Polizei sucht mit Hologramm nach Zeugen in Cold Case Drei Monate nach der Geburt ihres Babys! Wer hat Betty (19) getötet? Mordfall Bernadett (Betty) Szabó bis heute ungeklärt
9. November 2024 um 20:42 Uhr Kolleginnen finden Betty in einer Blutlache in ihrem Zimmer.
Bernadett (Betty) Szabó ist nur 19 Jahre alt, als sie am 20. Februar 2009 in Amsterdam gewaltsam aus dem Leben gerissen wird. Die junge Frau aus Ungarn arbeitet damals als Prostituierte im Rotlichtviertel der Stadt. Bis heute konnte der Mordfall nicht aufgeklärt werden. Die niederländische Polizei sucht nun mit ungewöhnlichen Methoden nach Zeugen in dem Cold Case.
Hologramm des Mordopfers bittet um Hilfe Ab dem 9. November wird eine Woche lang ein ganzes Haus in der Amsterdamer City dem Fall gewidmet. Laut Polizei sind die Fenster mit Bildern und Informationen zu dem Fall beklebt. Auf Bildschirmen werden die letzten Videoaufnahmen der jungen Frau gezeigt. Doch in eine Aktion der Kampagne setzen die Ermittler besonders große Hoffnung: Ein lebensgroßes Hologramm des Mordopfers bittet die Passanten um Hilfe.
Die Computeranimation zeigt, wie die blonde Frau auf einem Hocker sitzt und sich bewegt. Sie ist mit einem knappen Top und Shorts bekleidet, dass ihre auffällige Drachen-Tätowierung auf dem Bauch und dem Brustkorb sichtbar ist. „Help“ schreibt sie mit dem Finger an eine beschlagene Glasscheibe. Die Visualisierung wurde mit 3D-Technik erstellt, die die Polizei nun zum ersten Mal für ihre Ermittlungen einsetzt. Die Beamten sind sich sicher, dass irgendjemand in der Mordnacht etwas mitbekommen haben muss. Denn das Verbrechen passierte in einem der belebtesten Viertel der Stadt.
Betty wird mit Dutzenden Messerstichen getötet Betty kommt mit 18 Jahren nach Amsterdam und beginnt, dort als Prostituierte zu arbeiten. Sie bekommt den Spitznamen Pinguin, denn die junge Frau wird schwanger und arbeitet weiter, so lange es geht. Ihr kleiner Sohn wird kurz nach der Geburt in staatliche Obhut genommen und Betty fängt wieder an, zu arbeiten. Doch an dem Februarabend 2009 ist plötzlich alles anders.
Ihre Kolleginnen wundern sich, dass es in Bettys Zimmer so still ist. Als sie nachsehen, finden sie die tote 19-Jährige. Jemand sticht Dutzende Male auf sie ein und entkommt dann unbemerkt. Die Ermittlungen der Polizei laufen ins Leere.
Amsterdamer Polizei bittet dringend um Hinweise Bettys Sohn muss nun aufwachsen, ohne seine Mutter jemals kennenzulernen. Ihre Familie in Ungarn kann sie nie wieder in die Arme schließen. „Damit die Angehörigen der 19-Jährigen nach all den Jahren endlich Gewissheit bekommen, hofft die Polizei nun, dass sich doch noch Zeugen melden. Für Hinweise, die zum Täter führen, wurde eine Belohnung von 30.000 Euro ausgesetzt. Es ist nie zu spät, um zu sprechen“, heißt es in dem Zeugenaufruf der Polizei. (jgr)
Bernadett, auch Betty genannt, wurde am 20. Februar 2009 blutüberströmt in einem Sehnenraum am Oudezijds Achterburgwal gefunden. Sie wurde auf grausame Weise ermordet. Ihre Sexarbeiterinnen finden sie in dieser Nacht, nachdem es in ihrem Zimmer verdächtig still ist. Der Fall ist noch nicht geklärt. Das Cold-Case-Team der Polizei hofft, mit Ihrer Hilfe den Mord endlich aufklären zu können.
Betty wird im armen nordöstlichen Teil Ungarns geboren: der Stadt Nyíregyháza. Sie lebt mit ihrer Familie in Armut. Trotz der teilweise schwierigen Umstände und eingeschränkten Möglichkeiten gelingt es ihr, in der Schule gute Leistungen zu erbringen. Ihre Freizeit verbringt sie mit Gartenarbeit und dem Geigenspiel, mit dem sie Preise gewinnt.
Je älter Betty wird, desto größer werden die Unterschiede zwischen ihren Klassenkameraden und ihr. Sie hat kein Geld, um Dinge zu kaufen, die sich andere leisten können. Sie ändert ihr Leben abrupt, nimmt in kurzer Zeit 25 Kilo ab und reist mit 18 Jahren nach Amsterdam.
In Amsterdam erwartet sie ein völlig anderes Leben. Betty beginnt als Sexarbeiterin im Rotlichtviertel. Mit ihrem freundlichen Lächeln und der großen Drachentätowierung auf Bauch und Brust ist sie ein auffälliges Erscheinungsbild. Betty wird während ihrer Periode in Amsterdam schwanger und erhält den Spitznamen „Pinguin“, weil sie während ihrer Schwangerschaft weiterhin berufstätig ist. Zu Bettys großer Trauer wird ihr Sohn kurz nach der Geburt in eine niederländische Pflegefamilie aufgenommen.
Drei Monate nach der Geburt wird der lebhafte Bernadett auf grausame Weise getötet. Am Abend ihres Todes bemerken zwei Sexarbeiterinnen, dass Betty nicht in ihrem Sehnenzimmer ist. Zuerst denken sie, dass Betty vielleicht einen schlechten Tag hat oder bereits nach Hause gegangen ist. Als sie nachts keine Kunden haben, beschließen sie, nach Betty zu sehen. Sie finden Betty in Blut gebadet. Es stellt sich heraus, dass sie ermordet wurde.
Wirst du helfen? Trotz intensiver Ermittlungen bleibt der Fall ungelöst. Es ist nie zu spät zum Reden. Die Belohnung für das goldene Trinkgeld beträgt in diesem Fall 30.000 Euro. Können Sie sich an etwas erinnern, das Sie noch nicht gemeldet haben? Kontaktieren Sie die Polizei.
Rufen Sie die kostenlose Ermittlungs-Tipp-Hotline 0800 – 6070 an oder senden Sie eine E-Mail an coldcase.amsterdam@politie.nl
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Deshalb sucht Polizei in Amsterdam per Hologramm einen Mörder 24.11.2024, 10:01 Uhr • Lesezeit: 5 Minuten Von Sarah Tekath
Amsterdam. Amsterdamer Polizei setzt neue Methode ein, um einen 15 Jahre alten Mord endlich aufzuklären. Ermittler finden den Cold Case ergreifend.
Sexarbeiterinnen stehen in den Fenstern und versuchen, Kundschaft anzulocken – ein typisches Bild im Amsterdamer Rotlichtviertel. Aber diese blonde Frau mit kurzer Hose und auffällig großem Tattoo auf Bauch und Brust ist irgendwie anders. Sie sitzt auf einem Hocker, steht auf und wiegt die Hüften hin und her. Sie klopft von innen leicht gegen die Scheibe, sie versucht, Aufmerksamkeit zu erregen. Mit dem Finger winkt sie Männer zu sich heran. Dann beugt sie sich vor und haucht von innen gegen die Scheibe. Das Wort „Help“ (Hilfe) erscheint.
Diese Frau ist kein Mensch, sondern ein Hologramm. Ein virtuell erstelltes Bild der ungarischen Prostituierten Betty Szabó, die 2009 im Alter von 19 Jahren mit mehreren Messerstichen an ihrem Arbeitsplatz im Rotlichtviertel getötet wurde. Das Fenster, in dem sie steht, ist kein gewöhnliches. Es ist mit Polizeiband abgesperrt, links und rechts des Rahmens steht ein Erklärtext auf Niederländisch und Englisch. Wer war diese Frau, und was hat es mit dem Hologramm auf sich?
Cold Case aus Amsterdam: 30.000 Euro Belohnung für Zeugenhinweise Der Amsterdamer Polizei ist es vor 15 Jahren trotz großer Mengen Videomaterial nicht gelungen, den Fall aufzuklären. Vor allem, weil nur wenige Augenzeuginnen und -zeugen mit der Polizei sprechen wollten. So wurde Bettys Fall zu einem sogenannten Cold Case – einem ungeklärten Kriminalfall. Der wird jetzt wieder aufgerollt. Durch das Hologramm erhofft sich die örtliche Polizei mehr Aufmerksamkeit und so vielleicht doch noch den entscheidenden Hinweis. Dafür sind 30.000 Euro Belohnung ausgeschrieben. Aus Respekt vor den Angehörigen Szabós ist das Hologramm allerdings nicht nach deren Ebenbild konzipiert worden. Die Darstellung der Frau ist symbolisch gemeint.
Die aus Ungarn stammende Betty kam als 18-Jährige nach Amsterdam und arbeitete dort als Sexarbeiterin auf den weltberühmten „Wallen“, wo Frauen in rot erleuchteten Fenstern offen ihre Dienste anbieten. Betty wurde schwanger, arbeitete jedoch weiter. Kurz nach der Geburt kehrte sie zurück in ihr Fenster. Drei Monate später wurde Szabó ermordet. Es sei ein sehr ergreifender Fall, sagt Anne Dreijer-Heemskerk vom Cold-Case-Team der Amsterdamer Polizei. „Ein junges Mädchen, erst 19 Jahre alt, wurde auf schreckliche Weise ums Leben gebracht.“ Ihr Sohn habe sie nie kennengelernt. Er wurde in einer Pflegefamilie untergebracht.
Niederländische Polizei setzt immer wieder auf Hologramme Kürzlich befragten Reporter des Senders POWNed Besucherinnen und Besucher des Rotlichtviertels zu ihrer Meinung. Einigen war auf den ersten Blick gar nicht aufgefallen, dass es sich um ein Hologramm handelt. Vor allem junge Frauen gaben an, bestürzt zu sein über Bettys Schicksal. „Ich finde es eine gute Art, Aufmerksamkeit zu gewinnen für so ein wichtiges Thema wie Gewalt gegen Frauen im Rotlichtviertel“, sagte eine Passantin. Ein weiterer Fußgänger schätzte die Methode als erfolgversprechend ein, eben gerade, weil sie als neu und ungewöhnlich empfunden werde. „Bei ihrem Anblick entstehen gleich Emotionen und es ist sehr konfrontierend. Würde so ein Artikel in der Zeitung stehen, würde ich wohl darüber hinweglesen“, gab er zu. Kritische Stimmen in Sozialen Netzwerken merken indes an, dass der Aktion der Beigeschmack einer Touristenattraktion anhafte.
Auch wenn der Einsatz eines Hologramms nicht alltäglich ist: Gänzlich neu ist die Methode in den Niederlanden nicht. Im Jahr 2010 wurden in Schiedam und Vlaardingen zwei Mädchen mit vorgehaltenem Messer vergewaltigt. Auch diese Verbrechen konnten lange nicht aufgeklärt werden. Bis im Jahr 2021 mithilfe von Aussagen der Opfer ein Hologramm des Täters erstellt wurde. Dieses wurde in Einkaufszentren in den beiden Städten auf Leinwände projiziert und führte schließlich zur Überführung. „Solche Mittel können wir aber nicht immer einsetzen“, erklärt Dreijer-Heemskerk. „Der Fall muss sich dafür eignen und bei Betty Szabó war das so. Die Aktion sorgt jetzt für die Aufmerksamkeit, die der Fall verdient, um hoffentlich endlich aufgeklärt werden zu können.“
Mitwisser könnten im Ausland leben Es gibt noch einen weiteren Grund, derartige Cold Cases noch einmal für weitere Ermittlungen zu öffnen, weiß David Stam. Der Kriminologe erklärt gegenüber POWNed: „Viele Täter erzählen in ihrem Umfeld etwas von ihrer Tat. Da Loyalitäten verjähren können, ergeben sich nun möglicherweise neue Informationen durch Aussagen.“
Eine Woche lang sollte das Hologramm von Betty Szabo auf den Fall aufmerksam machen. Durch die hohe Besucherzahl und das große Medieninteresse erhofft sich die zuständige Polizei eine große Reichweite. Auch über die Grenzen der Niederlande hinaus.