WP-SERIE "MORDE IN ARNSBERG": 05.03.2009, 22:27 | Lesedauer: 4 Minuten Von Achim Gieseke
Arnsberg. Im Sommer 1977 erschüttert ein brutaler Mord die Arnsberger Bevölkerung. Das Opfer: der bekannte Gastwirt Heino Brüggemann (37). Er wird in der Nacht vom 16. auf den 17. Juli in seiner Wohnung in der Grafenstraße 32 erstochen.
In jener verhängnisvollen Nacht vor 32 Jahren dreht der Besitzer der „Capri-Bar” am Alten Markt (heute Polizeiwache) den Zapfhahn schon früher herum als üblich. Die letzten drei Zecher müssen ihr Bier woanders trinken. Denn der 37-Jährige hat es eilig, will sich zuhause in seiner Dachgeschosswohnung im ZDF-Spätprogramm den Edgar Wallace-Thriller „Der Hund von Blackwood-Castle” anschauen. Doch dort, in der Grafenstraße, wartet kein gruselig-wohliges Filmvergnügen, sondern blutige Realität: Heino Brüggemann trifft seinen Mörder.
Aber was geschieht in diesen Stunden zwischen Samstag und Sonntag?
Später wird die ermittelnde Mordkommission aus Dortmund rekonstruieren, dass Brüggemann durch 25 Stiche in Rücken und Brustkorb mit „einem stilettartigem Gegenstand” tödlich verletzt wird und schließlich an inneren Blutungen stirbt. Ein Stoß trifft die Herzkammer, einer die Leber. Weil die Stiche aber teilweise nicht mit sehr großer Wucht geführt werden, schließen die Beamten nicht aus, dass es sich bei dem Täter auch um eine Frau handeln könnte.
Spuren eines Kampfes werden nicht gefunden. Die übrigen Hausbewohner hören weder Geschrei noch Gepolter. Was viele, nie beantwortete Fragen aufwirft: Stammt der Mörder oder die Mörderin aus dem großen Bekanntenkreis des Gastwirts? Hat Brüggemann seinem Mörder/seiner Mörderin selbst die Tür geöffnet? Hat ihm der Täter oder die Täterin bereits in der Wohnung aufgelauert? Oder hat der 37-Jährige gar seinen späteren Mörder/seine spätere Mörderin auf dem kurzen Weg vom Alten Markt zur Grafenstraße getroffen und zu sich eingeladen? Eine Zufallstat?
Wo ist der Revolver?
Fakt ist: Heino Brüggemann wird auf seinem letzten Heimweg auf dem Brückenplatz bzw. an der ehemaligen Fußgängerunterführung Bömerstraße von Zeugen gesehen. Zumindest hier ist er allein.
Fakt ist auch: Am Sonntagmorgen, 17. Juli 1977, um 9.15 Uhr - noch vor dem Entdecken der Bluttat - spricht bereits ein betrunkener Mann in Tillmanns Gäßchen von dem schrecklichen Verbrechen, wie ein Zeuge der Polizei später mitteilen wird: „Der Betrunkene kam aus Richtung Steinweg, rannte den Zeugen fast um und sagte: ,Haste noch nichts davon gehört, dass heute Nacht ein Wirt erstochen worden ist?'”, schreibt Berichterstatter Siegfried Richter in der WP. Auch dieser mysteriöse Betrunkene wird niemals ausfindig gemacht.
Entdeckt wird der Mord an Heino Brüggemann um 9.40 Uhr. Mitbewohner stoßen vor dem Haus Grafenstraße 32 auf umgekippte Blumenkübel und wollen deshalb Hausbesitzer Brüggemann informieren. Doch der reagiert weder auf Schellen noch auf Klopfen. Nun werden dessen Mutter und Stiefvater informiert, letzterer öffnet mit einem Zweitschlüssel die Wohnungstür und findet den blutüberströmten Gastwirt tot auf dem Fußboden des Badezimmers.
Die Ermittlungsmaschinerie läuft an: Indizien deuten auf eine(n) Täter(in) aus dem Bekanntenkreis des Opfers hin. Ein Raubmord wird schnell ausgeschlossen: In der Wohnung befinden sich an verschiedenen Stellen noch zum Teil hohe Bargeldbeträge, Schmuck und andere Wertgegenstände. Doch fehlen Brüggemanns Revolver und seine häufig genutzte Umhängetasche.
Die Umhängetasche wird Tage später auf einem kleinen Feldweg an der B 7 zwischen Oeventrop und Freienohl gefunden. Aber ohne die Ermittlungen voranzubringen. Deshalb konzentriert sich die Polizei besonders auf den verchromten Revolver vom Typ „Torjas Taurus SA Cal. 38” mit elfenbeinfarbigen Griffschalen. Doch die in Deutschland sehr seltene 9-Millimeter-Waffe aus brasilianischer Fabrikation bleibt bis heute verschwunden. Ebenso die Mordwaffe. Trotz bundesweiter Fahndung in Eduard Zimmermanns Sendung „XY”.
Fahndung in „XY”
Im Verlauf der Ermittlungen überprüft die Polizei über 500 Personen. Darunter Schüler, die häufig in der „Capri-Bar” verkehren. Später wird die Suche nach dem Mörder auf die in Arnsberg stationierten belgischen Soldaten ausgeweitet, die sich nach Dienst in der Bar gerne das belgische Bier „Stella Artois” genehmigen. Auch hier kein Ergebnis. Alle Spuren verlaufen im Sand. Und der Mord an Heino Brüggemann ist noch immer ungesühnt.
Gastwirt wird 1977 niedergestochen – Ermittler stehen bei „Cold Case“ vor Rätsel Stand:15.01.2024, 07:29 Uhr
Von: Annika Ketzler
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Ein „Cold Case“ stellt Ermittler vor ein Rätsel. Ein Gastwirt wird im Jahr 1977 brutal niedergestochen. Zuvor wurde das Opfer mit einem jungen Mann gesehen.
Arnsberg/Dortmund - Mord verjährt nicht. Das Ermittlungsteam „Cold Case“ aus Dortmund ist sich einig: Die Aufklärung eines Verbrechens „sind wir den Opfern und den Hinterbliebenen schuldig“. Und genau aus diesem Grund rollt die neu gegründete Ermittlungsgruppe nicht gelöste Altfälle aus Nordrhein-Westfalen wieder auf. Es geht um Tötungsdelikte ab 1970, insgesamt beschäftigt sich das Team mit 41 „Cold Cases“, bei denen der oder die Täter bislang nicht gefasst worden sind.
Gastwirt wird 1977 brutal niedergestochen – zuvor wird er mit einem jungen Mann gesehen Einer der Fälle, der die erfahrenen Ermittler vor ein Rätsel stellt, geschah in Arnsberg im Hochsauerlandkreis. Opfer ist der damals 37-jährige Heinrich Brüggemann. Am 17. Juli 1977 wird er mit zahlreichen Messerstichen und Schnittverletzungen tot in seinem Badezimmer gefunden. Der 37-jährige Gastwirt, der von anderen oft nur „Heino“ genannt wurde, war homosexuell. In Brüggemanns Wohnung fanden die Ermittler ein benutztes Kondom mit DNA-Spuren – mutmaßlich stammen diese vom Täter. Doch die DNA ergab keinen Treffer in der Datenbank.
Auch die Tageseinnahmen des Gastwirtes und ein Revolver wurden aus der Wohnung des Opfers gestohlen. „Aktuell ist davon auszugehen, dass Täter und Geschädigter sich kannten“, erklärt das Ermittlungsteam der Polizei und Staatsanwaltschaft. Gregor Schmidt, der die Leitung der neuen Ermittlungsgruppe „Cold Case“ übernimmt, erklärt, dass Brüggemann einige Tage vor der Tat zusammen mit einem jungen Mann gesehen wurde.
Einige Tage zuvor wird Brüggemann mit einem jungen Mann gesehen Die Polizei sucht daher nach dem jungen Mann, der zu dem Zeitpunkt etwa 17 bis 18 Jahre alt war, schwarze Haare und gegebenenfalls einen Zahndefekt hatte. „Der mutmaßliche Täter und das Opfer trafen in der Gaststätte ‚Sternenkeller‘ in Arnsberg aufeinander“, erklären die Ermittler. Dort soll der Gesuchte einen Entlassungsbrief seiner Ausbildungsfirma gezeigt haben. Dabei fuchtelte er außerdem mit einem etwa 20 cm langem Messer herum. Zusammen mit dem mutmaßlichen Täter habe Brüggemann die Gaststätte verlassen. Anschließend gingen beide zur ‚Capri-Bar‘, die vom Opfer geführt wurde.
Das Ermittlungsteam sucht weiterhin nach dem Täter und Zeugen, die dabei helfen können, die Tat aufzudecken. Wer Hinweise geben kann, wird gebeten, sich bei der Kriminalwache Dortmund unter 0231/132-7441 zu melden.
1986 wird ein Witwer brutal niedergestochen. Die Ermittler finden DNA-Spuren in der Wohnung des 67-Jährigen. Das Ermittlerteam rollt nun auch diesen „Cold Case“ aus Bergkamen neu auf.
Heino Brüggemann aus Arnsberg vor 47 Jahren getötet: Wer diese Wohnung verließ, war der eiskalte Mörder Cold Case-Team sucht Zeugen mit Zahndefekt
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Andreas
Wegener
27.07.2024 - 00:23 Uhr Arnsberg/Dortmund – Kann der Rauswurf eines Lehrlings aus dem Jahr 1977 dabei helfen, einen 47 Jahre alten Mordfall aufzuklären? Kommissar Ulrich Kayser (64), Rentner-Cop in der Cold-Case-Spezialabteilung, will nichts unversucht lassen, um den Killer von Heinrich Brüggemann (†37, genannt Heino) doch noch hinter Gitter zu bringen. Der Wirt der „Capri-Bar“ war damals in seiner Arnsberger Wohnung regelrecht niedergemetzelt worden.
Hier waren Brüggemann und der junge Zeuge mit dem Zahndefekt Tage vor dem Verbrechen zu Besuch Foto: Archiv Wolfgang Becker
Blutspritzer an der Zimmertür Foto: Polizeipräsidium Dortmund
Auch wenn sich der Arnsberger Killer jetzt schon 47 Jahre in Sicherheit wog, ihm droht eine lebenslange Haftstrafe. Weil er das Geld mitnahm, ist wahrscheinlich das Mordmerkmal „Habgier“ erfüllt – und Mord verjährt bekanntlich nie ...
Hinweise an die Kripo Dortmund, Tel. (0231) 1327441
Wenn der Täter damals ca. 17-18 gewesen sein sollte, wäre er heute ca. 66 Jahre alt? Ich vermute mal Grund/Hauptschule, die damals eine andere Bedeutung hatte als heute, mit 14/15 Lehre begonnen
Sein damaliger Lehrherr wird nicht mehr unter uns sein, aber ehemalige Berufsschüler sollten sich doch an einen "auffälligen Zahndefekt" erinnern können, der vermutlich irgendwann korrigiert wurde? Vermutlich kam der TV oder Zeuge doch aus dem Raum Arnsberg?
************************************************************************* *Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht* Mark Aurel *What goes arount - comes arount * Critical questioning never harms* *********************************************************************************** *Hervorhebung in Kommentaren durch den Verfasser *Äusserungen zu Fällen sind rein spekulativ*