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England: März 1959 | Tod in der Höhle | Kletterer Oscar Hackett Neil Moss (20) gefangen - er konnte nie befreit werden
Horror-Tod in der Höhle: Kletterer gefangen – er wurde nie befreit!
Sie wollen unbekannte Welten erforschen – und riskieren dabei ihr Leben: Hobby-Höhlenforscher, die in der ganzen Welt in unterirdische Schächte krabbeln, immer auf der Suche nach neuen, verborgenen Kammern, in die nie zuvor ein Mensch einen Fuß gesetzt hat. Immer wieder enden solche Erkundungstouren auch tödlich. Eine der legendärsten Todesfälle beim Höhlen-Klettern ereignete sich bereits 1959: Ein Student namens Neil Moss blieb bei einer Kletter-Partie in einem Stein-Tunnel stecken und konnte nicht befreit werden. Er erstickte – und weil auch seine Leiche nicht befreit werden konnte, wurde die Höhle zu seinem ewigen Grab.
Die Tragödie ereignete sich am 22. März 1959. Der britische Student Oscar Hackett Neil Moss (20) studierte Philosophie in Oxford – und war begeistert davon, Höhlen zu erforschen. An jenem Tag war er einer von acht Höhlenforschern der British Speleological Association. Ihr Ziel: Sie wollten neue Bereiche in der Peak Cavern bei Derbyshire erkunden. „Sie bahnten sich ihren Weg durch enge, schlammgefüllte Gänge, 300 Meter unter der Erde, bis sie eine größere, offene Kammer erreichten, von der ein noch schmalerer Schacht fast senkrecht nach unten führte“, heißt es in einem Bericht der Bergrettung von England und Wales. Neil Moss sei 1,80 Meter groß gewesen – und schlank gebaut. Er stieg als erster in die Tiefen der Höhle hinab. Die Tiefe des Schachts wurde auf zwölf Meter geschätzt, doch um auf Nummer sicher zu gehen, ließen seine Kollegen lange Leiter hinab. Am Nachmittag – es war laut Berichten gegen 15.30 Uhr – zwängte Neil Moss sich in das Loch. Nach dem zwölf Meter langen Schacht machte der Felsen-Tunnel eine Art Spirale, danach folgte eine waagerechte Ebene, später ein weiterer Abgrund, der achtzehn Meter in die Tiefe reichte. Als er nicht weiterkam, wollte er wieder nach oben klettern, verklemmte dabei aber die Leiter unter seinem Körper.
Das Problem: Laut Bergrettung habe Neil Moss seine Füße nicht weit genug anheben können, um die Leiter nach oben klettern zu können. Somit wurde er in einem Schlitz mit etwa 45 Zentimetern Breite eingeklemmt – vollkommen unfähig, sich zu bewegen. Seine Kollegen versuchten, die Leiter nach oben zu ziehen und mit ihm zusammen anzuheben. Das funktionierte zwar, aber nur anfänglich – dann verkeilte sich das Kletter-Gerät. Auch Versuche, Neil Moss mithilfe von Seilen an die Oberfläche zu befördern, scheiterten. Der Höhlen-Forscher saß in der Erde fest, in der Dunkelheit, eingeklemmt zwischen den Felswänden.
In den Tiefen der Erde ging Neil Moss dann nach und nach die Luft aus, weil sein Körper den Schacht blockierte. Die Kohlendioxid-Konzentration wurde immer größer – das bekamen auch die herbeigerufenen Retter zu spüren. Drei von ihnen hätten unter der Erde das Bewusstsein verloren. Einem vierten gelang es, Neil Moss ein Seil um die Brust zu legen, doch das verschlimmerte seine Atembeschwerden nur noch. Später versuchte man, Sauerstoff in den Schacht zu pumpen, um dem gefangenen Studenten das Atmen zu erleichtern, doch auch das scheiterte.
Draußen sammelten sich derweil Freiwillige Helfer aus dem ganzen Land – und schmiedeten Pläne, wie sie Neil Moss aus seiner misslichen Lage befreien könnten. 24 Stunden nach Betreten der Höhle hörte man den jungen Mann tief unten im Schacht noch immer atmen. Dann setzte auch noch Regen ein, der drohte, Teile der Höhle zu überfluten. Die Rettungs-Teams mussten sich kurzzeitig zurückziehen – und als sie danach in den Schacht zurückkehrten, in dem Neil Moss festsaß, war von dem gefangenen Studenten kein Mucks mehr zu hören. Ein Arzt vor Ort erklärte danach, das sei das erste und einzige Mal gewesen, dass er den Tod eines Menschen festgestellt habe, ohne den Patienten tatsächlich gesehen zu haben.
Denn an Neil Moss war einfach kein Herankommen. Das bedeutete aber auch: Die Leiche des 20-Jährigen konnte nicht geborgen werden. Sein Vater, der am Eingang der Höhle wartete, entschied, dass die sterblichen Überreste im Schacht bleiben sollen. Der Eingang wurde deshalb mit Felsbrocken blockiert. In der Nähe wurde eine Inschrift hinterlassen. Der Bereich der Peak Cavern ist heute unter dem Namen „Moss Chamber“ („Moss-Kammer“) bekannt. Über den dramatischen Fall von Neil Moss und seine versuchte, aber gescheiterte Rettung wurde auch eine Dokumentation gedreht – „Fight For Life – The Neil Moss Story“ erschien 2006. ■