Mord an Schneider von Moers - Ließ SIE ihren Mann zerstückeln?
18.01.2024 - 16:32 Uhr
Kleve (NRW) – Ein brutaler „Stückel-Mord“ beschäftigt seit Donnerstag erneut das Landgericht Kleve. Im September 2022 wurde der Schneider Kazim Tatar (56) aus Moers erschossen, mit einer Säge zerstückelt und im Wald verscharrt. Der Täter, Tüncay C. (50), wurde bereits Ende letzten Jahres zu lebenslanger Haft verurteilt.
ZitatJetzt steht die Ex-Frau des Opfers vor Gericht: Birgül T. (51) soll den Mord-Auftrag erteilt haben. „Birgül T. hat einen erheblichen Teil der Beute kassiert, die aus rund 18 000 Euro Bargeld und Goldschmuck im Wert von mindestens 5000 Euro bestand. Zudem hat sie an der Beseitigung der Leiche mitgewirkt“, sagte die Staatsanwältin bei der Verlesung der Anklage. „Mord aus Habgier und Heimtücke“ lautet deshalb der Vorwurf.
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ÜBERSICHT Mord und Totschlag: Diese Fälle haben den Kreis erschüttert 28.02.2024, 16:30 Uhr • Lesezeit: 6 Minuten Robin Brand Von Robin Brand Redaktionsleiter Kreis- und Lokalredaktion
Kreis Wesel. In Drevenack ist am Wochenende eine Imbissbesitzerin ermordet worden. Welche Fälle sich im Kreis in den vergangenen Jahren noch ereignet haben.
Die Aufregung ist groß im kleinen Drevenack: Seit dem vergangenen Wochenende erschüttert ein Mordfall den Ortsteil von Hünxe mit seinen gut 3300 Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Besitzerin einer Imbissbude ist erstochen worden, ihr eigener Ehemann steht unter dringendem Tatverdacht, sie mit einem Messer ermordet zu haben. Der 50-Jährige sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft, die Ermittlungen zu den Hintergründen laufen. Mord und Totschlag ist im Kreis Wesel zwar relativ selten, blickt man in die jüngere Vergangenheit, dann war die Tat in Drevenack aber nicht das einzige aufsehenerregende Tötungsdelikt.
Mord in Hünxe und schwere Brandstifung in Hamminkeln So wurde ebenfalls in Hünxe im September 2018 eine Bluttat begangen. Ein 40-Jähriger, der in der Gemeinde wohnte, erschlug einen 82 Jahre alten Bekannten von hinten mit einer Axt. Der Grund für diese tödliche Attacke konnte später auch vor Gericht nicht vollständig geklärt werden. Klar ist: Es ging um Geld, aber nicht um viel. Der Täter hatte den mit ihm und seinen Eltern fast freundschaftlich verbundenen Ex-Lehrer, für den er Hausmeisterdienste übernahm, nach einem Darlehen von 3000 Euro gefragt. Weil der Senior das ablehnte, ging der Mörder wütend zurück zu seinem Auto und holte eine Axt, wie es später vor Gericht geschildert wurde. Während der 82-Jährige sich die Sportschau im Fernsehen anschaut, spaltete er ihm den Schädel. Anschließend stahl der Hünxer die Bankkarte seines Opfers und hob damit 1000 Euro ab. Vor dem Landgericht in Duisburg wurde er im März 2019 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
Nicht wegen eines Mordes, sondern wegen schwerer Brandstiftung mit Todesfolge ist im Juli 2020 ein damals 43-Jähriger aus Voerde verurteilt worden. Der Mann hatte ein Jahr zuvor in Hamminkeln einen Saunaclub in Brand gesetzt. Aus Wut über die Rechnung des Etablissements hatte er in einem Zimmer Feuer gelegt, ein 64 Jahre alter Mann aus den Niederlanden kam in dem Inferno ums Leben. Das Gericht verurteilte den Voerder zu sechs Jahren Haft und ordnete die Unterbringung des 43-Jährigen in einer Entziehungsanstalt an.
Ebenfalls nach Hamminkeln führte die Spur in diesem letztlich nie völlig aufgeklärten Todesfall: Im November 2017 entdeckten Bauarbeiter in Mehrhoog eine skelettierte Leiche. Es handelte sich dabei um eine seit 35 Jahren vermisste Frau. Unter Mordverdacht stand der Ehemann der Getöteten, man konnte ihm die Sache aber nie nachweisen, weil die Leiche so lange verschollen blieb. Zum Zeitpunkt des Fundes war er bereits tot.
Mord oder Totschlag: Gleich mehrere Fälle in Dinslaken Gleich mehrere Tötungsdelikte oder mutmaßliche Tötungsdelikte haben sich in den vergangenen Jahren in Dinslaken ereignet. Besonders in Erinnerung dürfte vielen noch die getötete Dreijährige geblieben sein. Die Leiche des Mädchens war im vergangenen Jahr in Oberhausen im Rhein-Herne-Kanal gefunden worden. Zuvor soll es in einem Keller eines Mehrfamilienhauses in Dinslaken eingesperrt worden sein. Laut Obduktion erstickte das Kind an erbrochenem Brei. Ein Gerichtsverfahren gab es bisher noch nicht, die Staatsanwaltschaft hat vor wenigen Wochen die Anklage gegen die Eltern erhoben. Ihnen wird Mord vorgeworfen.
Nach einem Überfall auf eine Druckerei an der Hünxer Straße in Dinslaken war im Dezember 2022 ein 36-Jähriger erschossen worden. Der Fall, bei dem es wohl eine Verbindung ins Rockermilieu gibt, ist mittlerweile vor Gericht verhandelt worden. Die Strafkammer entschied zu Gunsten des Angeklagten und entschied auf Notwehr, er wurde freigesprochen. Urteile gab es hingegen in diesen Dinslakener Fällen: Ein Ehemann, der im Januar 2019 seine Frau erstickt hatte und das wie einen Selbstmord aussehen lassen wollte, musste zehn Jahre wegen Totschlags ins Gefängnis; für neun Jahre wegen Totschlags wurde 2018 eine Pflegerin verurteilt, die einem Senior eine zu starkes Schmerzmittel verabreicht hatte, woran dieser verstarb; bereits 2016 gab es gleich mehrere Totschlagsurteile wegen der Tötung einer Kosmetikerin.
Ebenfalls wegen Totschlags wurde 2018 ein Mann aus Wesel verurteilt, der seine Ehefrau erwürgt hatte. Vor Gericht hatte er bis zuletzt zu dem Anklagevorwurf geschwiegen. Mordmerkmale wie Heimtücke oder niedrige Beweggründe vermochte das Gericht nicht festzustellen, hieß es damals im Gerichtsbericht der NRZ. Der 56-Jährige musste für elf Jahre ins Gefängnis.
Mord an Kazim Tatar: Zerstückelte Leiche in Moers Der wohl spektakulärste Mordfall der vergangenen Jahre ereignete sich in Moers. Am 12. September 2022 wurde der Änderungsschneider Kazim Tatar erschossen und anschließend zerstückelt in einem Waldstück vergraben. Nach längerer Suche fand die Polizei den Leichnam des Mordopfers aufgeteilt auf mehrere Plastiksäcke. Ein 49 Jahre alter Mann aus Neukirchen-Vluyn ist mittlerweile wegen Mordes zu einer lebenslänglichen Freiheitsstraße verurteilt worden, das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Gegen die Frau des Ermordeten läuft ein weiterer Prozess vor dem Landgericht Kleve. Der Vorwurf: Mord aus Habgier und Heimtücke. Die Staatsanwaltschaft sieht die 51-Jährige als Initiatorin der grausamen Tötung. Bereits am Donnerstag könnte ein Urteil fallen. Eine andere Bluttat in der Grafenstadt wurde im November 2019 begangen: Nach einer Messerattacke vor einem Kiosk starb ein 23-Jähriger. Der Täter ist wegen Totschlags zu einer Haftstrafe von siebeneinhalb Jahren verurteilt worden.
Für großes Entsetzen hatte im Juli 2019 zudem eine Tat am Bahnhof in Voerde gesorgt: Ein damals 28-Jähriger schubste eine junge Frau vor einen einfahrenden Zug, die verstarb noch vor Ort. Die juristische Aufbereitung der Tat war kompliziert: Juristisch bewertete die zuständige Kammer das Geschehen zwar als heimtückischen Mord. Doch wegen einer psychischen Erkrankung konnte der Angeklagte nicht belangt werden. Er wurde auf unbestimmte Dauer in einer psychiatrischen Klinik untergebracht.
Nach "Stückel-Mord" in Moers: Lebenslange Haft für Ex-Frau Stand: 04.03.2024, 15:12 Uhr
Im Fall des Mordes an einem Schneider aus Moers ist am Montag am Landgericht Kleve das Urteil gefallen. Die frühere Ehefrau des Getöteten ist zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden.
Die Frau soll die Drahtzieherin der Gewalttat gewesen sein, urteilte das Gericht und folgte damit dem Plädoyer der Staatsanwaltschaft, die eine lebenslange Strafe für die Ex-Frau des Getöteten gefordert hatte. Bereits im vergangenen Jahr war ein Freund des Ermordeten zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Nach Urlaub verschwunden und umgebracht Der 56-jährige Schneider war nach einem Urlaub in der Türkei September 2022 verschwunden. Erst im November wurde dann die zerstückelte Leiche des Manns in einem Wald in Moers gefunden.
Das Gericht ging davon aus, dass der Freund des Ermordeten ihn vom Flughafen abholen und nach Hause fahren sollte. Dort habe er den Mann dann mit zwei Schüssen erschossen.
Es ging um Gold Die Ex-Ehefrau des Mannes soll den Mord in Auftrag gegeben haben, weil der 56-Jährige ihrer Meinung nach nach dem Scheitern der gemeinsamen Ehe Goldschmuck behalten haben soll, der ihm nicht zustand. Der Freund des Mannes habe kurz vor dem Mord das Versteck wissen wollen. Den Schmuck hatte das Opfer in einem Säckchen im Lüftungsschacht des Badezimmers versteckt. Erst nach Herausgabe dieses Verstecks wurde der Schneider umgebracht.
Prozess um getöteten Mann aus Moers beginnt | mehr Prozess begann im Januar Die ehemalige Ehefrau soll einen Großteil der Beute kassiert haben. Sie stand seit Mitte Januar vor Gericht. Am ersten Prozesstag schwieg die Frau des Opfers und wurde in Handschellen in den Gerichtssaal geführt. Bereits seit Ende Februar vergangenen Jahres saß sie in Untersuchungshaft.
Die Beute bestand nach Gerichtsangaben aus rund 18.000 Euro Bargeld und dem Schmuck, der einen Wert von mindestens 5.000 Euro haben soll.
Unsere Quellen:
Nachrichtenagentur AFP Über dieses Thema berichten wir am 04.03.2024 auch im Fernsehen in der Lokalzeit Duisburg sowie im Hörfunk auf WDR 2.