Cold Case in München Neue Hinweise zu Brandanschlag auf jüdische Gemeinde vor 55 Jahren Bei einem Brandanschlag auf ein jüdisches Gemeindezentrum im Jahr 1970 starben sieben Menschen. Vom Täter fehlte seither jede Spur. Nun hat sich eine Privatperson mit neuen Informationen gemeldet. 29.04.2025, 08.19 Uhr
Link kopieren Die Feuerwehr im Jahr 1970 bei der Brandbekämpfung in der jüdischen Gemeinde in München
Sieben Menschen waren am 13. Februar 1970 bei einem nächtlichen Brandanschlag auf das Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde in München, in dem sich auch ein Altenheim befand, gestorben. Brennendes Benzin im Flur hatte den Opfern den Fluchtweg versperrt. Wer für das verheerende Attentat auf die jüdischen Bewohner, darunter zwei KZ-Überlebende, verantwortlich war, ist ungeklärt.
55 Jahre nach dem Brandanschlag haben die Behörden nun die Ermittlungen wieder aufgenommen. Die Generalstaatsanwaltschaft München hat ein Prüfverfahren eingeleitet, nachdem sich eine Privatperson mit neuen Hinweisen gemeldet hatte, wie der Antisemitismusbeauftragte der bayerischen Justiz, Andreas Franck, bestätigte. Zuvor hatte die Zeitungsgruppe »Münchner Merkur/tz« darüber berichtet.
Er habe den neuen Hinweis gemeinsam mit dem Staatsschutz des Polizeipräsidiums München in einem Vorermittlungsverfahren auf Plausibilität geprüft, sagte Franck. Dieser Hinweis richtete sich seinen Angaben zufolge gegen eine bestimmte Person. Die vorläufige Prüfung habe ergeben, dass der Verdacht gegen diese Person nachvollziehbar erscheint. Obwohl diese Person, zu der die Generalstaatsanwaltschaft zunächst keine weiteren Angaben machte, inzwischen nicht mehr lebt, wurde ein Ermittlungsverfahren eröffnet, das vor allem das Motiv des mutmaßlichen Täters klären soll.
Mehr zum Thema »Cold Case« in Bielefeld: Durchbruch bei Ermittlungen zu Mord an Kioskbesitzer vor 31 Jahren Durchbruch bei Ermittlungen zu Mord an Kioskbesitzer vor 31 Jahren Antisemitisches Motiv: Hassattacke in Berlin – Angreifer von Lahav Shapira muss drei Jahre in Haft Hassattacke in Berlin – Angreifer von Lahav Shapira muss drei Jahre in Haft Juden und Schwarze als Lehrlinge unerwünscht: Rassistische Anzeige in Sachsen sorgt für Empörung Von Frauke Böger Rassistische Anzeige in Sachsen sorgt für Empörung Die Bundesanwaltschaft hatte die Ermittlungen im Zusammenhang mit einem »Focus«-Artikel vor vier Jahren wieder aufgenommen. Damals hatte es Hinweise auf einen Zusammenhang mit einem weiteren Anschlag zehn Tage später in München gegeben. Der Verdacht richtete sich gegen eine linksextreme Gruppe. Dieser erhärtete sich damals aber nicht.
Die Israelitische Kultusgemeinde hatte ihr Zentrum zur Zeit des Anschlags in der Münchner Reichenbachstraße. Heute hat sie ein neues Gebäude mit Synagoge am St.-Jakobs-Platz.