Wer tötete "Jane Doe West Alton"? Ermittler rollen Uralt-Fall wieder auf
Seit 47 Jahren ist der Fall eines etwa dreijährigen Mädchens ungeklärt. Jane Doe West Alton, wie sie in den Akten heißt, wurde 1968 ermordet. Doch ein aktueller Fall gibt den Ermittlern neue Hoffnung, den Mörder des Kindes doch noch zu fassen.
Am 1. Februar 1968 fanden zwei Angler die Leiche eines Kindes bei West Alton im US-Bundesstaat Missouri. Das tote, etwa zweieinhalb Jahre alte Mädchen, war in einem Koffer im Mississippi versenkt worden, beschwert mit zwei Hanteln. Die Gerichtsmediziner stellten zweifelsfrei fest, dass das Kind ermordet wurde.
Wer ist das Opfer? Und wer tötete das kleine Mädchen? Diese Fragen blieben seit 47 Jahren unbeantwortet. Doch nun brachte ein ähnlicher Fall die Ermittler dazu, im Fall der "Jane Doe West Alton", wie sie das unbekannte Kind genannt hatten, die Akten erneut zu öffnen. In Boston hatten Spaziergänger im Juni die Leiche eines dreijährigen Mädchens gefunden.
Obwohl niemand das Kind zu kennen oder zu vermissen schien, ruhten die Behörden nicht, den an ihm begangenen Mord aufzuklären. Mithilfe eines computergenerierten Fotos baten sie die Bevölkerung in sozialen Netzwerken und auf Autobahn-Werbetafeln um Mithilfe. Ein anonymer Tipp führte schließlich zur Identifizierung des Kindes als Bella Bond. Inzwischen wurde der Lebensgefährte der Mutter wegen Mordes verhaftet. Der drogensüchtige Mann hatte geglaubt, die Zweijährige sei vom Teufel besessen und sie deshalb getötet.
Wer kennt dieses Kind?
Soweit sind die Ermittlungen im Fall "Jane Doe West Alton" noch lange nicht. Doch die Leiche des unbekannten Kindes wurde 1968 auf einem Abschnitt des Friedhofs Oak Grove beerdigt, auf dem auch andere nicht identifizierte Kinder liegen. Nun ließen die Behörden die sterblichen Überreste exhumieren und das genetische Material untersuchen. "Wir hoffen, dass wir mit den Ergebnissen des DNA-Tests nicht nur eine Verbindung zu anderen ungeklärten Fällen herstellen, sondern uns auch ein besseres Bild davon machen können, wie das Mädchen einmal ausgesehen haben könnte", sagte Detective Stephanie Fisk dem lokalen TV-Sender KMOV.
Die Behörden haben wie im Fall Bella Bond eine Phantomzeichnung erstellt, die zeigen soll, wie das Kind 1968 ausgesehen haben könnte. "Jemand da draußen kennt dieses Kind und weiß vielleicht, was mit dem Mädchen passiert ist", sagte Frisk, die auch die Polizeichefin des Bezirks St. Charles County ist. Sie war vor Jahren zufällig auf die Fallakten dieses Verbrechens gestoßen und hatte sich geschworen, den Fall zu lösen.
"Es ist frustrierend und für mich nicht hinzunehmen, dass wir noch immer nicht wissen, wie das Mädchen heißt", sagte Fisk. Die gewonnene DNA wird derzeit mit der staatenübergreifenden Datei für Vermisstenfälle abgeglichen. Ende der 1960er Jahre gab es den genetischen Fingerabdruck noch nicht, von dem sich die Ermittler nun neue Hinweise erhoffen. Allerdings dämpft die Polizeichefin allzu große Erwartungen. "Wir werden die Ergebnisse des DNS-Tests nicht einfach in den Computer eingeben, und der Fall ist danach auf wundersame Weise geklärt."
Doch zusammen mit den Spuren, die die Rechtsmediziner vor langer Zeit an dem toten Mädchen gesichert haben, könnten sich vielleicht neue Ermittlungsansätze ergeben. Nach der Veröffentlichung des neuen Fotos sind bereits Dutzende neue Hinweise eingegangen. Eine heiße Spur ist bislang nicht darunter. Aber Fisk wird nicht müde zu sagen: "Wer immer dem Kind das angetan und es ermordet hat, läuft heute noch frei herum."
Zwei Fischer fanden vor 47 Jahren eine Kinderleiche im Mississippi. Jetzt wurde sie exhumiert, und die Polizei ermittelt. Ein ähnlicher Fall hatte in der vergangenen Woche für Aufsehen gesorgt.
Eine Woche nach der erfolgreichen Identifizierung des unbekannten „Baby Doe“ in Boston beschäftigt der fast vergessene Fall eines toten und ebenfalls namenlosen Babys erneut die amerikanischen Behörden. In West Alton, einem 526 Einwohner zählendem Dorf, 30 Autominuten nördlich von St. Louis, war vor fast einem halben Jahrhundert die Leiche eines kleinen Mädchens gefunden worden. Unbekannte hatten das Kind getötet und versucht, es in einem Koffer im Mississippi River zu versenken. Zwei Angler hatten die Leiche später entdeckt.
Damals stand die Polizei vor einem Rätsel. Eine Autopsie des Gerichtsmediziners ergab, dass das Kind ermordet wurde. Die genaue Todesursache wurde bis heute nicht veröffentlicht. Das Alter der Unbekannten schätzten Experten auf „zwei bis vier Jahre“. Doch niemand schien das Kind zu kennen, niemand fragte nach ihm, niemand schien es zu vermissen. Nach jahrelangen Ermittlungen wurde der Fall zu den Akten der „Cold Cases“ gelegt. Das Mädchen, das die Behörden nach dem Fundort „Jane Doe West Alton“ nannten, wurde auf einem Friedhof beerdigt, auf dem noch andere nicht identifizierte Kinder liegen.
Doe steht bei Ermittlungen der US-Polizei für „unbekannt“. „John Doe“ wird dabei für männliche Personen benutzt, „Jane Doe“ für weibliche.
Damals gab es keinen DNA-Test
Mehr als 47 Jahre nach dem grausigen Fund am 1. Februar 1968, soll das Verbrechen jetzt wieder aufgerollt werden. Die Behörden haben eine neue Phantomzeichnung des unbekannten Mädchens erstellt und die Leiche Ende der vergangenen Woche exhumieren lassen. Das Foto hatte nach der Veröffentlichung bereits zu Dutzenden von Hinweisen geführt, bisher aber noch nicht zu einer heißen Spur.
Die DNA der nach so langer Zeit wenigen verbliebenen Überreste der Toten wollen die Ermittler mit der staatenübergreifenden Datei von Vermisstenfälle vergleichen. Ein genetischer Fingerabdruck stand der Polizei Ende der 60er-Jahre noch nicht zur Verfügung.
„Wir hoffen, dass wir mit den Ergebnissen des DNA-Tests nicht nur eine Verbindung zu anderen ungeklärten Fällen herstellen, sondern uns auch ein besseres Bild davon machen können, wie das Mädchen einmal ausgesehen haben könnte“, sagte Stephanie Fisk gegenüber dem lokalen Fernsehsender KMOV. „Jemand da draußen kennt dieses Kind und weiß vielleicht, was mit dem Mädchen passiert ist.“ Die Polizeichefin des Bezirks St. Charles County hatte die Akten von „Jane Doe West Alton“ vor 13 Jahren durch Zufall im Polizeiarchiv entdeckt. Damals hatte sich die Beamtin, die selbst Mutter ist, geschworen, den Fall zu lösen.
Eine Aufklärung des 47 Jahre zurückliegenden Verbrechens an „Jane Doe West Alton“ in Missouri erhofft sich auch Harold Delk. Der heutige Pensionär hatte mit einem Kumpel auf der Clark Bridge geangelt und den Koffer, an dem noch zwei Hanteln hingen, aus dem flachen Teilstücks des Mississippis geholt. Bis heute hat er den Anblick des toten Kindes nicht vergessen können. „Ich habe mich immer wieder gefragt, wer dieses Mädchen war und was mit ihm passiert ist“, sagte Delk. „Jedes Mal, wenn ich jemanden auf der Brücke beim Fischen sehe, werde ich darin erinnert.“
„Es ist frustrierend und für mich nicht hinzunehmen, dass wir noch immer nicht wissen, wie das Mädchen heißt“, sagte Polizeichefin Fisk. „Wer immer dem Kind das angetan und es ermordet hat, läuft heute noch frei herum.“
Fisk warnt allerdings vor zu großen Hoffnungen. „Wir werden die Ergebnisse des DNS-Tests nicht einfach in den Computer eingeben, und der Fall ist danach auf wundersame Weise geklärt.“ Doch selbst, wenn das nicht gelinge, sei sie sich sicher, dass die Ermittler zumindest ein besseres und computergeneriertes Foto erstellen können. Das Internet könnte dann helfen, „Jane Doe West Alton“ zu identifizieren.
Das hatte auch vergangene Woche in Boston zum Erfolg geführt. Dort hatte der Fall der kleinen Bella Bond die Bewohner der Ostküstenmetropole seit Juni dieses Jahres beschäftigt. Die Dreijährige war von einer Spaziergängerin mit ihrem Hund an einem Strand nahe des Flughafen Boston Logan entdeckt worden. Eingewickelt in eine Decke und in einer Mülltüte an einem Stein, hatte jemand das tote Kind abgelegt.
Auch Bella schien lange niemand zu kennen, niemand zu vermissen. Mithilfe eines computergenerierten Fotos hatten die Behörden die Bevölkerung im Fernsehen, auf Werbetafeln an den Highways und in den sozialen Netzwerken zur Hilfe aufgefordert. Am Ende sollten insgesamt 60 Millionen Menschen das Bild der Dreijährigen allein auf Facebook und Instagram gesehen haben.
Ein anonymer Tippgeber konnte schließlich das Mädchen bei der Polizei als Bella Bond identifizieren. Der Lebensgefährte der Mutter, der nicht der Vater ist, wurde wegen Mordes verhaftet. Der drogensüchtige Michael McCarthy hatte geglaubt, das kleine Mädchen sei vom „Teufel befallen“.
Mutter Rachelle Bond klagte die Staatsanwaltschaft zunächst nur wegen Beihilfe zum Mord an. Der biologische Vater, Joseph Amoroso, der bisher seine Ex-Freundin öffentlich verteidigt hatte, scheint mittlerweile nicht mehr an die Unschuld seiner Ex-Freundin zu glauben. „Ich habe den Eindruck, Rachelle sagt nicht die Wahrheit“, erklärte er nach einem Gedenkgottesdienst für Bella gegenüber der „Palm Beach Post“. „Sie hat den Mord gedeckt“, so Amoroso. „Und vermutlich war sie auch aktiv daran beteiligt.“
Die sterblichen Überreste von „Jane Doe West Alton“ aus Missouri wurden mittlerweile in einem neuen Sarg beerdigt. Gelingt den Ermittlern die Identifizierung der Leiche, soll sie laut dem Lokalsender 11 Alive später auch einmal einen Grabstein mit ihrem Namen erhalten.