Vermisster Feuerwehrmann - Wo ist Denis? Viele Häuser sind durch das Juni-Hochwasser beschädigt worden, andere hatte es noch härter getroffen. Seit einem Jahr sucht eine Mutter im Landkreis Günzburg verzweifelt ihren Sohn.
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Peter Allgaier Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am 28.05.2025 um 12:10 Uhr.
"Ein wahrer Held wird nicht an der Größe seiner Kraft gemessen, sondern an der Kraft seines Herzens", steht auf dem schwarzen Gedenkstein am Ufer der Mindel.
Seit dem zweiten Juni vergangenen Jahres wird Denis Root vermisst. Der damals 22-Jährige wollte als Feuerwehrmann in der Hochwasserkatastrophe helfen, doch geriet selbst in Not. In der Nacht kenterte ein Boot der DLRG in Offingen. Während es die anderen Insassen an Land schafften, fehlt von Denis jede Spur.
Riesiges Suchgebiet Spezialeinheiten hatten mit Tauchern und einem Helikopter immer wieder nach ihm gesucht, in der letzten Maiwoche war die Polizei noch einmal mit Spürhunden im Einsatz. Doch die Aufgabe gleicht einer Sisyphusarbeit. Weil die Strömung während der Hochwasserkatastrophe stark war, wurde Denis von der Mindel wahrscheinlich in die Donau getrieben und von dort womöglich noch viele Kilometer flussabwärts. Auch die Familie des verschollenen Feuerwehrmanns versucht unermüdlich, ihn zu finden. Mithilfe einer Unterwasserdrohne entdeckte sie Ende März dieses Jahres einen Stiefel.
Gemeinde genehmigt Gedenkstein "Für mich ist es einfach wichtig, dass wir Gewissheit haben, aber auch, dass mein Sohn nicht in Vergessenheit gerät", sagt Nadja Root, seine Mutter. Sie hatte im Rathaus angeregt, den Gedenkstein im Ort aufstellen zu lassen, den die Gemeinde letztlich finanziert hat. An seinem Fuße stehen Engelsfiguren und Kerzen, in den Stein sind ein Feuerwehrlogo und ein Portrait des jungen Mannes graviert. Jeden Tag kommt Nadja Root hier her, um ihrem Sohn nah zu sein. Sie quält vor allem eine Frage: Wäre das Unglück vermeidbar gewesen?
Im Rettungsboot ohne Schwimmweste? Ein zweiter Feuerwehrmann, der sich ans Ufer retten konnte, hatte der Familie erzählt, dass Denis und er in der Unglücksnacht keine Schwimmwesten trugen. Eine Nachfrage bei anderen Rettungsorganisationen ergab, dass Einsatzkräfte, gerade bei derartigen Strömungen, gesichert sein müssen und der Bootsführer das zu überprüfen hat. Ob eine Weste das Unglück verhindert hätte, darüber lasse sich nur spekulieren, so ein Experte einer Rettungsorganisation. "Der Kopf bleibt zwar über Wasser, aber die Person kann auch von Bäumen oder großen Ästen getroffen werden." Mit dem Rettungsboot sollte eine ältere Frau aus ihrem Haus geholt werden. Warum dazu aber gleich fünf Einsatzkräfte ablegten, ist noch völlig unklar. Ebenso wie die Frage, warum überhaupt ein Boot angefordert wurde. "Denn die Frau konnte letztlich mit einem Traktor aus ihrem Haus geholt werden", sagt Root.
Staatsanwaltschaft ermittelt Die Staatsanwaltschaft Memmingen hat Ermittlungen gegen den Bootsführer eingeleitet – wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung. Sie will klären, wie zu dem Unfall kommen konnte. "Insbesondere gehen wir der Frage nach, ob der verunglückte Feuerwehrmann eine Schwimmweste trug und welche Verantwortlichkeiten bestanden", so ein Pressesprecher der Staatsanwaltschaft. Die DLRG betont auf Anfrage, dass man alle Unfälle intern aufarbeite, um daraus Lehren für die Zukunft zu ziehen. Weil es sich um ein laufendes Ermittlungsverfahren handle, könne man derzeit keine weiteren Fragen beantworten. Trotz des tragischen Einzelfalls gibt es viel Lob von anderen Rettungsorganisationen für die DLRG und ihre Ehrenamtlichen für ihre Arbeit während der Hochwasserkatastrophe.
Gerechtigkeit für Denis Ein DNA-Test des gefundenen Feuerwehr-Stiefels hatte gezeigt, er gehörte nicht Denis. Doch die Familie will auf eigene Faust weitersuchen. Die Mutter hat inzwischen auch einen Anwalt eingeschaltet. Denn sie hat noch viele Fragen, bekommt nach eigener Aussage von den Verantwortlichen aber nur wenig Antworten. "Es geht mir nicht darum, einen Schuldigen zu finden. Aber ich möchte Gerechtigkeit, denn das war auch für meinen Sohn das Wichtigste."
Dieser Artikel ist erstmals am 30. Mai 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.