Foto-Fahndung! Er soll der Todesschütze von Lüdenscheid sein
04.05.2023 - 13:29 Uhr
Lüdenscheid (NRW) – Eiskalt soll er einen Mann erschossen haben: Die Polizei fahndet öffentlich mit zwei Fotos nach Rodi Chalil (23).
Montagnachmittag in der Innenstadt von Lüdenscheid (Sauerland): Gegen 16.50 Uhr hörten Zeugen Schüsse. Im Fußgängertunnel unter der Sauerfelder Straße wurde Walid A. (24) am Boden liegend gefunden. Lebensgefährlich verletzt kam der Syrer ins Krankenhaus, wo er am Abend starb.Zwei kurz nach dem Verbrechen festgenommene Tatverdächtige (15, 18) wurden am nächsten Tag wieder freigelassen, sie waren offenbar die Falschen. Stattdessen rückte Rodi Chalil ins Visier der Ermittler. Er soll A. umgebracht haben.
Nach BILD-Informationen kannten sich Täter und Opfer. Beide sind Syrer. Offenbar waren sie in Streit geraten. Worüber genau, wissen die Ermittler noch nicht. Für sie ist der mutmaßliche Killer kein Unbekannter, er war bereits unter anderem wegen Körperverletzung und Drogen-Vergehen aufgefallen.Der Gesuchte soll auch die unheimliche Person sein, die in der Nacht vor der Tat am Haus der Familie in Lüdenscheid Drohungen und Schüsse abgab!
Walids Vater Malik A. (53) zu BILD: „Ein Mann, ungefähr 20 bis 30 Jahre alt, hat gegen 3 Uhr nachts bei uns geklingelt. Er hat Deutsch gesprochen. Ich habe nicht verstanden, was er wollte. Da habe ich ihm gesagt: Hier ist meine Handynummer, schreib mir, was du überhaupt von uns willst.“
Tatsächlich bekam Malik A. diese Nachricht: „Hurensohn, wenn ihr Männer seid, kommt doch auf die Straße.“ Der Vater war schockiert: „Das taten wir natürlich nicht. Dann hat er plötzlich zwei Schüsse auf unsere Wohnung abgefeuert.“ ls Walid am nächsten Tag Freunde besuchen wollte, sah er keine Gefahr mehr. Ein tödlicher Irrtum. Auf dem Weg dorthin wurde er erschossen.
ZitatBeschreibung des Gesuchten
Südländisches Erscheinungsbild, 1,74 m groß, schlank Dunkle Haare und dunkle Augen, Bart Vorsicht: Laut Polizei hat er eine scharfe Schusswaffe dabei!
► Der Vater des Getöteten appelliert an die Öffentlichkeit: „Bitte helfen Sie uns, damit die Behörden den Mörder meines Sohnes fassen können. Ich wünsche mir von den Behörden, dass sie alles unternehmen, um ihn zu fassen und hinter Gitter zu bringen!“
Wer Rodi Chalil sieht, soll ihn nicht ansprechen, sondern auf jeden Fall die Polizei alarmieren: 110 oder 02331/986-0.
************************************************************************* *Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht* Mark Aurel *What goes arount - comes arount * Critical questioning never harms* *********************************************************************************** *Hervorhebung in Kommentaren durch den Verfasser *Äusserungen zu Fällen sind rein spekulativ*
ZitatDer Getötete sei am Montag im Zentrum von Lüdenscheid auf der Rolltreppe des Zentralen Omnibusbahnhofes von dem Tatverdächtigen angeschossen und lebensbedrohlich verletzt worden. Das Opfer sei später im Krankenhaus gestorben. Der 24-Jährige soll von nur einem Schuss tödlich getroffen worden sein. Das Projektil soll von unten nach oben in den Körper eingedrungen sein und mehrere Organe verletzt haben. Eine Mordkommission des Polizeipräsidiums Hagen ermittelt in der Angelegenheit.
ZitatDie Polizei hatte am Montag zunächst einen 15- und einen 18-Jährigen in der Nähe des Tatorts im Lüdenscheider Zentrum festgenommen. Die beiden waren jedoch am Dienstag wieder auf freien Fuß gesetzt worden, weil sich der dringende Tatverdacht nicht erhärtet habe, wie die zuständige Staatsanwaltschaft Hagen mitgeteilt hatte. Gegen die beiden Jugendlichen soll kein Haftbefehl beantragt worden sein, möglicherweise spielen beide aber noch eine Rolle im Zusammenhang mit der Tat.
Landgericht: Prozess um Sauerfeld-Mord in Lüdenscheid vor langer Beweisaufnahme Stand:25.10.2023, 08:30 Uhr
Von: Olaf Moos
Kommentare
Der Angeklagte macht vorerst von seinem Recht Gebrauch, nicht auszusagen. Sein Verteidiger Baris Yesil bezeichnet die Beweislage am Rande des ersten Prozesstages als „dünn“. Das Schwurgericht steht vor der Aufgabe, eine Vielzahl von Ermittlungsergebnissen wie Puzzleteile zu einem Bild zusammenzusetzen.
Lüdenscheid – Ob der 24-Jährige Syrer, geboren in Würzburg, darauf als kaltblütiger Mörder zu sehen sein wird, ist derzeit offen.
Nach den Aussagen der vier Polizisten zum Auftakt der Hauptverhandlung scheint klar zu sein: Der Angeklagte, zuletzt wohnhaft in Meschede, war wenige Monate vor dem Verbrechen am Sauerfeld nach Lüdenscheid gezogen. Jobs in einer Pizzeria und einem Döner-Imbiss in der Innenstadt waren die eine Seite der Medaille. Doch es gibt Hinweise auf eine andere, dunkle, Seite – Indizien für illegale Drogengeschäfte und den Verdacht, dass er in der heimischen Szene Angst und Schrecken verbreitet hat.
Ein Polizeibeamter gibt wider, was ihm der Vater des Getöteten – Oberhaupt einer syrischen Familie – berichtet hat. Dass am Tag vor dem Tod seines Sohnes Männer vor seiner Wohnung nahe dem Kluser Platz aufgetaucht und dass dabei mehrere Schüsse abgegeben worden seien. Einen Drohanruf habe es nachts gegeben, in dem auf Arabisch das Wort „Drogen“ gefallen sei. Sein Sohn habe dabei den Vornamen des Angeklagten genannt.
Andere Informationen der Polizei scheinen ebenfalls gesichert zu sein, gestalten die Beweislage aktuell aber nicht übersichtlicher. Die Puzzleteile wirken noch ungeordnet.
Ein Dienstgruppenleiter der Polizei hat einen Vermerk geschrieben über einen Besuch eines Mannes auf der Wache. Der habe ihm ein mitgeschnittenes Telefonat vorgespielt, in dem eine Frau sich über den Angeklagten äußert. Demnach war der 24-Jährige auf dem Beifahrersitz eines schwarzen getunten Mercedes mit Bekannten unterwegs – und sei nach einem schweren Unfall ausgestiegen und in einem anderen Wagen weggefahren. Rechtsanwalt Yesil widerspricht der Verwertung des Telefonats. „Es wurde ohne Wissen der Sprecherin aufgenommen.“
Offenbar musste der Mann am Steuer des Mercedes ins Klinikum. Der Polizist berichtet, der Verletzte habe ihn aus dem Krankenhaus angerufen und Befürchtungen geäußert, sein Bruder sei entführt worden. Die Polizisten überprüfen die Information und spüren den angeblich Entführten in einer Lüdenscheider Moschee auf. Rund 100 Männer seien da gewesen, sagt der Dienstgruppenleiter. „Die wollten uns zuerst nicht rein lassen und waren sehr verschlossen.“ Der Bruder des verletzten Autofahrers habe im Gebetsraum gesessen und gesagt: „Es geht mir gut.“
Ein anderer Polizeibeamter berichtet über eine Wohnungsdurchsuchung an der Feldstraße, ebenfalls in der Kluse, zehn Tage nach dem Mord. Er habe ein Handy und eine Schreckschusspistole sichergestellt, außerdem Drogen, eine Feinwaage und ein Handy. Der Wohnungsinhaber habe ihm erklärt, er habe die Gegenstände nur aufbewahrt, sie gehörten dem Angeklagten.
Aktenkundig wird auch ein weiterer Vorfall auf der Polizeiwache. Ein Zeuge erinnert sich an zwei Männer, die kurz nach dem Mord am Sauerfeld aufgetaucht seien. Sie erzählen über den Angeklagten, er habe unmissverständlich zu ihnen gesagt: „Ihr seid die Nächsten, ihr werdet schon sehen!“
Lüdenscheid - Für den Älteren der beiden, Auszubildender in der Industrie, gibt es offenbar keinen Zweifel daran, dass der Angeklagte der Täter ist. Der 23-Jährige war in der Nacht nicht zu Hause, in der mehrere Männer seinen Vater aus dem Bett geklingelt haben und einer von ihnen den Busfahrer (59) und seinen Erstgeborenen beleidigte, mit dem Tod bedrohte und vor dem Haus mehrere Schüsse in die Luft abfeuerte.
LKA, BKA, Soko: Was bedeuten die Polizei-Kürzel?
Wenn die Darstellung des Zeugen stimmt, dann machte sich sein großer Bruder Walid am 1. Mai umgehend auf die Suche nach dem Aggressor. Die Ehre der Familie stand wohl auf dem Spiel. Der 23-Jährige berichtet über den Angeklagten: „Der hatte Angst, weil niemand eine Chance hatte gegen Walid. Der hätte ihm die Knochen gebrochen.“ Als der Angeklagte das hört, lacht er verächtlich auf – und wird von der Vorsitzenden Richterin ermahnt.
In der Aussage des 23-Jährigen spielen auch drei Brüder eine Rolle, deren Namen im Prozess schon mehrfach fielen. Der Jüngste von ihnen ist derjenige, dem das spätere Mordopfer an der Knapper Straße angeblich zwei Gramm Marihuana geklaut hat – und der wiederum einen seiner Brüder über den Diebstahl informierte. Der Zeuge sagt: „Die Brüder sind bekannt als Drogenhändler. Die haben einen schlechten Ruf.“
Zunächst, so der 23-Jährige, habe seine Familie geglaubt, der Dealer vom „Knapp“ habe den Mörder beauftragt, um den Diebstahl zu rächen. Nach Walids Tod beteuerte der jedoch nach mehreren Zeugenaussagen, sein Clan habe mit der Erschießung nichts zu tun – und präsentierte der Opferfamilie bei der Trauerfeier ein Foto und die Adresse des Angeklagten.
Wie verzweifelt die Hinterbliebenen des 24-Jährigen sind, offenbart die Aussage des 20 Jahre alten Bruders des Getöteten. Der Fachoberschüler bricht im Zeugenstand in Tränen aus und zeigt auf den Mann neben Strafverteidiger Baris Yesil. „Der hat nicht nur unseren Bruder getötet, sondern unsere ganze Familie – und meine Zukunft auch. Ich bin in der Schule ganz schlecht geworden, ich kann mich auf nichts mehr konzentrieren.“
Der Dealer vom „Knapp“ habe über den Angeklagten gesagt: „Wir geben euch seine Adresse, damit ihr ihn töten könnt.“
Mann auf offener Straße erschossen – Höchststrafe gefordert Stand: 13.03.2024, 10:57 Uhr
Im Prozess um den Mord in Lüdenscheid haben Staatsanwaltschaft und Nebenklage vor dem Landgericht Hagen ihre Plädoyers gehalten. Sie fordern eine lebenslange Haftsrafe für den heute 24-jährigen Angeklagten.
Staatsanwältin Miriam Polk ist sich sicher, Rodi C. hat seinem Opfer heimtückisch aufgelauert und seinen Gegner arglos erwischt. Der habe zu dem Zeitpunkt nicht mit einem Angriff gerechnet, sondern sei auf dem Weg zu Freunden in einem Park gewesen.
Der Indizienprozess Am 1. Mai 2023 wurde der Mann am helllichten Tag mitten in Lüdenscheid erschossen. Vorausgegangen war ein Streit zwischen Opfer und mutmaßlichem Täter. Es ging um Drogen im Wert von etwa 20 Euro. Die beiden schickten sich über Tage immer wieder Nachrichten mit gegenseitigen Beleidigungen. Am Ende glaubte Rodi C. seine Ehre verteidigen zu müssen, ist die Staatsanwältin überzeugt.
Im Indizienprozess ist dem Angeklagten nach Ansicht der Anklägerin ein Mord durch Zeugenaussagen und Gutachten eindeutig nachgewiesen worden. Die Aussage des mutmaßlichen Täters, der sich kurz vor Ende der Beweisaufnahme zum ersten Mal äußerte und dabei einen anderen Mann beschuldigte, wertet sie als Schutzbehauptung.
Justitia wirft einen Schatten. Mann auf offener Straße erschossen – Höchststrafe gefordertWDR Studios NRW 13.03.2024 00:38 Min. Verfügbar bis 13.03.2026 WDR Online Prüfung auf "besondere Schwere der Schuld" gefordert Polk fordert außerdem, die besondere Schwere der Schuld feststellen zu lassen. Das würde bedeuten, dass eine Entlassung auf Bewährung nach 15 Jahren ausgeschlossen ist. Der Anwalt der Nebenklage, der die Familie des Opfers vertritt, schließt sich den Forderungen der Staatsanwältin an.
Rodi C. Verfolgt die beiden Plädoyers weitgehend regungslos. Nur einmal flüstert er kurz aufgebracht mit seinem Verteidiger. Der wird sein Plädoyer in der kommenden Woche halten. Wahrscheinlich wird dann auch das Urteil gesprochen.
Mehr zum Prozess Überraschende Aussage in Hagener Mordprozess | mehr Mann auf offener Straße erschossen - Prozessauftakt in Hagen | mehr Quellen:
Reporter vor Ort Über dieses Thema berichten wir auch in der Lokalzeit Südwestfalen auf WDR2 am 13.03.24.