Freitag, 27. November 2015, 23.15 - 00.00 Uhr Sonntag, 29. November 2015, 03.05 - 03.50 Uhr
Seit 1982 war das junge Mädchen vermisst. Dann wird ihre Leiche entdeckt: verscharrt auf der Müllkippe des kleinen Dorfes in der Eifel. In Sichtweite ihres Elternhauses – und des Bauernhofs des Täters. Fast 30 Jahre lang hatten Dorfbewohner, die etwas ahnten, geschwiegen.
Eine Kerze und ein Versprechen
Jeden Abend stellte die Mutter eine Kerze ins Fenster – für Lolita, falls sie heimkommt. Kommissar Schu aus Trier hatte das Schicksal der 18-Jährigen nicht losgelassen. Er verspricht der Mutter, die Tochter zu finden und den Täter zu bestrafen.
2011 tritt er in der Sendung „Aktenzeichen XY...ungelöst“ auf und berichtet von dem spurlosen Verschwinden der damals schwangeren jungen Frau. Er hofft auf Zeugen, auf Dorfbewohner mit schlechtem Gewissen.
Gewissheit und eine Ahnung
Tatsächlich meldet sich ein Mitwisser nach der Sendung und packt aus. Nach tagelanger Suche auf einer zugewachsenen Müllkippe gibt es Gewissheit: Lolita ist Opfer eines Verbrechens geworden.
Von ihrem Fenster aus konnte die Mutter die Müllkippe sehen - ohne zu wissen, dass ihr Kind dort verscharrt wurde. Doch dass der Sohn des Großbauern damit zu tun hatte, ahnte sie schon lange.
Der reiche Bauer und das Mädchen
Mit dem Leichenfund wird die unglaubliche Geschichte dieses Verbrechens zutage gefördert: Lolita, fleißige Tochter von Spätaussiedlern aus einfachen Verhältnissen, verliebte sich Anfang der 80er Jahre ausgerechnet in den Erben des reichsten Bauern der Umgebung. Als sie schwanger wird und das Kind bekommen möchte, muss er sie loswerden - sein Vater ist strikt gegen eine solche unpassende Heirat.
Der Kommissar und das Dorf
Die Ermittlungen Kommissar Schus fördern Stück für Stück die Hintergründe dieses sozialen und menschlichen Dramas zutage. Eine zum Scheitern verurteilte Liebesgeschichte. Eine junge Frau, die sich altmodischen Regeln nicht beugen will. Ein Jungbauer, dem mit Enterbung gedroht wird. Nachbarn, die vieles ahnen und die doch jahrzehntelang miteinander auskommen müssen.
Überführt und doch davon gekommen
Der Kommissar kann den damaligen Freund Lolitas, den Jungbauern, schließlich der Tat überführen, vor Gericht stellen und einen Teil seines Versprechens einlösen. Der Bauer wird des Totschlags für schuldig befunden – und kommt am Ende doch ungestraft davon.
Der Film rekonstruiert den Fall und zeigt das Gesellschaftsdrama dahinter. Stück für Stück werden die archaischen Strukturen hinter der idyllisch-dörflichen Eifelfassade sichtbar, wird Schuld und Mitschuld deutlich. Und die Motive, die den Freund zum Täter werden ließen.
Ein Film von Uli Weidenbach | Redaktion: Gudrun Wolter
Das Böse - ein Deezer Originals Podcast « » Cold Case Lolita Brieger - Teil 1
Teil 1 Seit 30 Jahren lastet ein ungelöster Fall auf einem Dorf der Vulkaneifel. 1982 verschwindet die schwangere Lolita Brieger. Der Verdacht fällt auf ihren Freund Josef Klein, mit dem die 18-Jährige eine turbulente Beziehung führte. Doch ohne Leiche kein Mordfall - bis ein Mittäter nach 30 Jahren des Schweigens auspackt ...
Vor 35 Jahren in der Eifel getötet Warum Lolita Briegers Mörder nicht in Haft musste
Lolita Brieger ist 18 Jahre alt, als sie spurlos verschwindet. Erst nach fast 29 Jahren findet man ihre Leiche - und den Mann, der sie getötet hat. Trotzdem muss er nicht ins Gefängnis.
Ein Mann bringt eine junge Frau um. Das Gericht ist sich sicher, dass er schuld ist - aber er muss nicht ins Gefängnis. Der Fall Lolita Brieger zeigt eine Seite unseres Rechtssystems, die nicht nur für Lolitas Familie schwer zu ertragen ist.
Aber von vorne: Im August 1981, Lolita ist 17 Jahre alt, begegnet ihr der 19-jährige Josef. Für beide ist es Liebe auf den ersten Blick. Der Hof von Josefs Familie in Scheid (Landkreis Vulkaneifel) liegt nur einen Kilometer von Lolitas Elternhaus in Frauenkron entfernt. Josef verlässt die schwangere Lolita
Aber die Gefühle zu Lolita muss Josef verbergen – nicht nur vor seinem Vater. Für den reichsten Landwirt der Gegend sind die armen Briegers keine gute Partie. Josef und Lolita treffen sich heimlich. Die Beziehung bleibt nicht ohne Folgen: Lolita wird schwanger, der Druck auf Josef wächst. Der Vater fordert vom Sohn eine Entscheidung: Das Mädchen oder das Erbe. Schließlich fügt sich Josef dem Willen seines Vaters und trennt sich. L Einen Tag danach, am 4. November 1982, fährt Lolita mit einer Arbeitskollegin zu Josef, um ihn umzustimmen. Die Arbeitskollegin ist die Letzte, die Lolita lebend gesehen hat. Lolita verschwindet spurlos
Fünf Tage später, am 9. November 1982, meldet die Mutter ihre Tochter als vermisst. Die Polizei sucht mit Polizeihunden und Hubschraubern nach Lolita. Aber sie findet nichts: kein Lebenszeichen, keinen Hinweis und auch keine Leiche. Die Suche wird schließlich abgebrochen.
Im Jahr 2011 berichtet die Sendung "Aktenzeichen XY...ungelöst" über das ungeklärte Verschwinden der jungen Frau. Den Trierer Kriminalhauptkommissar Wolfgang Schu hat das Schicksal des Mädchens nicht losgelassen, er hat ihrer Mutter versprochen, die Tochter zu finden und den Täter zu bestrafen. Aus Mord wird Totschlag - und der ist verjährt
Tatsächlich meldet sich jemand nach der Sendung, ein Freund von Josef packt endlich aus. Die Leiche der Vermissten wird nach tagelanger Suche auf einer Müllkippe gefunden. Josef wird aufgrund der Zeugenaussage des Freundes verhaftet.
2012 beginnt der Prozess. Das Landgericht Trier klagt Josef K. wegen Mordes an. Doch Josef schweigt, bis heute. Die Beweise reichen nicht aus. Aus Mord wird Totschlag. Und der verjährt nach 20 Jahren. Deshalb spricht das Gericht Josef K. frei, obwohl es sicher ist, dass er Lolita getötet hat. Die Tat bleibt ungesühnt.
Diesen Fall und weitere Kriminalfälle sehen Sie im Fahndungs- und Präventionsmagazin Kriminalreport Südwest am Montag, 6. Mai 2019 um 20.15 Uhr im SWR Fernsehen.