Vergewaltigung? "Für mich war das alles nur Spaß" Aktualisiert: 27.05.15 - 19:14
München - Der 49-jährige Ex-Banker Horst O. soll im Februar 2014 eine Frau in seiner Wohnung zum Sex gezwungen haben. Er selbst bestreitet die Tat.
Richterin Stefanie Eckart ist zornig. „Von alleine geht der BH nicht auf“, sagt sie zu Horst O. (49). „Und kaputt auch nicht. Da muss man schon kräftig zerren, dass er in der Mitte zerreißt.“
Was lustig klingt, meint die Richterin todernst. Denn der Ex-Banker soll im Februar 2014 eine Frau in seiner Wohnung zum Sex gezwungen haben. Er selbst bestreitet die Tat. Und erzählt vor Gericht von einem Abend, der unendlich weit weg scheint vom Alltagsleben vieler Bürger dieser Stadt.
Er beginnt für O. mit sechs Halbe Bier – wie so oft. Seit Wochen schon hat er zwei junge Männer aus Lettland bei sich in der Wohnung aufgenommen. Sie bringen eines Abends Maria P. (Name geändert) mit. Als Horst O. sieht, wie sie knutschen, will er auch mitmischen. „Ich habe ihr an die Brust gelangt, da sprang der BH gleich auf“, sagt er. „Sie stand dann oben ohne vor mir – und ich habe ihre Brüste massiert.“ Wildfremde, wohlgemerkt. Egal: O. gibt der Frau zwei Watschn, als sie keinen Sex mit ihm will. Laut Anklage schlägt er weitere Male zu und bedrängt sie heftig. „Ich war betrunken“, redet O. sich heraus. Wie Maria P. ihm zwischen die Beine tritt, um sich zu befreien: Daran erinnert er sich aber noch genau. Und auch, wie sie ihm einen Kerzenständer über den Kopf knallt. „Sie war wie von Sinnen. Für mich war das alles doch nur Spaß.“
Das sieht die Staatsanwaltschaft anders. Denn Maria P. erstattet blutüberströmt Anzeige gegen den mutmaßlichen Sex-Täter, dem nun der Knast droht. 95 Kilo wiegt er. Glatze, Bierbauch, arbeitslos. Seine Aussage ist ein einziger Schwall. Am Ende sieht er selbst ein: „Ich hätte wohl lieber aufstehen und gehen sollen. Das war alles großer Mist.“ Auf zwei weitere Taten könnte das ebenso zutreffen: Laut Anklage soll O. an einem anderen Tag auch zwei jugendliche Obdachlose vergewaltigt haben. Auch das bestreitet er. Das Urteil fällt am 10. Juli.