Liebe zu Häftling endet mit Schlägen und Gewalt gegen Kind 06.11.2015 | 18:51 Uhr
Eine Katernbergerin baut noch im Knast eine Beziehung mit einem Mörder auf. Den Mail-Kontakt zu Gefangenen beschrieb dessen Bewährungshelferin vor Gericht als problematisch.Foto: dpa Essen. Eine Katernbergerin baut noch im Knast eine Beziehung mit einem Mörder auf. Als er entlassen wird, eskaliert die Situation.
War es Liebe, dass die Essenerin ausgerechnet zu einem wegen Mordes verurteilten Mann eine Beziehung aufbaute? Als er frei kam, endete das Verhältnis in einer Katastrophe. Erst schlug er sie, dann trat er ihren siebenjährigen Sohn in den Bauch. Jetzt droht ihm die Sicherungsverwahrung.
Vor dem Amtsgericht gestand er diese Woche die Tat. Zwölf Jahre und neun Monate Haft hatte der heute in Herne lebende 42-Jährige bereits im Gefängnis gesessen, nachdem er einen Zechkumpan erdrosselt hatte. Während dieser Zeit nahm die heute 34 Jahre alte Frau aus Katernberg Kontakt zu ihm auf – über ein spezielles E-Mail-Programm, das den Kontakt zu Gefangenen ermöglicht.
"Irgendwie hat es ausgesetzt" Nach seiner Entlassung zog er im Februar 2014 zu ihr. Anfangs ging es gut, aber später begann er wieder zu trinken, erzählt sie. Im Haushalt habe er nicht geholfen, sei aggressiv geworden. Die Situation spitzte sich in der Nacht zum 20. April 2015 zu. Streit hatte es gegeben. Es ging um einen Song von Matthias Reim („Du fehlst mir“), den er am Telefon seiner Schwester vorspielte. Darüber hatte die Frau sich beschwert. Laut Anklage schlug er sie derart heftig, dass sie zu Boden stürzte. Blaue Flecken, Beulen am Kopf und ein Brillen-Hämatom erlitt sie.
Am nächsten Morgen griff der siebenjährige Sohn ein. „Du sollst die Mama nicht schlagen“, sagte er. Das reichte dem Herner schon aus, das Kind in den Magen zu treten. „Das war doch noch ein Stöpsel, kein 14- oder 15-Jähriger“, erinnert Richter Matthias Pohlkamp. Der Angeklagte will sich keinen Reim auf seine Tat machen können: „Irgendwie hat es ausgesetzt.“
Mail-Kontakte zu Insassen problematisch Seine Bewährungshelferin erklärt dem Gericht, dass er eigentlich ganz ordentlich mitgearbeitet und jetzt Schuldgefühle ohne Ende hätte. Den Mail-Kontakt zu Gefangenen hält sie für problematisch. Das ende eigentlich immer wie in diesem Fall, wenn die Männer nach der Entlassung zu den Frauen zögen. Dann ginge es um Macht.
Das Gericht will den Angeklagten jetzt umfassend durch einen Psychiater untersuchen lassen. Es geht um seine Schuldfähigkeit, aber auch um die Wiederholungsgefahr. Und am Ende könnte dann die Sicherungsverwahrung stehen. Richter Pohlkamp: „Ich gebe jetzt das Gutachten in Auftrag, und dann wird es vermutlich ein Fall für das Landgericht.“