Berlin-Neukölln Raubmord an Freier nach 28 Jahren aufgeklärt
16:12 Uhr Von Martin Pfaffenzeller 1987 tötete ein Prostituierter einen Freier in Neukölln, um dessen Videorecorder zu erbeuten. 28 Jahre später wurde der Täter gefunden und nach Berlin ausgeliefert. Die Polizei sucht Zeugen.
Mord verjährt nicht - auch nicht nach 28 Jahren. Die Polizei hat am Donnerstag die Aufklärung eines Raubmordes bekanntgegeben, der am 8. Februar 1987 in Neukölln begangen wurde. Zur Erinnerung: Da stand die Mauer noch, Willy Brandt war SPD-Chef und der 1. FC Köln amtierender (west-)deutscher Fußballmeister.
So lange ist es her, dass der homosexuelle Emilio Benito Rica in seiner Wohnung durch eine "scharfe Gewalteinwirkung am Hals" getötet wurde. Der Täter erbeutete den Videorecorder.
Die Polizei stand vor einem Rätsel. Das Opfer verkehrte regelmäßig am Bahnhofs Zoo, um dort männliche Prostituierte kennenzulernen und mit zu sich nach Hause zu nehmen. An seinem letzten Abend war der damals 47 Jahre Alte mit einem Bekannten unterwegs. Die beiden besuchten gemeinsame eine Peep-Show wieder traf, die seinerzeit in der Kantstraße gegenüber des Theaters des Westens logierte. Das spätere Mordopfere verabschiedete sich von seinem Bekannten mit den Worten, dass er nun mit einem Mann, den er kurz zuvor kennengelernt hatte, mit zu sich nach Hause nehmen zu wollen.
Anonymer Hinweis Bereits kurz nach der Tat kam es im Jahre 1987 zu einem telefonischen Hinweis eines anonym gebliebenen Mannes bei der 5. Mordkommission. Der anonyme Hinweisgeber berichtete davon, dass er sich ebenfalls häufig in der Peep-Show in der Kantstraße aufhalten würde und am 25. Januar 1987 einen Mann mit zu sich nach Hause genommen hätte. Dieser Mann habe ihn dann in der Wohnung unvermittelt mit einem Messer angegriffen.
Der Hinweisgeber konnte die Personalien des Täters benennen. Ermittlungen zu diesen Personalien bzw. dieser Person verliefen jedoch ergebnislos. Nunmehr konnte festgestellt werden, dass die vom Hinweisgeber zu der Person des Angreifers genannten Personalien mit denen des hier Beschuldigten nahezu deckungsgleich sind. Auch eine europaweite Fahndung mit einem Phantombild, blieb ergebnislos.
Im Zuge der Tatortarbeit wurden diverse serologische als auch daktyloskopische Spuren gesichert, die vorerst keinem Verursacher zugeordnet werden konnten. Bedingt durch die Fortschritte in der DNA-Analytik wurden die serologischen Tatspuren zu einem späteren Zeitpunkt erneut einer kriminaltechnischen Untersuchung zugeführt, was im Jahre 2003 zur Bestimmung des DNA-Profils einer männlichen Person führte. Eine Recherche in der DNA-Datenbank verlief erfolglos; das DNA-Profil blieb jedoch in der Datenbank gespeichert.
DNA-Spuren überführen Täter Im Jahre 2014 meldete Interpol Prag, dass es dort zu einer Treffermeldung hinsichtlich des DNA-Profils der bis dato unbekannten Person kam. Nach Übermittlung der Personalien eines 53 Jahre alten serbischen Staatsangehörigen wurde von der Staatsanwaltschaft Berlin ein europäischer Haftbefehl beim Amtsgericht Berlin erwirkt.
Nach Übernahme der Maßnahmen durch die Zielfahnder des Landeskriminalamtes Berlin wurde der nunmehr Beschuldigte im September 2015 von den tschechischen Behörden an seinem Wohnort festgenommen. Seine Auslieferung in die Bundesrepublik Deutschland erfolgte am 16. Oktober 2015.
Um den Fall wasserdicht vor Gericht zu bringen, bitten die Polizei nun um Mithilfe.
Wer kennt den Mann auf dem Lichtbild?
Wer hatte im Zeitraum um das Jahr 1987 Kontakt zu ihm?
Wer hat nach der Tat möglicherweise einen Videorecorder von der abgebildeten Person erworben?
Als besonders wichtiger Zeuge gilt der anonyme Hinweisgeber von damals Hinweise nimmt die 5. Mordkommission des Landeskriminalamtes in der Keithstraße 30 in Tiergarten unter der Telefonnummer (030) 4664 – 911 555 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.
Spektakuläre Wende im Fall Benito Emilio Rica Eine überraschende Wende gibt es im Fall Emilio Benito Rica. Der Spanier wurde im Februar 1987 tot in seiner Wohnung in Berlin-Neukölln aufgefunden. 27 Jahre gingen die Ermittler von einem Raubmord aus. Ende letzten Jahres wurden alle Spuren neu ausgwertet mit einem überraschenden Ergebnis.
Überraschende Wendung in einem fast 30 Jahre alten Fall Im November 2015 scheint ein brutales Tötungsverbrechen endlich aufgeklärt - 28 Jahre nach der Tat: ein Verdächtiger verhaftet, ein genetischer Fingerabdruck, der zu ihm passt. Jetzt aber hat der Fall eine spektakuläre Wendung genommen…
Im Februar 1987 wird der Spanier Emilio Benito Rica in seiner Wohnung in Berlin-Neukölln erstochen. Ein Bekannter hatte ihn vor der Tat noch getroffen. Emilio Benito Rica wurde von einem Mann begleitet, der mit ihm in die Wohnung ging. Dieser Mann steht unter dem Verdacht, sein Mörder zu sein. Die Polizei fertigt ein Phantombild von ihm und sichert Spuren: Blutspuren vom Opfer und vom mutmaßlichen Mörder.
Doch trotz Schlagzeilen und Fahndungsaufruf – der Tatverdächtige bleibt verschwunden. Im Jahr 2003 gelingt es, seinen genetischen Fingerabdruck aus dem DNA-Material seiner Blutspur zu lesen, so wird der Abgleich mit internationalen Datenbanken möglich. 2014 der Treffer. Im September wird der Tatverdächtige festgenommen. Jetzt suchen die Ermittler Zeugen, auch „Täter Opfer Polizei“ berichtet.
Rechtsmediziner analysieren die alten Unterlagen – mit überraschendem Ergebnis: Bewiesen war bisher, dass der Tatverdächtige am Tatort war und dort Blut verloren hat, was auf einen Kampf hindeutet. Doch für den Rechtsmediziner steht plötzlich auch die Möglichkeit eines Selbstmords im Raum. Darauf deutet die Schnittführung bei den Verletzungen hin, ein im Blut nachgewiesenes Antidepressivum, und eine ältere Hirnverletzung im Stirnbereich, die eine Wesensveränderung des Opfers zur Folge gehabt haben kann.
Ohne von diesen neuen Erkenntnissen zu wissen, sagt auch der Tatverdächtige aus, er sei vom Opfer angegriffen worden, er sei eine Notwehrsituation gewesen. Möglicherweise hat er Emilio Benito Rica bei einem Selbstmordversucht überrascht und versucht, ihm das Messer zu entreißen. Daraus ergab sich ein Kampf. Für die Staatsanwaltschaft bedeutet das, dass der Mordvorwurf fallen gelassen wird. Der Haftbefehl gegen den ursprünglich Tatverdächtigen wurde aufgehoben.