25.02.2015 Der Tod von Tristan Brübachs Vater rückt den grausamen Mord an seinem Sohn einmal mehr in das Bewusstsein der Menschen. Das Protokoll der letzten Stunden in Tristans Leben.
Frankfurt/Wiesbaden. Der jetzt von der Bild-Zeitung gemeldete Tod von Tristan Brübachs Vater rückt den 17 Jahre zuvor begangenen grausamen Mord an seinem Sohn erneut in das Bewusstsein vieler Menschen nicht nur der Rhein-Main-Region.
Bis heute ist Tristan Brübachs Mörder auf freiem Fuß, lebt womöglich immer noch mitten unter uns. Das Bundeskriminalamt (BKA) hat die letzten Stunden und Stationen im Leben des jungen Tristans auf Grundlage von Zeugenaussagen rekonstruiert. Das Dokument seines Todestages am 26. März 1998 liefert manche Hinweise – und lässt doch bis heute viele Fragen offen.
8 Uhr: Tristan ruft seinen Vater an Am 26.03.1998 verließ der Vater von Tristan, Bernd Brübach, gegen 04:30 Uhr die Wohnung und ging zur Arbeit. Tristan stand wie üblich alleine auf, um zur Schule zu gehen. Gegen 08:00 Uhr rief Tristan seinen Vater auf der Arbeitsstelle an, weil er über Rückenschmerzen klagte und nicht zur Schule gehen wollte. Sein Vater konnte ihn allerdings dazu bewegen, doch in die Schule zu gehen und später den Hausarzt aufzusuchen.
Polizei sucht noch immer Tristans Mörder Vor 15 Jahren, am 26. März 1998, starb der 13-jährige Tristan Brübach. Er wurde ermordet. In dieser Betonröhre geschah die schreckliche Tat. Die fieberhafte Suche nach dem Täter beginnt. Das Plakat im Mai 2002 ruft zur Fingerabdruck-Sammelaktion auf ... Tristan telefonierte um diese Zeit mit seinem Vater aus einer zur Wohnung nahegelegenen Telefonzelle. Nach dem Telefonat traf Tristan zufällig seinen Freund Boris. Beide fassten den Entschluss, vor der Schule noch einmal eine Zigarette zu rauchen. Dadurch verspätete sich Tristan und kam erst zur 2. Stunde, gegen 09:00 Uhr, in den Unterricht.
9 bis 13:30 Uhr: Tristan in der Schule
Seine Klassenlehrerin bestätigte, dass Tristan bis ca. 13:30 Uhr durchgängig in der Schule war. Tristan nahm am Unterricht und am gemeinsamen Mittagessen (12:30 Uhr - 13:15 Uhr) teil. Nach dem Mittagessen fragte Tristan die Klassenlehrerin, ob er zum Arzt gehen könnte, weil er starke Rückenschmerzen hatte. Dabei gab Tristan an, am Tag zuvor vom Baum gefallen zu sein. Tatsächlich hat er sich mit seinem Freund Maik mit Steinen beworfen, wobei Tristan durch einen Steinwurf am Rücken verletzt wurde. Die Lehrerin stimmte dem Arztbesuch zu und Tristan verließ gegen 13:30 Uhr die Schule.
Ab 13:30 Uhr: Im Bus zu Bahnhof Eine Mitschülerin einer anderen Klasse hat Tristan gesehen, als er an der Haltestelle Allesinastraße, in Höhe der Schule, in den Bus stieg und in Richtung Bahnhof Höchst fuhr. Er nahm wie immer, auf der hinteren Rückbank im Bus Platz.
14 bis 14:20 Uhr: Tristan im Bus gesehen Zwischen 14:00 Uhr und 14:20 Uhr wurde Tristan von seinem Freund Boris im Bus fahrend gesehen. Boris saß zu diesem Zeitpunkt in einem anderen Bus und versuchte Tristan auf sich aufmerksam zu machen. Tristan nahm jedoch die Zeichen von Boris nicht wahr.
Um seinen Freund zu treffen, verließ Boris seinen Bus und versuchte auf einem kürzeren Weg den Bahnhof Höchst zu erreichen. Dabei rannte er durch die Höchster Fußgängerzone, die der Bus auf einem längeren Weg umfahren muss. Doch als Boris am Höchster Bahnhof ankam, fand er Tristan nicht und ging nach Hause.
14:15/14:25 Uhr: Am Bahnhof, alleine auf einer Bank Ein Schüler der Hostatoschule sah Tristan auf seinem Nachhauseweg gegen 14:15/14:25 Uhr am Höchster Bahnhof, als er alleine auf einer Bank saß.
15:20 Uhr: Im Park beim Höchster Busbahnhof
Letztmals lebend gesehen, wurde Tristan gegen 15:20 Uhr, als er auf einer Bank in einer parkähnlichen Anlage, in der Nähe vom Höchster Busbahnhof saß. Aufgrund seiner Tierliebe kam er dabei mit einer Hundehalterin ins Gespräch, die ihren Hund ausführte. Nachdem die Hundehalterin ihren Weg fortsetzte und sich dabei noch einmal umschaute, stellte sie fest, dass auf der Bank neben Tristan zwei männliche, vermutlich ausländische, Personen saßen.
15:30 Uhr: Der Mord Etwa um 15:30 Uhr spielten drei Jugendliche auf dem Spielplatz hinter dem Anwesen Adelonstraße 31, als sie sich entschlossen zum Bahnhof Höchst zu gehen, um mit dem Bus zum Sportplatz zu fahren. Um ihren Fußweg abzukürzen, wollten die drei Kinder durch den Tunnel des Liederbaches gehen. Als die den Tunnel betreten hatten, sahen sie einen Mann, der sich über einen Gegenstand auf dem Betonsockel beugte. Die Kinder beobachteten den Mann etwa zwei Minuten und entschlossen sich dann für den längeren Fußweg um den Tunnel herum. Durch die weiteren Ermittlungen dürfte feststehen, dass diese drei Kinder den Mörder von Tristan bei seiner Tat beobachtet haben, wobei sie allerdings die Tat nicht als solche erkannt haben. Bei den Vernehmungen der drei Kinder hat sich eine brauchbare Täterbeschreibung heraus kristallisiert, die allerdings noch nicht zur Identifizierung geführt hat.
Die Meldung vom Leichenfund ging bei der Polizei erst gegen 17:08 Uhr ein. Ein Kinderbetreuer einer in Tatortnähe liegenden Kindertagesstätte wurde von zwei Kindern informiert, dass im Tunnel eine Leiche liegen würde. Die beiden Kinder spielten ebenfalls auf dem Spielplatz hinter der Adelonstraße 31 und trafen dort auf die zuvor erwähnten Jugendlichen. Etwa eine halbe Stunde später (ca. 16:00 Uhr), nachdem die drei Jugendlichen mit dem Bus zum Sportplatz fahren wollten, entschlossen sich die beiden Kinder ins Kinderhaus auf die andere Seite der Bahnschienen zu gehen.
Auch die beiden nahmen die Abkürzung durch den Tunnel des Liederbaches. Dort fanden sie auf dem Betonsockel die Leiche von Tristan. Die beiden Kinder erzählten dem Betreuer im Kinderheim von ihrem schrecklichen Fund. Nachdem der Betreuer sich vom Wahrheitsgehalt überzeugt hatte, verständigte er die Polizei.