Doris B. (77). Nun ohne Messer, riss er der Rentnerin eine ihrer Krücken aus der Hand, schlug damit wie wild auf sie ein, immer wieder. Auch auf den Kopf. Sie ging zu Boden, dachte: „Der erschlägt dich wie ein Tier.“ Die Anklage spricht in beiden Fällen von „Tötungsabsicht“.
Der Beschuldigte im Prozess: „Ich hatte damals die Vision, dass von mir das Weltgeschehen abhängt. Ich müsse zur Herstellung des Gleichgewichts zwischen Christentum, Islam und Satanismus eine unschuldige Person töten.“ Und weiter: „Ich wollte eine unchristliche Tat begehen – es musste sich um eine unschuldige Person handeln.”
Er habe gemerkt, dass mit ihm etwas nicht stimme. Er versuchte mehrfach sich Hilfe in einem psychiatrische Krankenhaus zu holen. Zuletzt eine Woche vor der Tat.
Bülent B.: „Meine Schwägerin hatte mich hingefahren. Mir ging es gar nicht gut.“ Doch dann hatte er dort eine Auseinandersetzung mit einer Krankenschwester. Der Beschuldigte: „Sie wurde sehr böse. Ich hab mich vergessen und mit der Faust zugeschlagen.“ Er wurde am nächsten Tag entlassen.
„Ich habe unendliche Schuldgefühle. Ich bin eigentlich ein friedliebender Menschen“, erklärte er dem Gericht. Nach den Überfällen auf die Frauen kam er endlich in die Psychiatrie. Der Beschuldigte: „Ich mache mich gut.“ Das Gericht muss nun entscheiden, ob sein Verbleiben aus Gründen der öffentlichen Sicherheit erforderlich ist.