Prozessauftakt gegen mutmaßlichen Frauenmörder von Paunsdorf: Angeklagter schweigt vorerst Von Lucas Böhme 18. Februar 2025
Jessica S. wurde gerade einmal 30 Jahre alt. Laut Staatsanwaltschaft ermordete ihr Ex-Partner die Frau während ihres Schlafs auf dem Sofa, weil er die zuvor ausgesprochene Trennung und ihr Recht auf ein freies, selbstbestimmtes Leben nicht hinnehmen wollte. Am Dienstag begann vor dem Leipziger Landgericht der Mordprozess gegen den 41-jährigen Marcus K., der sich nicht äußern will – zumindest vorerst.
„Viel zu früh musste sie uns verlassen. Jessica wollte leben und was ihr angetan wurde, war kein tragischer Unfall, sondern ein grausames Verbrechen!“, heißt es im Aufruf eines Spendenportals, der nach dem gewaltsamen Tod von Jessica S. von ihrer Familie eingerichtet worden war. Die 30-Jährige war am 21. Mai 2024 tot in einer Paunsdorfer Wohnung in der Heiterblickallee aufgefunden worden, alle Umstände deuteten auf ein Gewaltverbrechen.
Anklage geht von heimtückischem Angriff aus niedrigen Beweggründen aus Seit heute nun muss sich ihr Ex-Partner und mutmaßlicher Mörder vor dem Landgericht Leipzig verantworten. Staatsanwältin Vanessa Fink warf dem 41-jährigen Marcus K. vor, er habe Jessica S. zu einem unklaren Zeitpunkt zwischen dem späten Abend des 20. und frühen Morgen des 21. Mai mit einem Messer in die rechte Halsseite gestochen, während sie auf dem Sofa der noch gemeinsam genutzten Wohnung schlief.
Das Motiv: Der Handwerker habe nicht akzeptiert, dass die Verkäuferin sich etwa vier Wochen zuvor nach mehrjähriger Beziehung von ihm getrennt hatte.
Jessica S. wurde von dem Angriff vollkommen überrascht und verblutete noch vor Ort, heißt es in der Anklageschrift. Marcus K. habe heimtückisch gehandelt, da das Opfer überhaupt nicht mit einer Attacke rechnen konnte, zudem habe er gewusst, dass sein Tatmotiv auf sittlich niedrigster Stufe steht. Damit sieht die Anklagebehörde gleich zwei Mordmerkmale nach deutschem Strafrecht erfüllt.
Anschließend soll der Täter der ermordeten Frau eine Decke über den Kopf gezogen haben, weil er ihren Anblick nicht ertragen konnte. Am nächsten Tag brachte Marcus K. seine Stieftochter (10) aus einer früheren Beziehung Jessicas sowie den gemeinsamen Sohn (4) laut Ermittlungsbehörden noch zu seiner Mutter. Wenig später erfolgte die Festnahme des damals 40-Jährigen.
Beziehung soll schon lange in der Krise gewesen sein Laut Recherchen, die das Portal TAG24 veröffentlichte, soll das Verhältnis von Jessica zu ihrem Partner schon länger gekriselt haben. Die Rede ist von extremer Eifersucht des mutmaßlichen Täters, der Jessica immer wieder massiv eingeengt und kontrolliert habe, auch sexuelle Übergriffe habe es möglicherweise gegeben. Jessica, so heißt es, habe jedoch bis zum geplanten Bezug ihrer neuen Wohnung noch weiter mit Marcus K. gelebt und auch auf eine gute Beziehung zu den Kindern Wert gelegt.
Ob sich der 41-Jährige selbst zu diesen schlimmen Vorwürfen noch äußern wird, blieb am Dienstag unklar. Heute wolle er nichts sagen, sagte er knapp auf die entsprechende Frage der Vorsitzenden Richterin Antje Schiller. Es blieben, abgesehen von der kurzen Bestätigung seiner Personalien, die einzigen Worte des Mannes, der einer jungen Frau aus Besitzdenken heraus brutal das Leben genommen haben soll – und den Kindern ihre Mutter. Seit seiner Festnahme befindet sich der gebürtige Leipziger in Untersuchungshaft.
Termine bis Ende Mai angesetzt Im Zuschauerbereich des Gerichtssaals saßen am Dienstag zahlreiche Menschen aus dem Umfeld des Opfers, zudem treten dessen Mutter, Bruder und Tochter als Nebenkläger auf. Ziel sei es, im Prozess die Höchststrafe herauszuholen, so ein Nebenklage-Anwalt gegenüber der LZ. Die Beweislage und Auffindesituation seien eindeutig, auch wenn Fragen offen sind.
So gilt etwa die Tatwaffe bis heute als verschollen, konnte trotz intensiver Suche nicht gefunden werden. Die beiden Kinder der ermordeten Jessica S., so ist zu vernehmen, seien derzeit noch immer bei der Mutter des Angeklagten untergebracht.
Der Mordprozess wird in drei Wochen fortgesetzt. Bis zu einem möglichen Urteil hat das Schwurgericht 14 Termine bis einschließlich 28. Mai geplant.
06.03.2025 12:49 Leipziger Femizid-Prozess: Angeklagter stellt Mord als Notwehr-Unfall dar Von Alexander Bischoff
Leipzig - Faustdicke Überraschung im Leipziger Femizid-Prozess! Erstmalig hat sich der wegen heimtückischen Mordes angeklagte Marcus K. (41)geäußert - und sich dabei als Opfer dargestellt. Seiner Version zufolge soll die später getötete Jessica S. (†30) mit einem Messer auf ihn losgegangen, das blutige Geschehen eine Mischung aus Notwehr und Unfall gewesen sein.
Während die Staatsanwaltschaft davon ausgeht, dass K. kurz nach Mitternacht zu seiner im Wohnzimmer schlafenden Ex-Partnerin ging und diese heimtückisch erstach, erklärte der Angeklagte, dass er erst am Morgen gegen 6 Uhr erwacht sei.
Im Wohnzimmer habe Jessica auf der Couch gesessen, eine Decke über die Beine gelegt. Der Erklärung zufolge habe die junge Frau dann abfällig erklärt, dass er es als Mann nicht mehr bringe und bei einem Wochen zuvor erlittenen Motorradunfall wohl besser gestorben wäre.
"Danach zog sie ein Messer unter der Decke hervor und richtete es auf mich", las Marcus K vor. Leipziger Mord-Prozess: Angeklagter lässt keine Nachfragen zum Tatgeschehen zu
Den Angriff habe er abgewehrt und ihre Arme ergriffen. "Dabei muss es passiert sein, dass sie am Hals getroffen wurde ..." Angeblich habe sich das stark blutende Opfer das bis heute spurlos verschwundene Messer noch selbst aus dem Hals gezogen und sei dann umgekippt.
Rechtsmediziner hatten an der Leiche allerdings keinerlei Verletzungen oder Spuren festgestellt, die auf ein Kampfgeschehen hindeuten.
Nachfragen des Gerichts, der Gutachter und anderer Prozessbeteiligter zu seiner Version ließ Marcus K. allerdings nicht zu. Nur Fragen zu seiner persönlichen Entwicklung beantwortete er. Was auffiel: Während der Angeklagte die Angaben zum gewaltsamen Tod seiner einstigen Liebe emotional gefasst vortrug, brachen später alle Dämme - als er tränenreich und mit stockender Stimme vom Schicksal seines geliebten Dackels erzählte. Der war von einem größeren Hund gebissen worden und Wochen später an den Folgen gestorben.
Der Prozess wird mit der Vernehmung von Zeugen fortgesetzt.
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Tod von Jessica S. in Paunsdorf: Das sagt der wegen Mordes angeklagte Ex-Partner zur Vorgeschichte Von Lucas Böhme 19. März 2025
Sie war kreativ, lebensfroh, hatte Zukunftspläne – doch dann soll Marcus K. seine 30-jährige Ex-Partnerin Jessica S. in Paunsdorf während ihres Schlafs erstochen haben, weil er ihr kein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben zubilligte, so die Staatsanwaltschaft. Er dagegen stellt den grausigen Tod der Frau als Mischung aus Unfall und Notwehr dar. Am Mittwoch sprach der wegen Mordes angeklagte Mann über Details aus dem Beziehungsleben des Paares.
Ein Haushalt mit zwei Kindern, Hund und Katze, beide Eltern berufstätig, die Beziehung mit Höhen und Tiefen: Auf den ersten Blick scheint es recht normal, was Marcus K. dem Landgericht am Mittwoch beschrieb. Der 41-jährige Fliesenleger muss sich wegen heimtückischen Mordes an seiner früheren Partnerin Jessica S. verantworten. Er soll die Frau im Mai 2024 während ihres Schlafs auf dem Sofa der gemeinsamen Paunsdorfer Wohnung erstochen haben, weil sie sich von ihm getrennt hatte und ihre Zukunft ohne ihn plante.
Probleme in der Beziehung seinen meist geklärt worden „Sie war ein kreativer Mensch, auf ihr Äußeres bedacht, liebevoll, temperamentvoll“, schilderte Marcus K. am Mittwoch mit brüchiger Stimme im vollbesetzten Saal 115 des Leipziger Landgerichts, wie er Jessica S. wahrnahm. Vor etwa acht Jahren lernte er die Mode-Verkäuferin durch seine Arbeit kennen, man war sich sympathisch, zog irgendwann zusammen, unternahm Ausflüge, ging essen und ins Kino. Später wurde Jessica, die bereits eine kleine Tochter in die Beziehung mitbrachte, erneut schwanger, gebar einen Sohn.
Probleme habe es gegeben, aber: „Das haben wir meist gelöst gekriegt.“ Streitpunkte seien die Arbeitszeiten gewesen, Unordnung im Haushalt, die Wohnsituation. Marcus K. sprach von einer Beziehung ohne Machtgefälle, auch Gewalt habe nie eine Rolle gespielt. Selbst einen Monat Kurzzeit-Affäre mit einem anderen Mann, welche sie beendete, habe er Jessica trotz beschädigten Vertrauens verziehen: „Mir ging es nicht gut, aber ich habe sie geliebt und wollte, dass es alles wieder klappt.“
Die auf ihr Erscheinungsbild bedachte Jessica S. unterzog sich laut Marcus K. mehreren Schönheits-OPs, die er finanziell, teils widerwillig, unterstützt haben will.
Angeklagter spricht von verunglückter Notwehr Vier Wochen vor ihrem Tod habe Jessica ihm eröffnet, dass sie ihn nicht mehr liebe und die Beziehung vorüber sei, so Marcus K. weiter. Die 30-Jährige hatte sich demnach bereits eine noch zu sanierende Wohnung in der Nähe ausgeguckt, den Einzug mit Kindern und Katze geplant, bestellte Möbel über eBay. Er habe ihr den Transporter zur Abholung organisiert, sagte der Angeklagte. Davon, dass sie bereits einen anderen Mann kennengelernt hatte, habe er nichts gewusst.
Die Anklagebehörde geht hingegen davon aus, dass Jessica die Trennung und der Freiheitsdrang zum Verhängnis wurden: Der laut Zeugen kontrollierende und übergriffige Marcus K. habe dies nicht akzeptiert und die Verkäuferin heimtückisch erstochen. Seine Version weicht ab: Jessica habe ihn am Morgen des 21. Mai 2024 auf dem Sofa, wo sie genächtigt hatte, unerwartet beschimpft und mit einem Messer bedroht. Beim Versuch, es ihr abzunehmen, sei es im Gerangel zum tödlichen Stich in den Hals gekommen.
Jessica S. verblutete. Eine Erklärung, warum sie überhaupt ein Messer in ihrem Nachtlager bei sich gehabt haben soll, konnte Marcus K. am Mittwoch nicht liefern. Der Verbleib der mutmaßlichen Tatwaffe ist bis heute ungeklärt.
Die Aussage Marcus K.s basierte auf 45 Detailfragen, welche die Strafkammer an ihn und seine Anwälte gestellt hatte. Mehrere davon, die das Sexualleben des Paars und den Tathergang betrafen, wollte der Angeklagte allerdings nicht beantworten. Einen Antrag der Verteidigung, die Öffentlichkeit vorübergehend vom Prozess auszuschließen, lehnte das Gericht zuvor ab.
Danach packte er einen Rucksack und fuhr zu seiner Mutter Nach Jessicas Tod, so Marcus K. schließlich, habe er ihr eine Decke über den Kopf gezogen, die Zimmertür verriegelt und den Rucksack gepackt: 3.000 Euro Geldreserven, eine Münztasche, Familienbilder, Zeilen an seinen vierjährigen Sohn. „Das sollte alles für die Kinder sein.“ Mit diesen und dem Hund sei er per Auto die kurze Strecke zu seiner Mutter gefahren, eröffnete der fassungslosen Frau, dass etwas Schreckliches passiert sei. Kurz habe er mit dem Gedanken gespielt, sich vom Balkon seiner Mutter in die Tiefe zu stürzen.
Aber: „Dann hat mich die Polizei festgenommen. Da kam eine ganze Truppe an.“ Marcus K. landete wegen Mordverdachts in U-Haft. Auch seine Mutter (61) war Mittwoch als Zeugin am Landgericht erschienen, verweigerte aber die Aussage: Niemand muss nach deutscher Strafprozessordnung nächste Angehörige belasten. Äußerungen der Frau gegenüber der Polizei dürfen in diesem Verfahren ebenfalls nicht verwertet werden.
Der Prozess wird fortgesetzt. Noch bis Ende Mai sind Verhandlungstage geplant.