Spurlos verschwunden: Zwölf Vermisstenfälle, die die Region aufwühlten – und es immer noch tun
Immer wieder verschwinden Menschen am Bodensee, Hochrhein und Schwarzwald auf rätselhafte Weise. Von manchen von ihnen fehlt bis heute jede Spur. Bei anderen ist die traurige Gewissheit: Sie kommen nicht wieder.
Wenn ein Mensch nicht nach Hause zurückkommt, ist das für Angehörige, Freunde und manchmal ganze Gemeinden ein Schock. Auch in der Region verschwinden immer wieder Personen und werden bei der Polizei als vermisst gemeldet. Manche von ihnen kehren nach wenigen Tagen zurück, andere bleiben jahrelang vermisst – von einigen fehlt weiterhin jede Spur. Manche Fälle enden tragisch, so wie der jüngste Fall aus Stockach.
Scarlett S. verschwindet nach einer Wandertour Die 26-jährige Scarlett S. aus dem nordrhein-westfälischen Bad Lippspringe gilt seit Herbst 2020 als vermisst: Am 10. September 2020 nahm eine Überwachungskamera in einem Todtmooser Supermarkt die letzten Bilder von der jungen Frau auf. Sie wollte durchs Wehratal wandern. Ab hier verliert sich ihre Spur.
Trotz umfangreicher Suchmaßnahmen durch Feuerwehr, Bergwacht, Polizeihubschrauber und einer Rettungshundestaffel, bleibt die Wanderin bis heute spurlos verschwunden. Familienvater Dirk Brünker ist auf Medikamente angewiesen Der 61-jährige Dirk Brünker aus Villingen gilt seit dem 23. Dezember 2022 als vermisst. Er wurde nach einer Kneipentour beim Verlassen einer Gaststätte in der Villinger Innenstadt zum letzten Mal gesehen. Er kehrte nicht mehr nach Hause zurück, weshalb er von seiner Familie als vermisst gemeldet wurde.
Der Vater des Zweitliga-Fußballers Kai Brünker ist auf Medikamente angewiesen. Seit seinem Verschwinden wurden zahlreiche Suchaktionen gestartet. Alle blieben erfolglos.
95-Jähriger verlässt seine Wohnung und verschwindet Seit dem 11. Dezember 2022 gilt ein 95-jähriger Mann aus Radolfzell als vermisst. Der Mann soll gegen 17.30 Uhr seine Wohnung verlassen haben. Die Polizei leitete umfangreiche Suchmaßnahmen ein. Seitdem fehlt von ihm jede Spur.
Hinweise zu dem Vermissten nimmt das Kriminalkommissariat Konstanz unter der Telefonnummer (07531) 9950 entgegen.
74-jährige demente Frau verlässt ihre Wohnung und kehrt nicht zurück Am Morgen des 17. Januar 2023 stellte ein Pflegedienst fest, dass sich eine 74-jährige demenzkranke Frau aus Eriskirch-Mariabrunn nicht in ihrer Wohnung aufhielt. Wenig später wurden umfangreiche Suchmaßnahmen mit Polizeihubschrauber, Suchhunden und Drohnen gestartet. Die Suche blieb erfolglos.
Am 6. Februar dann die traurige Gewissheit: Der Leichnam der Frau wurde von einem Zeugen in einem schwer einsehbaren Gebüsch im Ortsgebiet gefunden. Laut Polizei gab es keine Hinweise auf ein Fremdeinwirken.
Von Jennifer H. fehlt seit August 2022 jede Spur Die 32-jährige Jennifer H. aus Immendingen wurde zuletzt am Abend des 21. August 2022 gesehen, hat am Folgetag noch einmal mit Angehörigen telefoniert. Seitdem fehlt jede Spur von ihr. Bereitschaftspolizisten, die Feuerwehr Immendingen, Helfer des Deutschen Roten Kreuzes, eine Rettungshundestaffel und die Wasserschutzpolizei suchten nach der Frau.
Großangelegte Suchaktionen der Waldflächen um den nahe Immendingen gelegenen Berg Höwenegg blieben erfolglos. Die Polizei durchkämmte auch das Gelände am Kratersee des Höwenegg auf der Suche nach der vermissten Jennifer H. Ein Öffentlichkeitsaufruf lieferte bisher keine Hinweise auf den Aufenthaltsort der 32-Jährigen. Hinweise nimmt die Polizei Tuttlingen unter der Telefonnummer (07461) 9410 entgegen.
Gabriele Speth wird nach Spaziergang vermisst Über zehn Jahre ist es her, dass Gabriele Speth aus Friedrichshafen-Fischbach als vermisst gilt. Am 13. November 2012 machte die damals 45-Jährige wie so oft einen langen Spaziergang. Anders als sonst kam sie dieses mal jedoch nicht nach Hause zurück. Noch am gleichen Abend suchten mehrere Polizeistreifen die Gegend ab.
Hundestaffeln und Hubschrauber waren im Einsatz, eine Sonderkommission wurde gegründet. Es begann eine verzweifelte Suche, die bis heute andauert. Zuletzt durchforstete die Kriminalpolizei im Sommer 2020 mit schwerem Gerät den Buchenbach in Spaltenstein. Zweimal war der Fall bereits Thema in der Sendung Aktenzeichen XY, in der Hoffnung neue Hinweise zu bekommen. Ohne Erfolg.
Auswanderer taucht nach 18 Jahren wieder auf Manche Vermisstenfälle gehen gut aus: Anfang 2023 konnte die Kriminalpolizei einen deutschen Spanien-Auswanderer in der Schweiz ausfindig machen. Der Mann galt seit 18 Jahren als vermisst. Im September 2004 verabschiedete sich der damals 56-Jährige von seiner Ehefrau. Er kündigte an, zu einer Geschäftsreise nach Deutschland beziehungsweise München aufzubrechen. Er reiste mit dem Zug mehr als 1000 Kilometer von Spanien nach Konstanz, wo er im Hotel Bilger-Eck eincheckte.
Am 21. September 2004 verliert sich seine Spur, das Hotel meldete seinen Gast als verschwunden. Die Konstanzer Polizei nahm die Ermittlungen auf, doch der Vermisste blieb unauffindbar. 2023 konnte die inzwischen gegründete Rottweiler Cold-Case-Ermittlungsgruppe mithilfe der Schweizer Behörden den untergetauchten Mann im Kanton Schwyz ausfindig machen.
60-Jähriger aus dem Bodenseekreis wird auf Bergtour vermisst Ein 60-jähriger Mann aus dem Bodenseekreis war am Morgen des 4. Oktober 2022 als vermisst gemeldet worden, da ihn seine Familie seit dem 30. September nicht mehr erreicht hatte. Polizei und Bergwacht suchten im Bereich einer von ihm geplanten Bergtour am Grünstein und kleinen Watzmann. Im Tagesverlauf wurde schließlich auf einer Höhe von rund 1700 Metern die Leiche des Mannes von einem Polizeihubschrauber entdeckt und geborgen.
57-jährige Frau wird tot in einem Garten gefunden Seit dem 18. Dezember 2022 suchte die Rottweiler Polizei nach einer 57-jährigen Frau, die von besorgten Arbeitskolleginnen als vermisst gemeldet wurde. Am 22. Dezember fand die Polizei in einem Garten in Rottweil die Leiche einer Frau. Die Identifizierung der ergab, dass es sich um die vermisste 57-Jährige handelte.
Rheinschwimmer galt vier Tage als vermisst Ein 31-jähriger Mann war am 11. August 2022 im Rhein bei Ettikon schwimmen gegangen und kehrte nicht zurück. Drei Tage später barg die Wasserschutzpolizei den Leichnam des Mannes aus dem Rechen des Rheinkraftwerks Albbruck-Dogern.
28-jähriger Mann nach vier Tagen geborgen Ein ähnlicher Fall hatte sich am 30. Juli 2022 ereignet: Ein 28-jähriger Mann wurde zuletzt im Bereich des Pfullendorfer Seeparks gesehen. Seitdem suchte die Polizei nach dem Vermissten. Seine Leiche wurde am 3. August 2022 auf dem Seepark-Gelände geborgen.
Sabrina P. aus Stockach Die 24-jährige Sabrina P. aus Stockach verließ am 13. Januar 2023 ihre Wohnung und war seitdem verschwunden. Die Familie startete über Soziale Netzwerke eine Suchaktion, auch die Polizei nahm die Ermittlungen auf. Am 18. Januar folgte die traurige Gewissheit: Die junge Mutter wurde in Stockach tot aufgefunden.
Mutmaßlicher Täter soll der 22-jährige Vater der vier Monate alten Tochter von Sabrina P. sein. Der Mann soll bereits die Tat gestanden haben. Die Ermittlungsgruppe der Kriminalpolizeidirektion Rottweil ermittelt wegen Verdachts auf Totschlag.
22.12.2024 14:21 6.382 Wie kam sein Vater wirklich ums Leben? Fußball-Star Kai Brünker und Familie glauben der Polizei nicht Von Tina Hofmann
Saarbrücken/Villingen - Kai Brünker (30), aktuell Fußball-Profi in der 3. Liga beim 1. FC Saarbrücken, hatte sich vor zwei Jahren über eine verlängerte Winterpause mit seinem damaligen Klub 1. FC Magdeburg gefreut. Aufgrund der Weltmeisterschaft in Katar hatten die deutschen Vereine seit Mitte November kein Pflichtspiel mehr.
Am 21. Dezember 2022 änderte sich sein Leben und das seiner Familie aber schlagartig, denn drei Tage vor Heiligabend verschwand sein Vater Dirk Brünker (†61), selbst Fußballer, spurlos.
Tagelang suchte die Familie mit 400 Helfern nach dem Vermissten, Kai flog nicht mit Magdeburg ins Trainingslager, um selbst helfen zu können.
77 Tage später, am 9. März 2024, wurde sein Vater dann tot am Ufer des Flusses Brigach in Donaueschingen aufgefunden. Sofort ließ die Polizei mitteilen, dass der Mann ohne Fremd- oder Gewalteinwirkung zu Tode gekommen sei, es handle sich um einen tragischen Unfall. Doch schnell bezweifelte die Familie einige Darstellungsweisen der Beamten.
Seitdem kämpfen Kai, seine Mutter Michaela und seine Schwester Tamara um Akteneinsicht, die ihren Anwälten bislang nicht gewährt wird. Deshalb wandte sich Tamara an eine Recherche-Organisation in Berlin, die im besten Fall dafür sorgen soll, ungeklärte Fragen zu beantworten und gegebenenfalls das Ermittlungsverfahren zum Tod von Dirk Brünker neu aufrollen zu lassen.
"Ursprünglich hieß es, dass er hineingefallen sei, da hätte man ja irgendeine Spur sehen müssen", sagt eine sichtlich bewegte Witwe in einem Trailer des "Recherche Zentrum e.V". Ihr Mann habe eine stattliche, große Figur gehabt, selbst wenn er ins Rutschen gekommen sei, hätte man am Fundort etwas sehen müssen.
Kai Brünker und seine Familie sehen viele Ungereimtheiten beim Tod von Vater Dirk Brünker
"Wir wollen die Antworten, die gibt es, die stehen irgendwo niedergeschrieben", sagt Tochter Tamara, ihre Mutter geht so weit und sagt: "So, wie sie es uns verkauft haben, kann es nicht abgelaufen sein."
Wie der Schwarzwälder Bote berichtet, hätten die Behörden das Gasthaus Ott in Villingen-Schwenningen als letzten Ort, an dem Dirk Brünker gesehen wurde, genannt. Doch das stimmt nach Angaben des "Recherche Zentrum" nicht. Stattdessen soll der 61-Jährige anschließend auf Polizisten getroffen sein und sich in eine Art Festnahme-Situation eingemischt haben, berichtet Journalistin Nadine Saeed (46), die sich beim Recherche Zentrum mit ihrem Kollegen Luke Harrow um den Fall kümmert.
Sie berichtet auch, dass die Familie nicht glaube, dass Dirk Brünker in die Brigach oder den Fluss Warenbach gefallen sei. Sein Leichnam soll bei der Auffinde-Situation bereits stark verwest gewesen sein.
Im Autopsiebericht sollen Bilder fehlen, zudem gebe es keine definitive Aussage zu seiner Todesursache. Die Polizei begründet den Anwälten die nur teilweise erfolgte Herausgabe der Akte mit Geheimhaltungsrichtlinien zum einsatztaktischen Vorgehen und Informationen in diesem Zusammenhang, die die allgemeine Sicherheit gefährden könnten.
Das Polizeipräsidium Konstanz wollte sich auf Anfrage des Schwarzwälder Boten nicht äußern, da die Familie rechtlich gegen die gewährte Einsicht der Akten vorgehe und sie sich deshalb nicht zu einem laufenden Verfahren äußern könnten.
Michaela, Tamara und Kai Brünker hoffen, dass das "Recherche Zentrum" helfen kann, die Umstände des Todes gänzlich aufzuklären und den quälenden Fragen Antworten zu geben.